Airframe
anderer ranghoher Sprecher.«
»Aha… «
»Das heißt, ich habe diese Tussi morgen mittag in meinem Büro«, sagte Marder.
»Vor laufender Kamera?«
»Nein, nein. Nur ein Hintergrundgespräch, keine Kameras. Aber es wird sicher auch um die IRT-Untersuchung gehen. Ich glaube, Sie sollten besser auch dabeisein.
»Natürlich.«
»Anscheinend planen die wirklich eine Horrorstory über den N-22«, sagte Marder. »Es ist dieses verdammte CNN-Band. Damit hat alles angefangen. Aber jetzt sind wir dran, Casey. Wir müssen sehen, daß wir so gut wie möglich aus diesem Schlamassel herauskommen.«
»Ich werde dasein.«
Donnerstag
6 Uhr 30
Flughafenhotel
Ein leises, aber beharrliches Summen weckte Jennifer Malone. Sie schaltete den Wecker auf dem Nachttischchen aus, sah dann zu der braunen Schulter des Mannes neben ihr hinüber und ärgerte sich. Er war Stuntman in einer Fernsehserie, und sie hatte ihn vor ein paar Monaten kennengelernt. Er hatte ein zerfurchtes Gesicht und einen hübschen muskulösen Körper, und er war ein guter Liebhaber … aber o Gott, sie fand es furchtbar, wenn die Kerle über Nacht blieben. Nach dem zweiten Mal hatte sie einige höfliche Andeutungen in diese Richtung gemacht. Aber er hatte sich einfach umgedreht und war eingeschlafen. Und jetzt lag er da und schnarchte.
Jennifer haßte es, mit einem Mann im Zimmer aufzuwachen. Sie haßte alles daran, die Geräusche seines Atmens, den Geruch seiner Haut, die fettigen Haare auf dem Kissen. Sogar die Traumtypen, die Berühmtheiten, die bei Kerzenlicht ihr Herz schneller schlagen ließen, sahen am nächsten Morgen aus wie schwabbelige gestrandete Wale.
Es war, als wüßten die Kerle nicht, wohin sie gehörten. Sie kamen vorbei, sie kriegten, was sie wollten; auch sie kriegte, was sie wollte, und alle waren zufrieden. Also warum zum Teufel gingen sie nicht nach Hause?
Sie hatte ihn vom Flugzeug aus angerufen: Hi, ich komme in die Stadt, was treibst du heute abend? Und er hatte ohne Zögern erwidert: Mit dir treib’ ich’s heute abend. Was ihr nichts ausmachte. Es war irgendwie lustig, in einem Flugzeug zu sitzen, neben irgendeinem Buchhalter, der sich über seinen Laptop beugte, und eine Stimme flüsterte einem ins Ohr: Ich treib’s mit dir heute abend, in jedem Zimmer deiner Suite.
Was er, das mußte sie ihm zugestehen, auch getan hatte. Er war nicht gerade der Raffinierteste, dieser Typ, aber er hatte viel Energie, diese nackte kalifornische Körperenergie, die man in New York nie fand. Kein Grund, über irgend etwas zu reden. Nur vögeln.
Aber jetzt strömt Sonnenlicht durch die Fenster…
Verdammt.
Sie stand auf und spürte die kühle Luft aus der Klimaanlage auf ihrer Haut. Sie ging zum Schrank, um sich die Kleider zurechtzulegen, die sie an diesem Tag tragen wollte. Sie würde es mit normalen, nüchternen Typen zu tun haben, und so entschied sie sich für Jeans, ein weißes Agnes B.-T-Shirt und eine marineblaue Jil-Sanders-Jacke. Sie trug die Sachen ins Bad und drehte die Dusche auf. Während das Wasser sich erwärmte, rief sie den Kameramann an und sagte ihm, er solle mit seiner Crew in einer Stunde in der Lobby bereitstehen.
Beim Duschen ging sie den bevorstehenden Tag noch einmal durch. Zuerst um neun Barker; zum Aufwärmen eine kurze Szene vor dem Flughafen, den Rest dann in seinem Büro.
Anschließend der Reporter, Rogers. Keine Zeit, ihn in den Redaktionsräumen seiner Zeitung abzufilmen, mit ihm würde sie in Burbank anfangen, anderer Flughafen, anderes Aussehen. Über Norton würde er mit dem Norton Verwaltungsgebäude im Hintergrund sprechen.
Um Mittag dann hatte sie den Termin mit diesem Kerl von Norton. Zu dieser Zeit würde sie bereits die Argumente der beiden anderen kennen, und sie würde versuchen, Norton so viel Angst einzujagen, daß man sie zum Präsidenten vorließ.
Und dann… mal sehen. Nachmittags kurz diesen Bluthund von Anwalt, nur als Lückenfüller. Freitags dann, wegen der Ausgewogenheit, jemanden von der FAA. Und vielleicht noch jemanden von Norton. Marty würde auf jeden Fall eine Anmoderation vor dem Norton-Gelände machen müssen; der Text war noch nicht vorbereitet, aber sie brauchte ja nur ein paar einleitende Worte, der Rest war Off-Kommentar, das konnte sie heute nacht schreiben. Als Background-Material Aufnahmen von Passagieren, die eine Maschine bestiegen und damit ins Verderben rannten. Ein paar Starts und Landungen und einige gute Absturzszenen.
Und damit war die Sache erledigt.
Die
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