Airframe
optionale Geräte wie der QAR nicht den FAA-Bestimmungen unterlagen. Er konnte buchstäblich an jeder Stelle der Maschine sein, die der Betreiber sich aussuchte -im vorderen Hilfsgerätefach, irgendwo im Frachtraum, in der Funkanlage unter dem Cockpit … Er konnte so ziemlich überall sein.
Hatte Ron wirklich nachgesehen?
Sie beschloß, der Sache selber auf den Grund zu gehen.
Zehn Minuten lang blätterte sie in den dicken Reparaturhandbüchern für die N-22, ohne jeden Erfolg. Die Handbücher erwähnten den QAR überhaupt nicht, zumindest konnte sie keine Erwähnung finden. Allerdings waren die Handbücher, die sie in ihrem Büro hatte, ihre persönlichen Ausgaben; und da Casey nicht direkt mit der Wartung zu tun hatte, hatte sie auch nicht die neuesten Versionen. Die meisten ihrer Handbücher stammten aus der Zeit ihres Eintritts in die Firma, sie waren fünf Jahre alt.
Doch dann fiel ihr Blick auf das VD-Gerät auf ihrem Schreibtisch.
Moment mal, dachte sie. Sie griff nach der Brille und setzte sie auf. Sie stöpselte sie in den CD-ROM-Player. Und schaltete ihn ein.
Nichts passierte.
Eine Weile fummelte sie an dem Gerät herum, bis sie merkte, daß keine CD-ROM in der Maschine war. Sie sah in dem Karton nach, fand die Silberscheibe und steckte sie in den Player. Und drückte noch einmal auf den Startknopf.
Die Brillenfront leuchtete auf. Sie sah eine Seite des ersten Wartungshandbuchs vor sich, das auf die Innenseite der Brille projiziert wurde. Sie begriff nicht so recht, wie das System funktionierte: Die Brille war nur gut zwei Zentimeter von ihren Augen entfernt, aber die projizierte Seite schien einen guten halben Meter von ihr entfernt in der Luft zu schweben. Die Seite war praktisch transparent, sie konnte durch sie hindurchsehen.
Korman pflegte zu bemerken, daß virtuelle Realität von virtuoser Nutzlosigkeit sei, außer bei einigen sehr speziellen Anwendungen. Eine davon war die Wartung. Vielbeschäftigte Leute, die in einer technischen Umgebung arbeiteten, Leute, die die Hände voll oder fettverschmiert hatten, hatten weder Zeit noch Lust, in einem dicken Handbuch zu blättern. Wenn man in zehn Metern Höhe versuchte, ein Triebwerk zu reparieren, konnte man nicht einen Stapel fünfpfündiger Handbücher mit sich herumschleppen. Für solche Situationen waren Virtual-Display-Geräte deshalb perfekt. Und dafür hatte Korman eins gebaut.
Casey merkte, daß sie in den Handbüchern blättern konnte, indem sie Knöpfe auf dem Player drückte. Es gab außerdem eine Suchfunktion, mit der eine Tastatur in die Luft projiziert wurde; sie mußte ein paarmal auf einen anderen Knopf drücken, um ein Pfeilsymbol, eine Art Cursor, zum Buchstaben Q, dann zu A und zu E zu bewegen. Es war ein bißchen umständlich.
Aber es funktionierte.
Nach kurzem Surren hing vor ihr in der Luft: N-22
Quick Access Recorder (QAR) Empfohlene Plazierungen Indem sie weitere Knöpfe drückte, konnte sie eine Reihe von Diagrammen einsehen, die in allen Einzelheiten zeigten, wo der QAR in der N-22 positioniert werden konnte. Es waren insgesamt ungefähr dreißig mögliche Stellen. Casey klemmte sich den CD-ROM-Player an den Gürtel und ging zur Tür.
22 Uhr 20
Flughafenhotel
Marty Reardon war noch immer in Seattle.
Sein Interview mit Gates hatte länger gedauert, und er hatte seine Maschine verpaßt. Jetzt kam er erst am Morgen nach LA. Jennifer mußte den Terminplan umstellen.
Es würde ein schwieriger Tag werden. Sie hatte gehofft, um neu anfangen zu können. Jetzt konnte sie frühestens um zehn beginnen. Sie saß mit ihrem Laptop im Hotelzimmer und puzzelte an dem Plan.
09:00-10:00
Transfer von LAX
10:00-10:45
Barker im Büro
11:00-11:30
King am Flughafen
11:30-12:00
FAA am Flughafen
12:15-13:45
Transfer nach Burbank
14:00-14:30
Rogers in Burbank
14:30-15:30
Anmoderation vor Norton
16:00-16:30
Singleton bei Norton
16:30-18:00
Transfer nach LAX
Zu eng. Keine Zeit fürs Mittagessen, für Verkehrsstaus, für normale Produktionsprobleme. Und morgen war Freitag; Mar-ty würde mit der Sechs-Uhr-Maschine nach New York zurückfliegen wollen. Er verbrachte die Wochenenden gern mit seiner neuen Freundin. Marty wäre ziemlich sauer, wenn er den Flug verpassen würde.
Und er würde ihn auf jeden Fall verpassen.
Das Problem war, daß Marty, wenn er mit Singleton in Burbank fertig war, mitten in der Stoßzeit zurückfahren mußte. Er würde seinen Flug niemals kriegen. Eigentlich müßte er Burbank schon um 14 Uhr 30 verlassen. Das
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