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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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hätten lügen sollen. Die lügen. Es ist nur die Frage, wessen Lügen gesendet werden.«
    »Amos …«
    »Ihr Vater war Journalist, und Sie glauben, daß es noch immer um die Wahrheit geht. Geht’s aber nicht. Seit Jahren nicht mehr. Ich hab diesen Abschaum bei der Aloha-Geschichte erlebt. Alles, was die wissen wollten, waren die grausigen Details. Ste-wardeß wird aus der Maschine geschleudert, war sie schon tot, als sie auf dem Wasser aufkam? Oder lebte sie noch? Das war alles, was die wissen wollten.«
    »Amos«, sagte sie. Sie wollte, daß er aufhörte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Das ist alles nur Unterhaltung. Aber ich sag’ Ihnen eins, Casey. Diesmal hatten Sie Glück. Beim nächstenmal haben Sie vielleicht keins mehr. Also machen Sie es sich nicht zur Gewohnheit. Vergessen Sie nicht: Die bestimmen die Regeln. Und das Spiel hat nichts mit Genauigkeit oder den Tatsachen oder der Wirklichkeit zu tun. Es ist nur ein Zirkus.«
    Sie wollte nicht mit ihm diskutieren. Sie streichelte schweigend den Hund.
    »Tatsache ist«, sagte Amos, »daß alles sich verändert. Früher -in alten Zeiten - entsprach das Bild in den Medien noch so ungefähr der Wirklichkeit. Jetzt ist alles andersherum. Das Medienbild ist die Wirklichkeit, und im Vergleich dazu ist der Alltag ziemlich langweilig. Also ist der Alltag falsch, und das Medienbild ist richtig. Manchmal sehe ich mich in meinem Wohnzimmer um, und das Realste darin ist der Fernseher. Er ist bunt und lebendig, und der Rest meines Lebens sieht düster und fad aus. Also schalte ich das verdammte Ding ab. Das funktioniert jedesmal. So krieg ich mein Leben zurück.«
    Casey streichelte weiter den Hund. In der hereinbrechenden Nacht sah sie Scheinwerfer um die Ecke biegen und auf sie zukommen. Sie ging zum Bordstein.
    »Ich weiß«, sagte Amos. »Ich rede mal wieder dummes Zeug.«
    »Gute Nacht, Amos«, sagte sie.
    Das Auto hielt an. Die Tür schwang auf.
    »Mom!«
    Ihre Tochter sprang ihr in die Arme und umklammerte sie mit den Beinen. »O Mom, du hast mir soo gefehlt!«
    »Du mir auch, Liebling«, sagte sie. »Du mir auch.«
    Jim stieg aus und gab Casey den Rucksack. In der Dämmerung konnte sie sein Gesicht kaum erkennen.
    »Gute Nacht«, sagte er zu ihr.
    »Gute Nacht, Jim«, sagte sie.
    Ihre Tochter nahm sie bei der Hand. Gemeinsam gingen sie zum Haus zurück. Es wurde dunkel, die Luft war kühl. Als sie den Kopf hob, sah sie den geraden Kondensstreifen eines Passagierjets. Er war so hoch oben, daß er noch von der Sonne beleuchtet wurde, ein dünner weißer Streifen, der sich über den dunkel werdenden Himmel spannte.

Postskriptum
    5. ARTIKEL/EBENE 1, gedruckt in VOLLFORMAT COPYRIGHT TELEGRAPH-STAR, INC.
    SCHLAGZEILE: NORTON VERKAUFT 50 GROSSRAUMJETS AN CHINA
    LEITWERK SOLL IN SHANGHAI PRODUZIERT WERDEN NEUE LIQUIDITÄT UNTERSTÜTZT ENTWICKLUNG KÜNFTIGER JETS
    GEWERKSCHAFT KRITISIERT VERLUST VON ARBEITSPLÄTZEN
    AUTOR: JACK ROGERS
    TEXT:
    Norton Aircraft gab heute den Verkauf von fünfzig N-22-Großraumj ets an die Volksrepublik China zum Preis von acht Milliarden Dollar bekannt. Nach Angaben des Norton-Präsidenten Harold Edgarton verlangt die gestern in Peking unterzeichnete Vereinbarung die Lieferung der Jets in den nächsten vier Jahren. Zu den Bedingungen dieses Vertrags gehört auch eine soge-nannte »Auslagerung« von Arbeiten nach China, was bedeutet, daß das Leitwerk der N-22 in einem Betrieb in Shanghai hergestellt wird.
    Der Verkauf ist ein Bravourstück für den in Bedrängnis geratenen Burbanker Hersteller und eine bittere Niederlage für das AirbusKonsortium, das sowohl in Peking als auch in Washington mit großem Aufwand für sein Flugzeug geworben hatte. Nach Edgartons Angaben sichern die fünfzig nach China verkauften Jets zusammen mit zwölf weiteren N-22, die Transpacific Airlines orderten, die Liquidität für die weitere Entwicklung des N-XX-Großraumjets, Nortons Hoffnung für das einundzwanzigste Jahrhundert .
    Die Nachricht über die Auslagerungsvereinbarung sorgte für Verärgerung in gewissen Bereichen der Burbanker Firma. Der Ortsgruppenleiter der Metallarbeitergewerkschaft, Don Brull, kritisierte die Auslagerung mit den Worten: »Wir verlieren jedes Jahr Tausende von Arbeitsplätzen. Norton exportiert die Jobs von amerikanischen Arbeitern, um seine Verkäufe ins Ausland zu sichern. Ich glaube nicht, daß das gut für unsere Zukunft ist.«
    Auf den Arbeitsplatzverlust angesprochen, entgegnete Edgarton, daß »Auslagerung in unserer Industrie

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