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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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konnte fast aufrecht stehen, musste mich nur ein bisschen krumm machen. Dann schloss ich leise die Falltür, falls die Piraten den Sarg doch noch aufmachen sollten.
    Kate wollte etwas sagen, aber ich legte den Finger auf die Lippen. Wir befanden uns direkt unter dem Fußboden des Ingenieriums, und ich wusste nicht, wie leicht man uns hören konnte. Ein Gang führte nach vorne, ein weiterer quer durch das Schiff nach backbord. Kate und ich fassten uns an der Hand und nahmen den Weg nach vorne.
    Der Gang war eng, aber, wie alles auf dem Schiff, sehr gut gebaut, mit Holzpaneelen an den Wänden und Wandleuchten, die nun erloschen waren. Den Boden bildete ein Steg aus Metall, durch den man die Rippen der Hyperion und die äußere Hülle sehen konnte. Während wir gingen, versuchte ich die Entfernung abzuschätzen, bis ich sicher war, dass wir uns nicht mehr unter dem Ingenierium befanden.
    »Kein Wunder, dass die Mannschaft Grunel nie gesehen hat«, flüsterte ich. »Ich begreife diesen Mann nicht. Da hat er einen wunderbaren Weg über dem Kiel, aber er huscht lieber wie ein Frettchen herum.« Beinahe hätte ich mir den Schädel an einem niedrigen Balken eingeschlagen und fluchte leise.
    »Er war sehr klein, weißt du. Hier war es wahrscheinlich wunderbar bequem für ihn.«
    »Komischer kleiner Mann«, murmelte ich.
    »Im Moment bin ich ihm äußerst dankbar. Was glaubst du, wo wir rauskommen?«
    »In seinem Salon. Und ich wette, dass der andere Gang in den toten Zoo führt. Wahrscheinlich ist er dann in dem Kasten mit dem Yeti aufgetaucht.«
    Der Gang endete an einer Wendeltreppe, die zu einer schmalen Plattform und einer Tür führte. Ich griff nach dem Türknopf und hoffte, dass nicht abgeschlossen wäre. Ich drehte den Knopf und drückte, aber die Tür bewegte sich nicht. Ich stemmte mich mit der Schulter dagegen, doch auch ohne Erfolg.
    »Versuch mal zu ziehen«, schlug Kate vor, und ich kam mir ziemlich dumm vor, denn die Türangeln waren auf meiner Seite.
    Ich zog kräftig, doch nichts geschah. Ich hörte nur das feine Knistern von Eis und nun bewegte sich die Tür ein kleines bisschen. Kate fasste mit an und wir zogen mit aller Kraft. Loses Eis rieselte auf uns herab, als die Tür langsam aufging.
    Kate keuchte vor Anstrengung und hielt sich die Maske vors Gesicht, um wieder zu Atem zu kommen. Die Tür war nicht einfach nur eine Tür, sondern ein richtiges Bücherregal, das wegen einer geplatzten Wasserpfeife ganz mit Eis überzogen war. Hal hatte bei seiner Suche die meisten Bücher von den Brettern gefegt, doch dass hier ein Geheimgang verborgen war, hatte er nicht bemerkt.
    Als Kate Grunel sah, stockte ihr der Atem. Die Decke lag wieder auf dem Boden, als hätte er sie im Zorn von sich geworfen. Es war ganz gleich, wo im Raum man sich aufhielt, immer schien er einen anzublicken. Ich hoffte, dass er nicht gehört hatte, wie ich ihn einen komischen kleinen Mann nannte. Ich sah die gebrochenen Finger der rechten Hand, denen Hal die Taschenuhr entrissen hatte, und wünschte, ich hätte das Bild seiner Tochter dabei, um es ihm wiederzugeben. Es gefiel mir nicht, dass er im Tod davon getrennt war. Von allen Dingen, die er mit sich in die Luft genommen hatte, war es das Bild, an dem er bis zuletzt gehangen hatte.
    »Tut mir Leid«, murmelte ich leise.
    Bevor ich die Geheimtür zudrückte, suchte ich noch schnell nach der Verriegelung. Da die Regalbretter jetzt leer waren, konnte ich sofort erkennen, dass eines von ihnen leicht geneigt werden musste, um an den dahinter liegenden kleinen Messingknopf zu gelangen.
    »Wir müssen gehen«, sagte Kate. »Die kommen bestimmt bald und suchen hier nach den Plänen.«
    Ganz vorsichtig und die ganze Zeit angespannt lauschend, ob Rath und seine Männer zu hören waren, verließen wir Grunels Wohnräume und gingen weiter Richtung Bug. Nach den Offiziersunterkünften und der Leiter zur Führergondel führte der Kielsteg im Bogen nach oben. Wir arbeiteten uns die Stufen hoch und hielten einige Male an, damit Kate Sauerstoff atmen konnte. Ich keuchte und meine Schläfen pochten. Schließlich erreichten wir das obere Ende der Stufen und befanden uns in der Rumpfspitze auf einem kleinen Etagenabsatz und gleichzeitigen Arbeitsraum, von dem aus die Mannschaft die Bugleinen und die vorderen Gaszellen bedienen konnte. Von hier führte der Axialsteg, der völlig im Dunklen lag, mitten durch das Schiff zum Heck.
    »Wo sind sie?«, flüsterte Kate.
    »Cruse«, zischte Hal.
    Ich drehte mich um

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