Airframe
der Pilot. »Aber zwei sind tot.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Jane Levine. »Nett von ihm, daß er uns das sagt. Wer ist dieser Kerl?«
Marshall drückte einen Knopf auf seiner Konsole und öffnete in der linken oberen Ecke seines Bildschirms ein Datenfenster. Es enthielt das Manifest von TPA 545, das Verzeichnis sämtlicher Informationen über diesen Flug. »Der Kapitän ist John Chang. Chefpilot bei Transpacific.«
»Ich will nicht noch mehr Überraschungen«, sagte Levine. »Ist das Flugzeug in Ordnung?«
Marshall fragte: »TPA 545, wie ist der Zustand Ihres Flugzeugs?«
»Wir haben Schäden in der Passagierkabine«, sagte der Pilot. »Allerdings nur geringe Schäden.«
»Wie ist der Zustand des Cockpits?«
»Cockpit ist voll funktionstüchtig. FDAU zeigt Normwerte.« Das war das Flight Data Acquisition Unit, ein Datenrecorder, der alle Fehler innerhalb der Maschine aufspürte und aufzeichnete. Wenn dieses Gerät sagte, daß die Maschine in Ordnung sei, dann war sie es wahrscheinlich auch.
»Verstanden, 545«, sagte Marshall. »Wie ist der Zustand der Crew?«
»Kapitän und Erster Offizier in guter Verfassung.«
»Ah, 545, Sie sagten doch, Sie hätten Verletzte in der Crew.«
»Ja. Zwei Stewardessen sind verletzt.«
»Können Sie Genaueres über die Art der Verletzungen sagen?«
»Tut mir leid, nein. Die eine ist bewußtlos. Was mit der anderen ist, weiß ich nicht.«
Marshall schüttelte den Kopf. »Er hat doch eben gesagt, daß niemand bewußtlos ist.«
»Ich glaube ihm kein Wort«, sagte Levine. Sie griff zum roten Telefon. »Eine Löschmannschaft auf Alarmstufe eins. Holen Sie die Ambulanzen. Neurologische und orthopädische Einsatzteams zur Landebahn, und die medizinische Abteilung soll die Westside-Krankenhäuser alarmieren.« Sie sah auf die Uhr. »Ich rufe das FSDO in LA an. Die werden sich freuen.« Damit meinte sie das Flight Standards District Office, die für die Flugsicherheit verantwortliche Behörde dieses Bezirks.
5 Uhr 57
LAX
Daniel Greene war der diensthabende Beamte im FSDO am Imperial Highway, eine halbe Meile von LAX entfernt. Die örtlichen FSDOs oder »Fizdos«, wie sie auch genannt wurden, überwachten sämtliche Flugoperationen ziviler Fluggesellschaften und kontrollierten alles von der Flugzeugwartung bis zum Pilotentraining. Greene war früh ins Büro gekommen, um den Papierkram auf seinem Schreibtisch zu erledigen; seine Sekretärin hatte eine Woche zuvor gekündigt, und der Büroleiter hatte ihm mit Hinweis auf eine Anordnung aus Washington zur Effizienzsteigerung einen Ersatz verweigert. Greene machte sich grummelnd an die Arbeit. Der Kongreß strich das Budget der FAA - Federal Aviation Association, der Nationalen Flugaufsichtsbehörde - zusammen und verlangte von ihnen, mit weniger mehr zu leisten, ging man doch in Washington davon aus, daß das Problem mangelnde Produktivität und nicht Arbeitsüberlastung hieß. Aber der Passagierverkehr nahm pro Jahr um vier Prozent zu, und die Zivilflotte wurde nicht jünger. Diese Kombination sorgte für beträchtliche Mehrarbeit auf dem Boden. Natürlich waren die FSDOs nicht die einzigen, die in der Zwickmühle steckten. Sogar das einflußreiche NTSB - National
Transportation Safety Board, die Nationale Flugsicherheitsbehörde - war pleite, es bekam nur eine Million Dollar pro Jahr für Flugzeugunfälle, und …
Das rote Telefon auf seinem Schreibtisch läutete, die Notfallei-tung. Er nahm ab; eine Mitarbeiterin der Flugverkehrskontrolle meldete sich.
»Wir wurden eben über einen Vorfall an Bord einer ausländischen Maschine im Anflug auf LAX informiert«, sagte sie.
»Aha.« Greene griff nach einem Notizblock. »Vorfall« hatte bei der FAA eine genau umrissene Bedeutung; gemeint war damit die untere Kategorie von Problemen an Bord, die eine Flugzeugbesatzung melden mußte. »Unfälle« bedeuteten Tote und strukturelle Schäden am Flugzeug und waren immer ernst, aber bei Vorfällen konnte man nie wissen. »Schießen Sie los.«
»Es ist TransPacific 545 auf dem Flug von Hongkong nach Denver. Der Pilot erbittet Notlandung in LAX. Sagt, er sei während des Flugs in starke Turbulenzen gekommen.«
»Ist die Maschine flugtüchtig?«
»Pilot sagt ja«, erwiderte Jane Levine. »Sie haben Verletzte, und sie haben vierzig Ambulanzen angefordert.«
»Vierzig?«
»Außerdem haben sie zwei Leichen.«
»Toll.« Greene stand auf. »Wann kommt er rein?«
»Achtzehn Minuten.«
»In achtzehn Minuten - mein Gott, warum erfahre
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