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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ununterbrochen beschäftigt. Obwohl sie mit Miss Simpkins in einer so engen Unterkunft zusammengepfercht war, hätte sie nicht vergnügter sein können. Bei jeder Mahlzeit fragte sie Slater aus: Geschwindigkeit und Position, Wetterbericht, Zustand der Motoren, Fassungsvermögen der Laderäume. Sie war ein richtiger kleiner Luftmatrose geworden. Seitdem sie die Flugerlaubnis für den Ornithopter hatte, waren diese Dinge für sie vermutlich interessanter geworden.
    Am Vormittag des dritten Tags machte ich eine Lernpause und blätterte in einer Pariser Zeitung in der Hoffnung, mein Französisch zu verbessern. So kämpfte ich mich durch einen Artikel über das Arubakonsortium und verstand nur ungefähr jedes dritte Wort. Offensichtlich hatten sie in der Südsee gebohrt und waren auf ein neues, riesiges Lager gestoßen. Nun gaben sie Milliarden für die Förderung aus.
    Danach wurde die Sprache komplizierter und ich verstand nichts mehr. Also betrachtete ich mir das Bild dazu – die übliche Aufnahme einer Reihe selbstgefälliger, gut gekleideter Männer mit Zylindern, die alle so aussahen, als hätten sie gerade eine ausgedehnte und reichhaltige Mahlzeit hinter sich.
    »Ich glaub, den hier hab ich gesehen«, sagte Nadira, die hinter meinen Stuhl getreten war. Sie deutete auf das Foto. »Dieser gebrechliche alte Herr mit den buschigen Augenbrauen – der hat mit Rath im Heliodrom gesprochen.«
    »Wirklich?«, fragte ich. »Der Dünne im Kamelhaarmantel?«
    Sie nickte. »Ich erinnere mich vor allem an die Augenbrauen.«
    »Wer ist das?«, fragte Kate, die zu uns getreten war.
    Ich las die Bildunterschrift. »Hier steht: George Barton. Er ist im Vorstand des Arubakonsortiums.«
    »Es erscheint mir aber als sehr unwahrscheinlich«, bemerkte Miss Simpkins und blickte von ihrer Handarbeit auf, »dass ein feiner Herr aus dem Arubakonsortium Verbindung zu jemandem wie John Rath hat.«
    »Das denke ich auch«, sagte Kate. »Das ist keine sehr deutliche Fotografie. Bist du dir sicher, Nadira?«
    Sie blickte lange und konzentriert auf das Foto. »Also nicht völlig. Aber diese buschigen Augenbrauen …«
    »Das ist große Mode«, meinte Kate. »Alle die alten Reichen tragen die jetzt so, je buschiger, umso besser.«
    »Ich glaube, die Hälfte davon ist nicht echt«, murmelte Miss Simpkins.
    »Na ja«, sagte Nadira. »Ich hab ihn ja nur ganz kurz gesehen.«
    Kate verlor das Interesse an der Sache und ging zurück zu ihrer Kamera.
    Miss Simpkins nähte.
    Nadira nahm sich eine Zeitung und setzte sich.
    Ich konnte nur schwer glauben, dass Rath etwas mit dem Arubakonsortium zu tun haben sollte, aber ich erinnerte mich dunkel daran, wie er zu mir im Ritz gesagt hatte, er arbeite für einige der vornehmsten Leute in Paris. Wahrscheinlich alles nur Gerede.
    »Wunderst du dich nicht, dass wir bisher noch keine Wolkenpanther gesehen haben?«, fragte mich Kate nach einer Weile.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich. »Ich bin drei Jahre gefahren, ohne je einen gesehen zu haben. Außerdem kann es sein, dass sie hier in der Gegend gar nicht zu Hause sind.«
    »Das will ich doch stark hoffen«, warf Miss Simpkins ein. »Grauenhafte Kreaturen, meiner Meinung nach.«
    Kate beachtete ihre Anstandsdame gar nicht, so als wären ihre Worte nichts mehr als Tropfen aus einem Wasserhahn.
    »Hoffentlich sehen wir ein paar. Ich habe in den letzten Monaten nämlich an einer Theorie gearbeitet.«
    Ich wusste, sie wollte, dass ich fragte. »Worüber denn?«
    »Also, wie wir alle wissen, wimmelt das Meer nur so von Leben. Warum sollte es mit dem Himmel nicht ebenso sein?«
    »Nicht ganz so viele Fischchen, jedenfalls nicht, als ich zuletzt nachgesehen hab«, meinte Nadira, ohne von der Zeitung aufzusehen.
    »Wenn der Himmel ein so großes Raubtier wie den Wolkenpanther ernähren kann, dann muss es hier oben mit Sicherheit auch andere Lebewesen geben.«
    »Aber die Wolkenpanther finden ihre Nahrung hauptsächlich auf Meereshöhe, nämlich Fische und Vögel«, gab ich zu bedenken.
    »Dabei haben wir sie jedenfalls beobachtet. Aber Fische und Vögel sind vielleicht nur ein Teil ihrer Ernährung.« Sie machte eine bedeutungsschwere Pause. »Der Himmel birgt vielleicht erstaunlichere Überraschungen, als wir glauben, vor allem in größerer Höhe.«
    Noch vor einem Jahr hätte ich ihr widersprochen. Ich hätte ihr erzählt, dass ich in all den Jahren, in denen ich den Himmel beobachtet hatte, kein Anzeichen von Leben gesehen hätte, außer hochseetüchtigen

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