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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Fluggesellschaften«, entgegnete Marder. »Sehen Sie diese Kürzel, HB und AB? Die stehen für Heimische Betreiber und Ausländische Betreiber. Die Heimischen Betreiber müssen die Änderungen vornehmen, die die Lufttauglichkeitsdirektiven der FAA verlangen. Aber für die ausländischen Betreiber ist die FAA nicht zuständig. Und die führen die Änderungen nicht immer aus. Alle Vorfälle seit 1992 betrafen ausländische Fluggesellschaften, die die Modifikationen nicht vorgenommen hatten.«
    Malone überflog die Liste. »Sie lassen also wider besseres Wissen zu, daß Fluggesellschaften unsichere Maschinen fliegen? Sie lehnen sich einfach zurück und lassen es geschehen. Wollen Sie mir das sagen?«
    Marder holte geräuschvoll Luft. Casey dachte, er würde gleich explodieren, aber er tat es nicht. »Ms. Malone, wir bauen Flugzeuge, wir betreiben sie nicht. Wenn Air Indonesia oder Pakis-tani Air den Lufttauglichkeitsdirektiven nicht folgen, können wir sie nicht dazu zwingen.«
    »Na gut. Wenn Sie nichts anderes tun als Flugzeuge zu bauen, lassen Sie uns darüber reden, wie gut Sie das tun«, sagte Malo-ne. »Ausgehend von dieser Liste hier, wie viele Änderungen an den Slats hatten Sie? Acht?«
    Die kapiert nichts, dachte Casey. Sie hört nicht zu. Sie versteht gar nicht, was man ihr sagt.«
    »Nein. Zwei Modifikationen«, sagte Marder.
    »Aber hier stehen acht Vorfälle. Das werden Sie doch zugeben … «
    »Ja«, erwiderte Marder gereizt, »aber wir reden nicht von Vorfällen, wir reden von ADs, und es gab nur zwei ADs.« Er wurde allmählich wütend, sein Gesicht rötete sich.
    »Verstehe«, sagte Malone. »Norton hatte also zwei Konstruktionsprobleme bei den Slats dieser Maschine.«
    »Es gab zwei Korrekturen.«
    »Zwei Korrekturen ihrer ursprünglichen fehlerhaften Konstruktion«, sagte Malone. »Und das nur bei den Slats. Von den Klappen oder vom Seitenruder oder den Treibstofftanks und dem ganzen Rest des Flugzeugs haben wir noch gar nicht gesprochen. Zwei Korrekturen, nur in diesem einen winzigen System. Haben Sie dieses Flugzeug denn nicht getestet, bevor Sie es arglosen Kunden verkauft haben?«
    »Natürlich haben wir die Maschine getestet«, sagte Marder mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber Sie müssen erkennen… «
    »Was ich erkenne«, sagte Malone, »ist, daß wegen Ihrer Konstruktionsfehler Menschen gestorben sind, Mr. Marder. Dieses Flugzeug ist eine Todesfalle. Und Ihnen scheint dies völlig gleichgültig zu sein.«
    »Herrgott noch mal!« Marder warf die Hände in die Höhe und sprang auf. Er stampfte durchs Zimmer. »Ich glaub’s einfach nicht!«
    Es ist fast zu einfach, dachte Jennifer. Und tatsächlich war es zu einfach. Sie mißtraute Marders theatralischem Ausbruch. Während des Interviews hatte sie von diesem Mann einen anderen Eindruck gewonnen. Er war eben nicht nur ein Konrektor. Er war viel gescheiter. Das merkte sie, wenn sie seine Augen beobachtete. Die meisten Menschen machten eine unwillkürliche Augenbewegung, wenn man ihnen eine Frage stellte. Sie sahen nach oben, nach unten oder zur Seite. Aber Marders Blick war stetig und ruhig. Er hatte sich vollkommen unter Kontrolle.
    Und sie vermutete, daß er sich auch jetzt unter Kontrolle hatte, daß dieses Kragenplatzen eine beabsichtigte Inszenierung war. Wozu?
    Aber eigentlich war es ihr gleichgültig. Sie hatte von Anfang an nur vorgehabt, diese Leute aus der Reserve zu locken. Ihnen einen solchen Schrecken einzujagen, daß sie sie an den FirmenPräsidenten weiterreichten. Jennifer wollte, daß Marty Reardon den Präsidenten interviewte.
    Das war grundlegend für ihre Story. Es würde die Glaubwürdigkeit der Reportage untergraben, wenn Newsline ernste Vorwürfe gegen die N-22 vorbrachte, die Firma aber nur irgendeinen Erfüllungsgehilfen aus dem Mittelbau oder einen PR-Fritzen ins Feld schickte. Aber wenn sie den Präsidenten vor die Kamera holen konnte, gab das ihrer Reportage ein ganz anderes Gewicht.
    Sie wollte den Präsidenten.
    Bis jetzt lief alles gut.
    Doch dann sagte Marder: »Erklären Sie es, Casey«
    Casey war entsetzt gewesen über Marders Ausbruch. Marder war berühmt für seine Wutanfälle, aber es war ein schwerer taktischer Fehler, vor einer Reporterin zu explodieren. Und jetzt sagte Marder, der noch immer rot im Gesicht und vor Wut schnaubend hinter seinem Schreibtisch saß: »Erklären Sie es, Casey«
    Sie wandte sich Malone zu.
    »Ms. Malone«, sagte Casey »Ich glaube, uns allen hier liegt die Flugsicherheit sehr

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