Airframe
Marder empört. Er schlug auf den Tisch. »Versteht ihr Leute denn nicht? Ich will diese verdammte Geschichte vom Tisch haben.«
10 Uhr 10
Sepulveda Boulevard
Fred Barker löste alle ihre Probleme.
Zuerst brauchte Jennifer eine Szene mit Barker auf dem Weg zur Arbeit für Martys Einführung aus dem Off. (»Wir haben mit Frederik Barker gesprochen, einem ehemaligen FAA-Beamten, der jetzt ein streitbarer Kämpfer für mehr Luftfahrtsicherheit ist.«) Barker schlug einen Abschnitt des Sepulveda Boulevards vor, von dem aus man einen Panoramablick auf die südlichen Rollbahnen des Los Angeles International Airport hatte. Es war ein perfekter Drehort, und Barker beeilte sich zu erwähnen, daß auch schon andere Filmteams ihn benutzt hatten.
Als nächstes brauchte sie eine Einstellung bei der Arbeit, wiederum für einen off-Kommentar. (»Seit seinem Weggang von der FAA arbeitet Barker unermüdlich daran, fehlerträchtige Flugzeugkonstruktionen der Öffentlichkeit bekannt zu machen - vor allem die der Norton N-22.«) Barker schlug eine Ecke seines Büros vor, wo er sich vor einem Regal mit dicken FAA-Dokumenten an einem Schreibtisch voller technisch aussehender Broschüren präsentieren wollte, in denen er für die Kamera blätterte.
Als drittes kam ihr Hintergrundinterview mit ihm, in dem sie ihm die Details entlockte, mit denen Reardon sich bei seinem Gespräch nicht aufhalten würde. Auch dafür war Barker bereit. Er wußte, wo die Schalter für die Klimaanlage, den Kühlschrank, die Telefone waren, für all die Lärmquellen, die man fürs Drehen ausschalten mußte. Barker hatte außerdem einen Videomonitor bereit, auf dem man das CNN-Band von Flug 545 abspielen konnte, während er es kommentierte. Der Monitor war ein studiotauglicher Trinitron, der in einer dunklen Ecke des Zimmers stand, so daß er auch abgefilmt werden konnte. Er hatte außerdem eine Video-Buchse, so daß das Material direkt und synchron zu seinem Kommentar überspielt werden konnte. Außerdem benutzte Barker Ein-Zoll-Band, die Bildqualität war also exzellent. Er hatte sogar ein großes Modell der N-22 mit beweglichen Teilen an Tragflächen und Leitwerk, an dem er demonstrieren konnte, was bei dem Flug schiefgegangen war. Das Modell stand auf einem Podest auf seinem Schreibtisch, es sah also nicht aus wie eine Requisite. Und Barker war für seine Rolle perfekt angezogen, in Hemdsärmeln und Krawatte, was ihn wie einen Ingenieur wirken ließ. Er sah aus, als wisse er Bescheid.
Barker agierte gut vor der Kamera. Er wirkte entspannt, benutzte kein Fachchinesisch, und seine Antworten waren kurz. Er schien zu begreifen, wie sie das Band schneiden würde, und so nagelte er sie auf nichts fest. Zum Beispiel griff er nicht mitten in einer Antwort nach dem Modell, sondern sagte nach der Antwort: »An diesem Punkt würde ich gerne auf das Modell verweisen.« Wenn sie einverstanden war, wiederholte er die Antwort und nahm dabei das Modell zur Hand. Alles, was er tat, wirkte gewandt, es gab kein Fummeln, keine ungeschicklichkeiten.
Natürlich war Barker ein alter Hase, nicht nur vor der Kamera, sondern auch im Gerichtssaal. Das einzige Problem war, daß er keine starken Gefühle herüberbrachte - kein Schock, keine Entrüstung. Im Gegenteil, sein Tonfall, seine Art, seine Körpersprache drückten eher tiefes Bedauern aus. Es war bedauerlich, daß diese Situation entstand. Es war bedauerlich, daß nichts unternommen wurde, um dieses Problem zu beheben. Es war bedauerlich, daß die Behörden all die Jahre nicht auf ihn gehört hatten.
»Bei dieser Maschine gab es bereits achtmal Probleme mit den Slats«, sagte er. Er hielt das Modell auf Höhe seines Gesichts und drehte es, damit es das Licht nicht reflektierte. »Das sind die Slats«, sagte er und zog die beweglichen Teile an der Vorderkante der Flügel heraus. Dann nahm er die Hand weg und fragte: »Haben Sie das in Großaufnahme?«
»Ich war zu spät dran«, sagte der Kameramann. »Können Sie es noch einmal machen?«
»Klar. Kommen Sie aus der Totalen?«
»Halbtotale«, sagte der Kameramann.
Barker nickte. Er wartete kurz, begann dann noch einmal. »Bei dieser Maschine gab es bereits achtmal Probleme mit den Slats.« Wieder hielt er das Modell in die Höhe, und diesmal von Anfang an so, daß es das Licht nicht reflektierte. »Das sind die Slats«, sagte er und zog die Teile an der Flügelvorderkante heraus. Dann hielt er wieder inne.
»Diesmal hab ich’s«, sagte der Kameramann.
Barker fuhr
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