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Airframe

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Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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seines Vaters: extrem kurzgeschnittene Haare, ein winziger Goldknopf im Ohr.
    Sie las die Unterzeile: »Hier entspannt er sich am Strand von Lantan Island zusammen mit seiner Frau Soon und seinen Kindern Erica und Tom.«
    Vor der Familie lag ein blaues Badetuch im Sand, daneben stand ein Weidenkorb, aus dem ein blaukariertes Tuch herauslugte. Die Szene war banal und uninteressant.
    Warum sollte ihr das jemand faxen?
    Sie sah sich das Datum des Magazins an. Es war von Januar, also drei Monate alt.
    Aber irgendjemand besaß eine Ausgabe dieses Magazins und hatte Casey die Seite gefaxt. Wer? Ein Angestellter der Fluggesellschaft? Ein Passagier? Wer?
    Und warum?
    Was sollte ihr das sagen?
    Während sie das Bild betrachtete, fielen ihr die vielen noch offenen Fragen der laufenden Ermittlungen wieder ein. So viel war noch zu überprüfen, und sie wußte, wenn sie es nicht tat, würde niemand es tun. Vielleicht sollte sie sich an die Arbeit machen.
    Norma hatte recht.
    Casey wußte nicht, was Marder vorhatte, und sie würde es wahrscheinlich auch nicht herausfinden. Aber vielleicht war das auch unwichtig. Ihre Aufgabe war noch immer dieselbe wie vorher: Herausfinden, was mit Flug 545 passiert war.
    Sie kam aus ihrem Büro. »Wo ist Richman?«
    Norma grinste. »Ich habe ihn zu Benson in die PR geschickt. Ein paar von den Pressemappen holen, falls wir sie brauchen.«
    »Benson wird ziemlich wütend sein wegen dieser Geschichte«, sagte Casey.
    »Mhm«, sagte Norma. »Vielleicht läßt er es sogar an Mr. Richman aus.« Sie lächelte und sah auf die Uhr. »Aber ich würde sagen, Sie haben ungefähr eine Stunde, um zu tun, was Sie tun wollen. Also los.«

15 Uhr 05
    Nail
    »Also, Singleton«, sagte Ziegler und winkte sie zu einem Stuhl. Nach fünf Minuten Klopfen an der schalldichten Tür hatte er sie ins Audio-Labor eingelassen. »Ich glaube, wir haben gefunden, was Sie suchten«, sagte Ziegler.
    Auf dem Monitor vor sich sah sie das erstarrte Bild des lächelnden Babys auf dem Schoß seiner Mutter.
    »Sie wollten die Zeit kurz vor dem Vorfall«, sagte Ziegler. »Hier sind wir ungefähr achtzehn Sekunden davor. Ich fange mit dem gesamten Audio-Spektrum an und schalte dann die Filter zu. Bereit?«
    »Ja«, sagte sie.
    Ziegler startete das Band. Bei hoher Lautstärke klang das Schlabbern des Babys wie Bachplätschern. Das Summen in der Kabine war ein beständiges Dröhnen. »Schmeckt’s?« sagte die Männerstimme sehr laut zu dem Baby. »Schalte jetzt zu«, sagte Ziegler. »Hochpaßfilter.« Der Ton wurde gedämpfter. »Bandpaßfilter für Kabinengeräusche.«
    Das Schlabbern war plötzlich sehr laut vor einem stillen Hintergrund, das Kabinendröhnen war verschwunden.
    »Hochfrequenz-Bandpaßfilter.«
    Das Schlabbergeräusch wurde leiser. Was sie jetzt vorwiegend hörte, waren Hintergrundgeräusche - Klappern von Besteck, Rascheln von Stoff.
    Der Mann sagte: »Ist-as-ein-ühstück-arah?« Die Stimme klang zerhackt.
    »Der HF-Bandpaßfilter ist nicht gut für menschliche Stimmen«, sagte Ziegler. »Aber das ist Ihnen egal, nicht?«
    »Richtig.«
    Der Mann sagte: »ast-ohl-eine-ust-bei-sem-ug-auf-ie-ewardeß-u-arten?«
    Danach wurde es fast völlig still, nur ein paar entfernte Geräusche waren zu hören.
    »Jetzt«, sagte Ziegler. »Gleich geht’s los.«
    Auf dem Monitor erschien ein Zahlenfeld. Der Timer klickte, rote Ziffern jagten einander, zählten Zehntel und Hundertstel von Sekunden.
    Die Frau riß den Kopf herum. »Wa-wa-as?«
    »Verdammt«, sagte Casey.
    Sie konnte es jetzt hören. Ein tiefes Rumpeln, ein eindeutiger, bebender Baßton.
    »Der Filter dünnt den Ton aus«, sagte Ziegler. »Ein tiefes, leises Rumpeln. Unten im Bereich von zwei bis fünf Hertz. Fast eine Vibration.«
    Keine Frage, dachte Casey. Dank der zugeschalteten Filter konnte sie es hören. Es war da.
    Die Männerstimme mischte sich dazwischen: »anz-uhig-Em.«
    Das Baby kicherte, ein ohrenbetäubendes Prasseln.
    Der Mann sagte: »ir-ind-ast-u-ause-iebling.«
    Das tiefe Rumpeln hörte auf.
    »Stop!« sagte Casey.
    Die roten Ziffern erstarrten. Die Zahlen leuchteten groß auf dem Bildschirm - 11:59:32.
    Fast zwölf Sekunden, dachte sie. Und zwölf Sekunden war genau die Zeitspanne, die die Slats zum Ausfahren brauchten.
    Bei Flug 545 waren die Slats ausgefahren worden.
    Nun zeigte das Band den Sturzflug, wie das Baby vom Schoß der Mutter rutschte, sie es festhielt, ihr entsetztes Gesicht. Im Hintergrund die verängstigten Passagiere. Mit den

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