Airborn 02 - Wolkenpiraten
sofort!«
Er blickte kurz zu mir hoch und schien instinktiv zu begreifen, was los war, denn er rief, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, seinen Leuten Befehle zu, und alles setzte sich in Bewegung.
Ich packte das Geländer, hob die Füße an und glitt die Treppe nach unten, vierzehn Stockwerke, immer schneller herumwirbelnd, bis meine Handflächen brannten. Atemlos erreichte ich die Landebrücke der Sagarmatha .
»John Rath«, stieß ich schnaufend hervor, »verfolgt Nadira.«
»Wie viele?«
»Drei.«
»Schafft sie’s?«
»Knapp.«
»Pistolen?«
»Ja.«
Slater wandte sich an den Fahrer des Schleppers, der gerade die Trosse an den Bugleinen des Schiffs befestigen wollte.
»Nein, nicht!«, rief Slater ihm zu.
»Wollen Sie denn nicht geschleppt werden?«, fragte der Mann gereizt zurück.
Slater drehte sich schnell zur Führergondel um und legte die Hände wie ein Megafon um den Mund. »Dorje, lass die Motoren an!«
»Hier drin können Sie die Propeller nicht laufen lassen!«, schrie der Schlepperfahrer.
»Ohne die ist schwer zu fliegen!«, schrie Slater zurück.
»Im Heliodrom wird nicht geflogen!«, rief der Mann. »Ich melde Sie dem Hafenmeister!«
Schüsse fielen.
»Das kannst du melden, wenn du schon dabei bist. Und jetzt entschuldige bitte, wir müssen uns etwas beeilen. Cruse, Heck- und Rumpfleinen los!« Slater rannte zur Landebrücke. »Schaff Nadira an Bord und zieh die Landebrücke hoch.«
»Was ist mit der Bugleine?« Sie war noch befestigt.
»Automatische Kupplung«, rief er über die Schulter. »Kann ich von der Führergondel aus lösen.«
Zum Glück wurde die Sagarmatha nur mit wenigen Leinen gehalten. Im Schutz des Heliodroms waren mehr nicht nötig. Hektisch löste ich die Knoten. Ein leises, gut geöltes und ungeheuer beruhigendes Summen drang aus jeder der sechs Motorgondeln, und die mächtigen Propeller fingen an, sich zu drehen, erst langsam, bald mit wachsender Geschwindigkeit.
Dann stürmte Nadira in Sicht, drei Liegeplätze entfernt, sprang über Stapel von Frachtgut und Tonnen mit Arubatreibstoff, kurvte um Halteleinen. Sie wusste sich wirklich zu bewegen. Sie schnappte einen Hochdruckwasserschlauch und riss ihn aus der Halterung. Der richtete sich wie eine Königskobra auf, spuckte wie ein Geysir Wassermengen über alles und löste damit ein ordentliches Chaos zwischen ihr und den Piraten aus.
»Mach schon!«, rief ich ihr völlig überflüssigerweise zu, denn es war klar, dass sie mit allerletzter Kraft lief.
Ich hörte ein mechanisches Klicken und sah, wie die Bugleine aus der Halterung fiel. Die Sagarmatha war nun frei, schwebte ruhig wie eine Fata Morgana, wartete. Wieder knallte ein Schuss, ein metallisches Ping ertönte über meinem Kopf, als die Kugel am Alumironaußenskelett der Hülle abprallte.
Nadira warf sich auf die Stufen der Landebrücke und wir zogen uns gegenseitig nach oben und ins Innere. Noch bevor wir die letzte Stufe erreicht hatten, hörte ich, wie Wasserballast platschend abgelassen wurde, und spürte, wie das Schiff stieg. Ich drehte die Kurbel, um die Brücke einzuziehen, und zog dann die Luke zu. Als ich mich umdrehte, wäre ich beinahe in Miss Simpkins gerannt.
»Fliegen wir schon ab?«, fragte sie erschrocken.
»Ja.«
»Aber ich muss diese Briefe noch abschicken!«, rief sie und wedelte mit einem Bündel von Umschlägen.
»Das muss warten«, sagte ich und lächelte, als das Schiff sich aufbäumte und mein Magen sich leicht hob. Miss Simpkins sog die Luft ein und klammerte sich an das Geländer.
»Und wer ist das?«, fragte sie, als sie Nadira erblickte, völlig zerzaust und keuchend nach ihrem Lauf.
»Das ist Nadira.«
»Ich hätte nie gedacht, dass so viele Sherpas an Bord sind!«, rief Miss Simpkins aus.
»Ich bin keine Sherpa«, sagte Nadira. »Ich bin Zigeunerin.«
»Ach du meine Güte«, ächzte die Anstandsdame.
»Fliegen wir los?«, fragte Kate, die mit strahlendem Gesicht in den Korridor gestürmt kam.
»Ja, jetzt gerade.«
Das Geräusch der Motoren war zu einem tiefen Crescendo geworden, das ich im ganzen Körper spürte, als ich nach vorne eilte und die Leiter in die Führergondel hinabstieg.
Durch das getönte Glas der umlaufenden Fenster konnte ich das gesamte Heliodrom überblicken. Wir waren nun vierzig Fuß hoch, immer noch ausreichend weit unter dem Netz der Stege. Ziemlich weit dort vorne befanden sich die Hangartore, durch die man uns in den Himmel entlassen würde, doch wie wir dorthin kommen sollten, war
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