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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Zivilluftfahrt?«
    Reardon runzelte die Stirn. »Ich würde sagen … ich würde sagen, tausend.«
    »Fünfzig«, entgegnete Casey. »Fünfzig Menschen starben. Wissen Sie, wie viele es im Jahr davor waren? Sechzehn. Weniger als auf Fahrrädern getötet wurden.«
    »Und wie viele davon starben an Bord einer N-22?« fragte Reardon mit zusammengekniffenen Augen. Er versuchte, das Ruder wieder herumzureißen.
    »Keiner.«
    »Sie wollen damit also sagen …«
    »Wir sind eine Nation, in der jedes Jahr dreiundvierzigtausend Menschen in Autos sterben, und keiner macht sich darüber Gedanken. Die Leute steigen ins Auto, wenn sie betrunken, wenn sie müde sind - ohne auch nur darüber nachzudenken. Aber dieselben Leute geraten in Panik bei dem Gedanken, ein Flugzeug zu besteigen. Und der Grund dafür ist«, sagte Casey, »daß das Fernsehen andauernd die wirklichen Risiken des Fliegens übertreibt. Das Band wird den Menschen Angst vor dem Fliegen machen. Und das ohne Grund.«
    »Sie glauben, daß man das Band nicht hätte zeigen sollen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber Sie haben gesagt, daß es Leuten Angst macht - ohne Grund.«
    »Richtig.«
    »Sind Sie der Ansicht, daß solche Bänder nicht gezeigt werden sollten?«
    Sie dachte: Worauf will er hinaus? Warum tut er das?
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich frage Sie jetzt danach.«
    »Ich habe gesagt«, erwiderte Casey, »daß diese Bänder eine unzutreffende Einschätzung der Risiken des Flugverkehrs produzieren.«
    »Darunter die Risiken, mit einer N-22 zu fliegen?«
    »Ich habe bereits gesagt, daß ich die N-22 für sicher halte.«
    »Sie glauben also nicht, daß solche Bänder der Öffentlichkeit gezeigt werden sollten?«
    Was hatte er nur vor? Sie konnte es sich noch immer nicht vorstellen. Sie antwortete ihm nicht, sondern dachte angestrengt nach. Versuchte herauszufinden, worauf er hinauswollte. Und hatte dabei das flaue Gefühl, daß sie es bereits wußte.
    »Ms. Singleton, sollten Ihrer Meinung nach solche Bänder unterdrückt werden?«
    »Nein«, sagte Casey.
    »Hat Norton Aircraft je derartige Bänder unterdrückt?«
    Oh-oh, dachte sie. Sie überlegte sich, wie viele Leute von dem zweiten Band wissen konnten. Eine ganze Menge: Ellen Fong, Ziegler, die Leute bei Video Imaging Systems. Ein Dutzend vielleicht, vielleicht noch mehr …
    »Ms. Singleton«, sagte Reardon, »ist Ihnen persönlich die Existenz eines weiteren Bandes über diesen Unfall bekannt?«
    Lügen Sie einfach, hatte Amos gesagt.
    »Ja«, sagte Casey. »Ich weiß von einem anderen Band.«
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Ja, habe ich.«
    Reardon sagte: »Es ist verstörend. Beängstigend. Nicht?«
    Sie haben es, dachte sie. Sie hatten das Band bekommen. Jetzt mußte sie sehr behutsam vorgehen.
    »Es ist tragisch«, sagte sie. »Was auf Flug 545 passiert ist, ist eine Tragödie.« Sie war müde. Ihre Schultern schmerzten vor Anspannung.
    »Ms. Singleton, lassen Sie mich ganz unverblümt fragen: Hat Norton dieses Band unterdrückt?«
    »Nein.«
    Hochgezogene Augenbrauen, überraschte Miene. »Aber Sie haben es auch nicht veröffentlicht, oder?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das Band wurde an Bord der Maschine gefunden«, sagte Ca-sey, »und wird in unserer laufenden Untersuchung verwendet. Wir hielten es nicht für angemessen, es vor Abschluß der Ermittlungen zu veröffentlichen.«
    »Sie wollten damit nicht die altbekannten Mängel der N-22 verschleiern?«
    »Nein.«
    »Aber dieser Meinung ist nicht jeder, Ms. Singleton. Weil nämlich Newsline eine Kopie dieses Bands erhalten hat, von einer von Gewissensbissen geplagten Angestellten, die der Ansicht war, daß die Firma etwas verschleierte. Die der Ansicht war, daß das Band an die Öffentlichkeit gelangen sollte.«
    Casey hielt sich steif. Sie rührte sich nicht.
    »Sind Sie überrascht?« fragte Reardon mit spitzen Lippen.
    Sie antwortete nicht. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Sie mußte ihren nächsten Schachzug planen.
    Reardon grinste, ein herablassendes Lächeln. Er genoß den
    Augenblick.
    Jetzt.
    »Haben Sie das Band selbst schon gesehen, Mr. Reardon?« Sie fragte das in einem Ton, der andeutete, daß das Band gar nicht existierte, daß Reardon es nur erfunden hatte.
    »O ja«, sagte Reardon feierlich, »ich habe das Band gesehen. Es ist schwer, schmerzlich, es sich anzusehen. Es ist ein schrecklicher, erdrückender Beweis dafür, was an Bord der N-22 passiert ist.«
    »Haben Sie es bis zum Ende angesehen?«
    »Natürlich. Und

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