Airframe
Notrutschen. Keine gemeldeten Verletzten.
Ergriffene Maßnahmen: Die Inspektion des Flugzeugs ergab folgende Schäden:
1. Beide Klappen erheblich beschädigt.
2. Triebwerk Nr. 1 war stark verrußt.
3. Scharnierverkleidung der Innenklappe wurde leicht beschädigt.
4. Rad Nr. 2 war geplatzt, etwa 30 Prozent fehlten. Achse und Kolben des Bugfahrwerks waren nicht beschädigt.
Überprüfung menschlicher Faktoren ergab folgendes:
1. Prozeduren im Cockpit erfordern stärkere Überwachung durch die Fluggesellschaft.
2. Reparaturprozeduren im Ausland erfordern stärkere Überwachung durch die Fluggesellschaft.
Das Flugzeug wird gegenwärtig repariert. Interne Prozeduren werden von der Fluggesellschaft überprüft.
David Levine Technische Integration Produktunterstützung Norton Aircraft Company Burbank, CA
Solche zusammenfassenden Berichte waren immer diplomatisch formuliert; in diesem Fall, das wußte Carey, war die Wartung so ungenügend gewesen, daß das Bugrad beim Start blockierte, was die Reifen platzen ließ und beinahe zu einem ernsten Unfall geführt hätte. Aber in dem Bericht stand das nicht, man mußte schon zwischen den Zeilen lesen. Das Problem lag bei der Fluggesellschaft, aber die war auch der Kunde, und es war schlechter Stil, über den Kunden herzuziehen.
Irgendwann, das wußte Casey, würde auch der Fall des TransPacific-Flugs 545 in einem ähnlich diplomatischen Bericht zusammengefaßt werden. Aber bis dahin war noch viel zu tun.
Norma kam zurück. »Das TransPacific-Büro ist schon zu. Ich kann das Magazin erst morgen besorgen.«
»Okay.«
»Schätzchen?«
»Was?«
»Gehen Sie nach Hause.«
Casey seufzte. »Sie haben recht, Norma.«
»Und ruhen Sie sich ein wenig aus, okay?«
21 Uhr 15
Glendale Ihre Tochter hatte ihr die Nachricht hinterlassen, daß sie bei Amy übernachten werde und daß Dad es ihr erlaubt habe. Ca-sey war nicht gerade glücklich darüber, ihrer Ansicht nach sollte ihre Tochter nicht bei Freundinnen übernachten, wenn am nächsten Tag Schule war, aber jetzt konnte sie nichts mehr dagegen unternehmen. Sie ging ins Bett, sah sich kurz das Foto ihrer Tochter auf dem Nachttischchen an und wandte sich dann ihrer Arbeit zu. Sie ging die Flugaufzeichnungen von TPA 545 durch und verglich eben die Routenkoordinaten für jeden Flugabschnitt mit den schriftlichen Funktranskriptionen von Honolulu ARINC und Oakland Center, als das Telefon klingelte.
»Casey Singleton.«
»Hallo, Casey. John Marder hier.«
Sie setzte sich auf. Marder hatte sie noch nie zu Hause angerufen. Sie sah auf die Uhr. Es war schon nach neun.
Marder räusperte sich. »Eben hat mich Benson von der PR angerufen. Die Nachrichtenredaktion eines Fernsehsenders hat angefragt, ob sie im Betrieb filmen dürfen. Er hat sie abgewiesen.«
»Aha.« Das war üblich so, Filmteams wurde nie Zutritt zum Firmengelände gewährt.
»Dann erhielt er einen Anruf von einer Produzentin dieses Newsline-Magazins namens Malone. Sie sagte, diese Anfrage komme von Newsline, und sie bestehe darauf, Zutritt zu bekommen. Sehr aufdringlich und von sich eingenommen. Er hat abgelehnt.«
»Aha.«
»Auf freundliche Art, wie er sagte.«
»Aha.« Sie wartete.
»Diese Malone sagte, Newsline mache einen Bericht über die N-22, und sie wolle den Präsidenten der Firma interviewen. Er erwiderte ihr, Hal sei im Ausland und stehe nicht zur Verfüg un g.
»Aha.«
»Dann meinte sie, wir sollten uns ihre Bitte gut überlegen, weil der Newsline -Bericht sich mit Fragen der Flugsicherheit beschäftige, zwei Probleme in zwei Tagen, ein Triebwerksproblem und ein Ausfahren der Slats, mehrere Tote. Sie sagte, sie habe mit Kritikern gesprochen -keine Namen, aber ich kann mir denken, mit wem -, und sie wolle dem Präsidenten Gelegenheit zur Stellungnahme geben.«
Casey seufzte.
Marder fuhr fort: »Benson sagte, er könne ihr vielleicht nächste Woche ein Interview mit der Firmenleitung verschaffen, und sie meinte, nein, das gehe nicht, weil Newsline die Story an diesem Wochenende bringe.«
»An diesem Wochenende?«
»Genau«, sagte Marder. »Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein. An dem Tag, bevor ich nach China fliege, Sie wissen, daß das eine sehr populäre Magazinsendung ist. Das ganze verdammte Land wird Sie sehen.«
»Ja.«
»Dann sagte die Frau, sie wolle ja nur fair sein und daß es immer schlecht aussehe, wenn eine Firma auf Fragen nicht antworte. Wenn schon unser Präsident nicht mit Newsline reden könne, dann vielleicht ein
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