Airborn 02 - Wolkenpiraten
Schultern, als wäre das keine besonders interessante oder nützliche Information.
»Hört mal zu«, sagte Nadira:
Ich fragte Mr Grunel, wohin wir segeln sollten, und er meinte, er hätte kein Ziel im Sinn. Ich fragte nach, ob er nicht eines auswählen möge, und er antwortete, ich selbst könne eines wählen, solange es nur gut abgelegen wäre. »Es spielt überhaupt keine Rolle«, sagte er, »so lange wir nur nicht ankommen.« Als ich sagte, ich sei mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden hätte, erwiderte er scharf und ziemlich ungeduldig: »Segeln Sie einfach weiter, Kapitän. Das ist alles, was ich verlange.« Ich fragte nach, was wir machen sollten, wenn Treibstoff und Vorräte zu Ende gingen, und er lächelte mich nur seltsam an und sagte, da wäre kein Grund zur Sorge.
»Na bitte, der totale Spinner«, sagte Hal. »Aber das haben wir ja schon an seinen Erfindungen gemerkt.«
»Höchstwahrscheinlich war er kein Spinner«, widersprach Kate. »Er hat uns eine der größten …«
»Ja, ja, ich weiß«, unterbrach Hal sie. »Aber was ist das für ein Mann, der sein Leben in ein Schiff packt und im Himmel verschwinden will?«
Darauf wusste ich auch keine Antwort und blätterte langsam in Grunels Tagebuch. Seite um Seite waren mit seinen seltsamen Notizen gefüllt. Es war schwer zu glauben, dass die selbst für ihn einen Sinn ergaben. Seine Zahlen- und Zeichenkolonnen ließen meine Physiklehrbücher ziemlich einfach erscheinen.
Nadira las noch etwas aus dem Logbuch des Kapitäns vor:
Mr Grunel dinierte am ersten Abend in der Luft mit mir und den Offizieren. Er erinnerte uns daran, dass wir unter gar keinen Umständen unsere Position irgendjemand auf der Erde telegrafieren dürften. Als existierten wir von diesem Moment an nicht mehr. Darüber hinaus sollten wir die gegenwärtige Position halten und die Offiziere auf der Brücke entsprechend anweisen, die Mannschaft aber sollte nicht wissen, wo wir uns befanden. Diesen Bedingungen hatten wir natürlich schon zugestimmt, als er uns anheuerte. Am Ende des Essens dankte uns Mr Grunel und sagte uns Lebewohl. »Sie werden mich wahrscheinlich ziemlich lange nicht sehen. Ich habe eine große Arbeit vor mir, und ich wünsche nicht gestört zu werden, es sei denn aus extrem wichtigem Grund. Guten Abend, meine Herren.«
Als Nadira aufhörte vorzulesen, blätterte ich eine Seite in Grunels Tagebuch um und stieß auf ein paar der wenigen Zeilen mit normalem Text in seiner kleinen, akribischen Schrift.
»Hier ist was«, sagte ich und las vor:
Jetzt in der Luft kann ich wenigstens mein Werk ohne Unterbrechung, Verräter oder Saboteure vollenden. Nicht einmal B. kann mich jetzt finden.
»Er hatte einen starken Verfolgungswahn«, sagte Kate. »Ich erinnere mich, das gelesen zu haben.«
»Wer ist B.?«, fragte ich mich laut.
»Vielleicht jemand, der ihm seine Ideen stehlen wollte«, schlug Nadira vor.
»Er war davon überzeugt, dass absolut jeder ihm seine Ideen stehlen wollte«, sagte Kate.
»Noch ein Anzeichen von Wahnsinn«, warf Hal ein. Aus irgendeinem Grund schien ihn das Vorlesen aus den Tagebüchern zu reizen. Er hörte ungeduldig zu, biss sich auf die Lippen und ließ seinen Blick unruhig im Salon umherschweifen.
»Aber an was hat er gearbeitet?«, fragte ich. »In seiner Werkstatt standen Dutzende von Sachen rum.«
Doch ich musste automatisch an die riesige, teleskopähnliche Maschine denken. Nur an ihr befand sich keine Beschriftung. Sie hatte keinen Namen. Hätte Hal die Pläne nicht zurück in die Rohrpost gegeben, hätten wir vielleicht mehr darüber herausfinden können.
Nadira blätterte durch die aufgedunsenen Seiten des Schiffstagebuchs. »Hier geht es fast nur noch ums Wetter. Oh, aber hier ist was:«
Grunel ist ein komischer Vogel, das ist sicher. Seit dem ersten Abend haben wir ihn nicht mehr gesehen. Er bleibt in seinem Apartment und wird vermutlich von seinem verschlagenen, kleinen Diener Hendrickson versorgt.
»Wir haben Hendrickson nicht gefunden«, sagte ich zu Hal. Ich fand das ein bisschen seltsam, da wir die ganze Luxussuite durchsucht hatten. Wir hätten eigentlich auf ihn stoßen müssen, denn es war später Abend gewesen, als das Unheil über die Hyperion hereingebrochen war.
Hal zuckte nur mit den Schultern. »Vielleicht hat Grunel ihn runter in die Küche geschickt, um heiße Schokolade zu machen.«
»Entschuldige die Unterbrechung«, sagte ich zu Nadira. »Bitte mach weiter.«
Allerdings sagt meine Besatzung, dass aus dem
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