Airframe
Knüller«, sagte er und legte auf.
Sie klappte das Handy zu und seufzte.
Dann startete sie den Motor und legte den Rückwärtsgang ein.
Casey sah Malone aus dem Parkplatz zurückstoßen. Sie fuhr einen schwarzen Lexus, das gleiche Auto wie Jim. Malone sah sie nicht, und das war auch gut so. Casey hatte andere Sorgen.
Sie versuchte immer noch herauszufinden, was Marder vorhatte. Er war vor der Reporterin explodiert, hatte ihr gesagt, es seien nicht die Slats gewesen und daß es einen Zwischenbericht des IRT geben würde. Wie konnte er so etwas sagen? Marder war zwar ein Draufgänger, aber diesmal setzte er sich auf einen zu dünnen Ast. Sie sah einfach nicht, wie er mit seinem Verhalten etwas anderes tun konnte, als der Firma zu schaden - und sich selbst.
Aber John Marder, das wußte sie, schadete nie sich selbst.
14 Uhr 10
QA Norma hörte Casey einige Minuten lang zu, ohne sie zu unterbrechen. Schließlich sagte sie: »Und wie heißt jetzt Ihre Frage?«
»Ich glaube, Marder will mich zur Firmensprecherin machen.«
»Was haben Sie denn erwartet?« fragte Norma. »Die Großen halten sich immer bedeckt. Edgarton wird es nie tun. Und Marder auch nicht. Sie sind die Pressesprecherin des IRT. Und Sie sind Vizepräsidentin von Norton Aircraft. Das wird unten auf dem Bildschirm stehen.«
Casey schwieg.
Norma sah sie an. »Wie heißt jetzt Ihre Frage?« wiederholte sie.
»Marder hat der Reporterin gesagt, daß TPA 545 kein Slats-Problem hatte«, sagte sie, »und daß wir morgen einen Zwischenbericht herausgeben werden.«
»Hmm.«
»Es stimmt nicht.«
»Hmm.«
»Warum tut Marder das?« fragte Casey. »Und warum schiebt er mich dabei vor?«
»Um seine Haut zu retten«, sagte Norma. »Um einem Problem aus dem Weg zu gehen, das er kennt, Sie aber nicht.«
»Was für ein Problem?«
Norma schüttelte den Kopf. »Ich würde sagen, etwas an der Maschine. Marder war Programmanager für die N-22. Er weiß mehr über dieses Flugzeug als sonst jemand in der Firma. Vielleicht gibt es ja etwas, von dem er nicht will, daß es herauskommt.«
»Und deshalb verkündet er ein getürktes Ergebnis.«
»Das nehme ich an.«
»Und ich muß für ihn die Wasserträgerin spielen?«
»Sieht so aus«, sagte Norma.
Casey schwieg. »Was soll ich tun?« fragte sie nach einer Weile.
»Finden Sie es raus«, sagte Norma und kniff gegen den Rauch ihrer Zigarette die Augen zusammen.
»Ich habe keine Zeit dazu …«
Norma zuckte die Achseln. »Das ist Ihre einzige Chance. Finden Sie heraus, was auf diesem Flug passiert ist. Sie sind nämlich diejenige, die den Kopf hinhalten muß. So hat Marder es eingerichtet.«
Im Korridor traf Casey Richman. »Na, hallo …«
»Später«, sagte sie.
Sie ging in ihr Büro und schloß die Tür. Dann zog sie ein Foto ihrer Tochter heraus und sah es an. Auf dem Foto war Alison eben aus dem Swimmingpool eines Nachbarn gestiegen. Mit einem anderen Mädchen ihres Alters stand sie da, beide in Badeanzügen, beide tropfnaß. Geschmeidige junge Körper, lächelnde, zahnlückige Gesichter, sorglos und unschuldig.
Casey legte das Foto weg und wandte sich einem großen Karton auf ihrem Schreibtisch zu. Sie öffnete ihn und zog einen schwarzen tragbaren CD-Player mit einer Neoprenschlaufe heraus. Von dem Gerät führten Drähte zu einer etwas merkwürdig aussehenden Brille. Sie war etwas groß geraten und sah aus wie eine Schutzbrille, nur daß sie an den Schläfen nicht dicht abschloß. Die Innenseiten der Gläser hatten eine merkwürdige Beschichtung, die im Licht leicht schimmerte. Dies, das wußte sie, war das VD-Gerät für das Wartungspersonal. Eine Karte von Tom Korman fiel aus dem Karton. »Erster Test des VD. Viel Spaß!« stand darauf.
Viel Spaß.
Sie schob das Gerät beiseite und sah sich die anderen Papiere auf ihrem Schreibtisch an. Die CVR-Transkription der Cockpitgespräche war endlich eingetroffen. Darunter lag eine Ausgabe von Transpacific Flightlines, dem Bordmagazin von TPA. Auf einer Seite klebte ein Post-it.
Sie schlug das Heft auf dieser Seite auf und sah ein Foto von John Chang, Mitarbeiter des Monats, vor sich. Das Bild war anders, als sie es sich anhand des Faxes vorgestellt hatte. John Chang war ein sehr sportlicher Mitvierziger. Seine Frau stand neben ihm, lächelnd, etwas fülliger. Und die Kinder, die zu Füßen der Eltern kauerten, waren beide erwachsen: ein achtzehn-oder neunzehnjähriges Mädchen und ein Junge Anfang Zwanzig. Der Sohn wirkte wie eine zeitgemäße Ausgabe
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