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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nur ein Gebäude, der Abstand war nicht so groß, aber es war niedriger als das Ritz, und so würde es einen ziemlichen Aufprall geben. Uns blieb nur ein Augenblick, um die richtige Stelle zu wählen, dann wurden wir schneller und flogen hinüber – und nach unten. Die Landung zwischen Kaminen und hölzernen Wasserbehältern war hart.
    Im Schutz der Dunkelheit rannten wir über die aneinander gereihten Dächer und übersprangen die Gassen dazwischen. Das Luftschiff hetzte uns, immer wieder erwischte uns sein Scheinwerfer. Sie hatten einige der Männer auf dem Dach abgesetzt, die wir nun hinter uns hörten, wie sie versuchten, uns in die Enge zu treiben.
    »Zielt auf die Beine!«, hörte ich Rath oben aus dem Luftschiff rufen. »Ich will sie lebendig!«
    Das hörte sich nicht besonders ermutigend an. Vor mir sah ich das Ende des Dachs und dann die tiefe Schlucht vor dem nächsten Gebäude.
    »Das ist weit«, keuchte das Zigeunermädchen.
    »Zu weit«, schnaufte ich.
    Links und rechts von uns erhoben sich hohe Backsteinmauern. Feuerleitern oder andere Möglichkeiten hochzuklettern waren nicht zu sehen. Kein Ausweg. Vor uns fiel das Dach steil ab, eine steile Rutschbahn aus Schiefer, aus der die Dachgauben wie Zähne ragten.
    »Du hast wohl überhaupt keine Angst vor der Höhe«, schnaufte das Mädchen.
    »Gar keine«, sagte ich.
    »Das hab ich schon über dich gehört.«
    Das Luftschiff schob sich über uns und Pistolenschüsse durchlöcherten die Schindeln. Die Turbulenzen des Schiffs hätten mich fast umgeworfen. Das Mädchen sprang über die Dachkante und schlitterte wahnsinnig schnell über das abfallende Dach, bekam eine Wetterfahne zu fassen, wirbelte herum und schwang sich in eine offene Gaube. Ich hörte, wie innen jemand schrill aufschrie.
    Ich konnte nur so schnell wie möglich hinterher. Ich donnerte abwärts über den Schiefer und hoffte, nicht an der Wetterfahne vorbeizuschießen. Ich erwischte sie und spürte, wie sie sich weit nach außen bog und drohte, mich ganz vom Dach zu werfen. Meine Füße scharrten über die Schindeln. Vor mir wendete das Luftschiff, und ich sah, wie sich Rath mit erhobener Pistole aus der Luke lehnte. Dann konnte ich mich durch das offene Fenster werfen.
    Es war nicht gerade eine elegante Landung. Irgendein Möbelteil zerbrach unter mir, ich hörte Glas klirren und fand mich in höchst unwürdiger Weise auf dem Boden ausgestreckt. Ich krabbelte auf die Beine und sah, dass ich in einem Schlafzimmer gelandet war. Eine attraktive junge Frau in Korsett und Unterrock schrie auf Französisch auf das Zigeunermädchen ein.
    »Pardonnez-moi, mademoiselle«, sagte ich. »Wir rennen nur gerade um unser Leben.«
    Hastig suchten wir den Ausgang, polterten den Flur entlang die Treppe hinab. Unser wildes Atmen hallte von den Wänden wider, und ich merkte kaum, dass meine Füße die Stufen berührten. Alles war wie verschwommen. Und plötzlich standen wir draußen in der Dunkelheit im Nieselregen. Wir jagten über das Kopfsteinpflaster die Straße hinab, hinein in die nächste, nur bestrebt, dem Geräusch der Propeller zu entkommen.

4. Kapitel
Nadira
    Wir rannten ziemlich lange, bis mein Seitenstechen uns zwang, stehen zu bleiben. Die Hände in die Hüften gestützt, stand ich schwer atmend da, ohne die geringste Ahnung, wo wir uns befanden. Von den Propellern war nichts zu hören.
    »Ich denke, wir haben’s geschafft«, sagte das Mädchen mit vor Anstrengung heiserer Stimme.
    »Danke«, sagte ich. »Dass du mir da rausgeholfen hast.«
    »Willst du jetzt mit mir reden?«
    »Wer bist du denn?«
    »Ich heiße Nadira. Wir können da drüben reingehen und was Heißes trinken«, schlug sie vor und zeigte die Straße entlang auf das helle Fenster eines Cafés.
    Ich zögerte. Sicher, sie hatte mir geholfen, John Rath und seinen Leuten zu entkommen, doch wie sollte ich wissen, ob das nicht eine neue Falle war. Meine Knie fühlten sich weich an und ich hätte mich gerne hingesetzt. Immerhin schien es mir eine ganz gute Idee zu sein, von der Straße wegzukommen, falls jemand nach uns suchen sollte.
    Nadira führte mich durch das laute Café zu einem Tisch im Hintergrund, bestellte zwei Kaffee und versuchte, ihr nasses, wildes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzufassen, doch ein paar Strähnen entwischten immer wieder und legten sich über Schläfen und Wangen. Ich kannte nur wenige junge Frauen und vor allem keine, die einen Ledermantel trugen. Ich hätte nicht mitgehen sollen. Sie war eine

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