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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sehr riskantes Abenteuer gestürzt. Jeder wäre da verschreckt und einsam. Ich wollte etwas Beruhigendes sagen, aber ehe ich die richtigen Worte finden konnte, stand Hal in der Tür.
    »Cruse, komm doch zu uns«, sagte er. »Ich hab dich heute wie einen Galeerensklaven schuften lassen. Mach mal Pause!«
    Dieser Aufforderung konnte ich mich nicht entziehen, ohne unhöflich oder beleidigt zu wirken, und so kehrte ich mit Nadira in den Salon zurück und setzte mich.
    »Wie geht es Ihnen, Miss Simpkins?«, erkundigte ich mich.
    »Ich zerbrösele hier noch«, jammerte sie. »Meine Haut ist vollkommen rissig von dieser Trockenheit hier.«
    Mit jeder Stunde wurde es kälter und die Luft dünner. Als ich das letzte Mal nach der Außentemperatur gesehen hatte, waren es an die dreiundzwanzig Grad unter null gewesen. Und mit der Kälte kam auch diese schreckliche Trockenheit, wie in der Wüste.
    »Was ist mit deinen Feuchtigkeitscremes?«, fragte Kate. »Ich höre doch die ganze Nacht, wie du sie benutzt.« Sie machte das Geräusch eines schnell aufgedrehten Töpfchendeckels nach.
    »Nur wenn ich zufällig aufwache«, sagte Miss Simpkins abwehrend.
    »Danach müsstest du jetzt eigentlich zart wie eine Nacktschnecke sein.«
    »Aber meine Cremes gehen langsam zur Neige«, sagte Miss Simpkins. »Schau dir bloß meine Hände an.«
    Pflichtschuldigst ging Kate zu ihr, um nachzuschauen. »Oje, du siehst ja schon fast ein bisschen mumifiziert aus«, sagte sie ernst.
    Gekränkt zog Miss Simpkins ihre Hände zurück.
    Nach Miss Simpkins’ ganzem Gejammer wollte ich es nicht zugeben, doch auch ich spürte die Trockenheit. Um meine Daumen herum war die Haut aufgerissen, und ich war überrascht, wie weh das tat. Meine Augen brannten leicht, und meine Ellbogen juckten, vor allem nachts.
    »In diesen Höhen ist es teuflisch trocken, Miss Simpkins«, sagte Hal. »Da kann man nicht viel machen, tut mir Leid. Viel Wasser trinken und, noch wichtiger, in Bewegung bleiben. Ich weiß, dass ihr euch alle in dieser dünnen Luft etwas schlapp fühlt, aber ihr akklimatisiert euch schneller, wenn ihr etwas tut.«
    »Was ich gerade noch schaffe, ohne zu keuchen, ist, diesen Raum zu durchqueren«, klagte Miss Simpkins.
    »Sorgt dafür, dass ihr euch wenigstens zweimal am Tag mindestens zwanzig Minuten bewegt. Seht zu, dass ihr nicht zu schwach werdet. Auf dieser Fahrt wird sich der Himmel selbst als unser größter Gegner erweisen.«
    Mir war aufgefallen, dass Miss Simpkins einen trockenen Husten bekommen hatte, und einige Male hatten Nadira und Kate über Kopfschmerzen geklagt. Getanzt würde wohl nicht mehr. Gestern Morgen, als wir über vierzehntausend Fuß gestiegen waren, hatte ich gemerkt, wie atemlos ich vom Klettern ins Krähenest war. Mein Herz schlug lauter und schneller als sonst. Tagsüber hatte ich mich gelegentlich etwas benommen gefühlt und nachts nur unruhig geschlafen. Doch beim Aufwachen heute Morgen war ich, obwohl wir beständig weiter stiegen, wieder der Alte gewesen. Mein Körper schien sich an die erreichte Höhe angepasst zu haben und ich war ungeheuer erleichtert.
    »Merkst du die dünne Luft überhaupt?«, erkundigte sich Kate bei Hal.
    »Ich bin daran gewöhnt«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hätte als Sherpa geboren werden können. Ob zweitausend oder zwanzigtausend Fuß, das macht für mich keinen Unterschied.« Als wollte er das beweisen, fügte er hinzu: »Weißt du was, ich habe Lust auf eine Zigarre.«
    »Muss das sein?«, protestierte Miss Simpkins hüstelnd.
    »Tut mir Leid, Miss Simpkins. Zigarre, Cruse?«
    »Ja, danke.«
    »Aber Matt«, sagte Kate. »Du rauchst doch nicht.«
    »Du hast mich nur noch nie dabei gesehen.« Ich zwinkerte ihr, wie ich hoffte, leicht verrucht zu.
    »Gut, der Mann.« Hal schnitt von einer Zigarre die Spitze ab und gab sie mir.
    Seitdem ich auf dem Schiff auch arbeitete, war mir aufgefallen, dass Hal kaum noch »Junge« zu mir sagte. Ich glaube, er war mit meiner Arbeit zufrieden, und Dorje hatte mir erzählt, wie sehr Hal davon beeindruckt gewesen war, wie ich bei der Rettung Kami Sherpas auf dem Schiffsrücken geholfen hatte. Natürlich hatte Hal zu mir nur gesagt: »Gute Arbeit da oben, Cruse.« Sosehr ich mich auch manchmal ärgerte, musste ich doch zugeben, dass er ein guter Kapitän und ein guter Leiter war. Und er machte das alles mit großem Elan. Ich musste mir eingestehen, dass ich ihn eigentlich ziemlich mochte. Und auch hasste. Doch obgleich er mich

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