Airframe
am Herzen.« Sie hoffte, daß das Marders Ausbruch erklären würde. »Wir nehmen die Produktsicherheit sehr ernst, und die N-22 hat ausgewiesenermaßen einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Und falls einmal bei einer unserer Maschinen etwas passiert…«
»Es ist etwas passiert«, sagte Malone und sah Casey unverwandt an.
»Ja«, sagte Casey. »Wir sind eben dabei, diesen Vorfall zu untersuchen. Ich gehöre zu dem Team, das die Untersuchung durchführt, und wir arbeiten rund um die Uhr, um zu verstehen, was passiert ist.«
»Sie meinen, warum die Slats ausgefahren wurden? Aber das müssen Sie doch wissen. Es ist doch schon so oft passiert.«
Casey sagte: »Zu diesem Zeitpunkt… «
Doch Marder unterbrach sie. »Hören Sie«, sagte er, »es waren nicht die verdammten Slats. Frederick Barker ist ein hoffnungsloser Alkoholiker und ein bezahlter Lügner, der für einen Winkeladvokaten arbeitet. Keiner, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde auf ihn hören.«
Casey biß sich auf die Unterlippe. Sie konnte Marder nicht vor der Reporterin widersprechen, aber…
Malone sagte: »Wenn es nicht die Slats waren…«
»Es waren nicht die Slats«, sagte Marder bestimmt. »Wir werden in vierundzwanzig Stunden einen Zwischenbericht herausgeben, der dies schlüssig beweisen wird.«
Was? dachte Casey. Was sagt er denn da? So etwas wie einen Zwischenbericht gab es nicht.
»Wirklich?« fragte Malone leise.
»Ja«, sagte Marder. »Casey Singleton ist die Pressesprecherin des IRT Wir werden uns wieder mit Ihnen in Verbindung setzen, Ms. Malone.«
Malone schien zu erkennen, daß Marder damit das Interview abschließen wollte. Sie sagte: »Aber es gibt noch viel mehr, das wir besprechen müssen, Mr. Marder. Da ist zum einen die Rotorgeschichte in Miami. Dann gewerkschaftlicher Widerstand gegen dieses China-Geschäft und…«
»Ach, kommen Sie«, sagte Marder.
»Angesichts der Schwere dieser Vorwürfe«, fuhr Malone fort, »sollten Sie sich vielleicht unser Angebot, Ihrem Präsidenten, Mr. Edgarton, Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben, noch einmal überlegen.«
»Das wird nicht passieren«, sagte Marder.
»Es wäre nur zu Ihrem Vorteil«, sagte Malone. »Wenn wir sagen müssen, daß der Präsident ein Gespräch mit uns verweigert hat, dann klingt das wie …«
»Hören Sie«, unterbrach Marder sie. »Lassen wir den Blödsinn. Ohne TransPacific haben Sie keine Story. Und wir werden morgen einen Zwischenbericht über TransPacific herausgeben.
Wir werden Ihnen noch mitteilen, wann genau. Das ist alles, was wir im Augenblick für Sie haben, Ms. Malone. Vielen Dank für Ihren Besuch.« Damit war das Interview beendet.
12 Uhr 43
V ERWALTUNGSGEBÄUDE
»Diese Frau ist unglaublich«, sagte Marder, nachdem Malone gegangen war. »Sie interessiert sich nicht für die Fakten. Sie interessiert sich nicht für die FAA. Sie interessiert sich nicht dafür, wie wir Flugzeuge bauen. Sie will einfach nur einen Ver-riß bringen. Arbeitet sie für Airbus? Das würde ich gerne wissen.«
»John«, sagte Casey, »wegen dieses Zwischenberichts…«
»Vergessen Sie ihn«, blaffte Marder. »Ich werde mich darum kümmern. Gehen Sie wieder an die Arbeit, ich rede mit dem zehnten Stock, spreche mich mit denen da oben ab, arrangiere ein paar Sachen. Wir reden später darüber.«
»Aber John«, entgegnete Casey, »Sie haben gesagt, es waren nicht die Slats.«
»Das ist mein Problem«, sagte Marder. »Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.«
Nachdem Casey gegangen war, rief Marder Edgarton an. »Mein Flug geht in einer Stunde«, sagte Edgarton. »Ich fliege nach Hongkong, um mit einem persönlichen Besuch den Familien der Getöteten meine Anteilnahme zu zeigen. Ich werde mit der Fluggesellschaft reden, den Verwandten mein Mitgefühl ausdrücken.«
»Gute Idee, Hal«, sagte Marder.
»Was ist mit dieser Pressegeschichte?«
»Es ist so, wie ich befürchtet habe«, sagte Marder. »Newsline bastelt eine Reportage zusammen, die extrem kritisch mit dem N-22 umspringt.«
»Und können Sie das verhindern?«
»Absolut. Keine Frage«, sagte Marder.
»Wie?« fragte Edgarton.
»Wir werden einen Zwischenbericht herausgeben mit dem Ergebnis, daß es nicht die Slats waren. Unser Bericht wird sagen, daß der Unfall von einer gefälschten Umkehrklappe verursacht wurde.«
»Gibt es ein solches schlechtes Teil an der Maschine?«
»Ja. Aber es hat den Unfall nicht verursacht.«
»Das ist gut«, sagte Edgarton. »Ein schlechtes Teil ist gut. So ist es
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