Airframe
rein. Vierfach zerhackt.«
»Tut mir leid, Jay, aber es hat sich überraschend etwas ergeben.«
»Sicherheit geht jeden was an.«
Sie gab ihm die Magnetbandspule. Er warf einen Blick darauf. »Das ist ein Ein-Zoll-Band, Singleton. So was sehen wir hier nicht sehr oft.«
»Können Sie es auswerten?«
Ziegler nickte. »Kann alles auswerten, Singleton. Alles, was Sie mir vorlegen.« Er legte die Spule auf einen horizontalen Teller und fädelte sie ein. Dann warf er ihr über die Schulter einen Blick zu. »Haben Sie überhaupt eine Zugriffsberechtigung für den Inhalt?«
»Das ist mein Band, Jay.«
»Frage ja nur.
Sie sagte: »Ich sollte Ihnen besser sagen, daß dieses Band…«
»Sagen Sie mir gar nichts, Singleton. Ist besser so.«
Auf allen Monitoren leuchteten nun grüne Linien auf, die über den schwarzen Leuchtschirmen tanzten, als das Band sich zu drehen begann. »Ah … okay«, sagte Ziegler. »Wir haben eine Hi-8-Tonspur, Dolby-D-kodiert, muß also eine AmateurVideokamera sein …« Aus dem Lautsprecher hörte Carey ein rhythmisches Knirschen.
Ziegler starrte die Monitore an. Einige erzeugten nun anhand der Daten vom Band dreidimensionale Frequenzspektren, die aussahen wie schimmernde bunte Perlen auf einer Kette. Die Programme erzeugten außerdem Ausschnittdiagramme bei verschiedenen Frequenzintervallen.
»Schritte«, verkündete Ziegler. »Gummisohlen auf Gras oder Erde. Auf dem Land, keine städtischen Merkmale. Schritte vermutlich männlich. Und, äh, etwas arhythmisch, er trägt wahrscheinlich etwas. Nicht zu schwer. Aber genug, um ihn aus dem Rhythmus zu bringen.«
Casey erinnerte sich an die ersten Bilder auf dem Videoband: ein Mann, der, mit einem Kind auf der Schulter, auf einem Pfad von einem chinesischen Dorf wegging.
»Sie haben recht«, sagte sie beeindruckt.
Jetzt war ein Zwitschern zu hören - irgendeine Vogelstimme. »Moment mal, Moment mal«, sagte Ziegler und drückte auf Knöpfe. Das Zwitschern wurde mehrmals wiederholt, die Perlen auf der Kette hüpften. »Huch«, sagte Ziegler schließlich. »Nicht in der Datei. Schauplatz im Ausland?«
»China.«
»Na ja. Ich kann nicht alles haben.«
Die Schritte gingen weiter. Windgeräusche waren zu hören. Dann sagte eine Männerstimme: »Sie ist eingeschlafen …«
Ziegler sagte: »Amerikaner, Größe einssiebenundsiebzig bis eins-fünfundachtzig. Mitte Dreißig.«
Wieder nickte Casey beeindruckt.
Er drückte auf einen Knopf, und einer der Monitoren zeigte das Videoband, den Mann auf dem Pfad. Das Bild erstarrte. »Okay«, sagte Ziegler. »Und was soll ich damit?«
Casey sagte: »Die letzten neun Minuten des Bands stammen von Flug 545. Die Kamera hat den ganzen Vorfall aufgenommen.«
»Wirklich?« fragte Ziegler und rieb sich die Hände. »Das dürfte interessant werden.«
»Ich will wissen, was Sie mir über ungewöhnliche Geräusche in den Sekunden kurz vor dem Vorfall sagen können. Ich habe da eine Frage wegen …«
»Sagen Sie’s nicht«, sagte Ziegler und hob die Hand. »Ich will’s nicht wissen. Ich will unvoreingenommen rangehen.«
»Wann können Sie mir etwas sagen?«
»In zwanzig Stunden.« Ziegler sah auf seine Uhr. »Morgen nachmittag.«
»Okay. Und Jay? Mir wäre es sehr recht, wenn Sie das mit dem Band für sich behalten könnten.«
Ziegler sah sie verständnislos an. »Was für ein Band?«
18 Uhr 10
QA
Kurz nach sechs war Casey wieder an ihrem Schreibtisch. Neue Faxe erwarteten sie.
Von: S. Nieto, Fsr Vanc An: C. Singleton, QU/IRT
Erster Offizier Zan Ping im Vancgen Hospital nach Komplikationen bei der Operation bewusstlos, aber stabil.
Vertreter der Fluggesellschaft Mike Lee war heute im Krankenhaus. Ich habe vor, e/o morgen zu besuchen, um mich über Zustand zu informieren und ihn, wenn möglich, zu befragen.
»Norma«, rief Casey. »Erinnern Sie mich daran, morgen vormittag in Vancouver anzurufen.«
»Ich schreibe es mir auf«, sagte Norma. »Ach übrigens, Sie haben das hier bekommen.« Sie gab Casey ein Fax.
Das einzelne Blatt schien eine Seite aus einem Bordmagazin zu sein. Die Überschrift lautete: »Mitarbeiter des Monats«, dann folgte ein tintig schwarzes, unkenntliches Foto.
Unter dem Foto stand: »Captain John Zhen Chang, Chefpilot von TransPacific Airlines, ist unser Mitarbeiter des Monats. Schon Captain Changs Vater war Pilot, und John selbst fliegt seit zwanzig Jahren, sieben davon bei TransPacific. Wenn er nicht im Cockpit sitzt, fährt er gerne Rad und spielt Golf. Hier entspannt
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