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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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werde Marder anrufen«, sagte Casey.
    »Jeder bekommt Wachen«, sagte Marder am Telefon. »Wenn die Gewerkschaft jemanden aus unserem Team bedroht, passiert das automatisch. Standardprozedur. Das wissen Sie doch. Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.«
    »Haben Sie mit Brull geredet?« fragte sie.
    »Ja, ich habe ihm den Kopf gewaschen. Aber es wird eine Weile dauern, bis die Informationen nach unten durchsickern. Bis dahin bekommt deshalb jeder Wachen.«
    »Okay«, sagte sie.
    »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Marder. »Nicht mehr.«
    »Okay«, sagte sie.
    »Schlafen Sie ein bißchen«, sagte Marder und legte auf.

Dienstag

5 Uhr 45
    Glendale
    Nach einem unruhigen Schlaf wachte Casey auf, bevor der Wecker klingelte. Sie zog den Bademantel über, ging in die Küche, um Kaffee zu machen, und sah zum Fenster hinaus. Die blaue Limousine stand noch immer auf der Straße, die beiden Männer saßen drinnen. Sie überlegte, ob sie ihren Fünf-MeilenLauf absolvieren sollte, weil sie das Training eigentlich brauchte, um richtig wach zu werden, aber dann entschied sie sich dagegen. Sie wußte, daß kein Anlaß bestand, sich eingeschüchtert zu fühlen. Aber es war auch sinnlos, Risiken einzugehen.
    Sie goß sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich ins Wohnzimmer. Alles sah heute verändert aus. Tags zuvor hatte der kleine Bungalow noch gemütlich gewirkt, doch jetzt kam er ihr mickerig, schutzlos, isoliert vor. Sie war froh, daß Alison die Woche bei Jim verbrachte.
    Casey hatte schon öfters Arbeitskämpfe erlebt; sie wußte, daß Drohungen meist ohne Folgen blieben. Dennoch war es vernünftig, vorsichtig zu sein. So ziemlich das erste, was Casey bei Norton gelernt hatte, war, daß es vor Ort in der Produktion ziemlich hart zuging, härter noch als am Fließband bei Ford. Norton war eine der wenigen noch verbliebenen Fabriken, in der ein High-School-Absolvent ohne Berufsausbildung 80000 Dollar pro Jahr plus Überstunden verdienen konnte. Jobs wie diese waren rar und wurden immer rarer. Der Konkurrenzkampf, um einen solchen Job zu bekommen und zu behalten, wurde mit harten Bandagen geführt. Wenn die Gewerkschaft glaubte, daß das China-Geschäft Arbeitsplätze gefährdete, konnte es durchaus sein, daß sie zu harten Mitteln griff, um es zu verhindern.
    Sie saß mit der Kaffeetasse auf dem Schoß da und merkte plötzlich, daß sie Angst hatte, in die Firma zu fahren. Aber natürlich mußte sie. Casey stellte die Tasse ab und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
    Als sie das Haus verließ und zu ihrem Mustang ging, sah sie, daß eine zweite Limousine hinter der ersten hielt. Und als sie losfuhr, folgte ihr der erste Wagen.
    Marder hatte also zwei Wachmannschaften bestellt. Eine, um ihr Haus zu bewachen, die andere, um ihr zu folgen.
    Es mußte also schlimmer stehen, als sie glaubte.
    Mit einem ungewohnt mulmigen Gefühl fuhr Casey auf das Firmengelände. Die Frühschicht hatte bereits begonnen, die Parkplätze waren voll, Autos, so weit das Auge reichte. Die blaue Limousine war direkt hinter ihr, als sie vor dem Wachposten bei Tor 7 anhielt. Der Posten winkte sie durch, und mit irgendeinem unsichtbaren Signal erlaubte er dem blauen Wagen, ihr direkt zu folgen, ohne vorher die Schranke herunterzulassen. Die Limousine blieb hinter ihr, bis sie ihren Stellplatz vor dem Verwaltungsgebäude erreicht hatte.
    Sie stieg aus. Einer der Männer beugte sich aus dem Fenster. »Einen schönen Tag, Ma’am«, sagte er.
    »Danke.«
    Der Mann winkte, und die Limousine fuhr davon.
    Casey betrachtete die riesigen grauen Gebäude um sich herum: Gebäude 64 im Süden. Gebäude 57 im Osten, wo der Zweistrahler gebaut wurde. Gebäude 121, die Lackiererei. Die Wartungshangars in einer Reihe im Westen, beleuchtet von der Sonne, die oben über dem San-Fernando-Gebirge aufging. Es war eine vertraute Umgebung, sie hatte Jahre hier verbracht. Aber an diesem Tag wurde ihr auf unbehagliche Weise die ungeheure Ausdehnung, die Leere der Anlage am frühen Morgen bewußt. Sie sah zwei Sekretärinnen das Verwaltungsgebäude betreten. Sonst niemand. Sie fühlte sich allein.
    Casey zuckte die Achseln, um ihre Angst abzuschütteln. Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich. Es ist Zeit, zur Arbeit zu gehen.

6 Uhr 34
    Norton Aircraft
    Rob Wong, der junge Programmierer von Norton Digital Information Systems, der Computerabteilung der Firma, drehte sich von den Videomonitoren weg und sagte: »Tut mir leid, Casey. Wir haben die Daten des

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