Airframe
im Rücken, das Sakko über der Schulter und die Ärmel hochgekrempelt, sagte der Reporter Jack Rogers: »Ich glaube, es besteht kein Zweifel daran, daß Norton Aircraft in ernsten Schwierigkeiten ist.«
Dann hielt er inne und sah sie an.
Jennifer lächelte. »Vielen Dank«, sagte sie. »Sie waren großartig.«
11 Uhr 55
V ERWALTUNGSGEBÄUDE
Als Casey kurz vor Mittag John Marders Büro betrat, strich er gerade seine Krawatte glatt und rückte die Manschetten zurecht. »Ich habe mir gedacht, wir könnten hier sitzen«, sagte er und deutete zu einem Couchtisch und Sesseln in der Ecke seines Büros. »Sie sind bereit?«
»Ich glaube schon«, sagte Casey.
»Lassen Sie mich den Anfang übernehmen«, sagte Marder. »Ich werde mich dann an Sie wenden, wenn ich Unterstützung brauche.«
»Okay.«
Marder ging auf und ab. »Der Sicherheitsdienst meldet, daß vor dem Südzaun ein Filmteam war«, sagte er. »Sie haben ein Interview mit Jack Rogers gedreht.«
»Oh-oh«, sagte Casey.
»Dieser Idiot. Mein Gott, ich kann mir schon vorstellen, was der zu sagen hatte.«
»Haben Sie je mit Rogers geredet?« fragte Casey.
Die Gegensprechanlage summte. Eileen sagte: »Ms. Malone ist hier, Mr. Marder.«
»Schicken Sie sie rein.«
Er ging zur Tür, um sie zu begrüßen.
Für Casey war die Frau, die nun hereinkam, ein Schock. Jennifer Malone war fast noch ein Mädchen, kaum älter als Richman. Nicht älter als acht-oder neunundzwanzig, dachte Casey. Ma-lone war blond und ziemlich hübsch - auf zugeknöpfte New Yorker Art. Sie hatte eine Kurzhaarfrisur, mit der sie ihre Sexualität herunterspielte, und sie war sehr lässig gekleidet: Jeans, ein weißes T-Shirt und einen blauen Blazer mit einem verrückten Kragen. Der modische Hollywood-Look.
Allein der Anblick dieser Frau bereitete Casey Unbehagen. Aber inzwischen hatte Marder sich umgedreht und sagte: »Ms. Malone, ich möchte Ihnen gern Casey Singleton vorstellen, die Qualitätssicherungsspezialistin beim IRT, unserem Team, das nach einem Vorfall die Untersuchungen durchführt.«
Das blonde Mädchen grinste.
Casey schüttelte ihr die Hand.
Das ist ja wohl ein Witz, dachte Jennifer Malone. Das soll ein Industrieboß sein? Dieser nervöse Kerl mit den angeklatschten Haaren und dem schlechtsitzenden Anzug? Und wer ist diese Frau wie aus dem Talbot-Katalog? Singleton war größer als Jennifer - was Jennifer nicht mochte -, und sie sah gut aus, auf gesunde, provinzielle Art. Sie wirkte wie eine Sportlehrerin und schien tatsächlich in ziemlich guter Verfassung zu sein - wenn auch schon längst über das Alter hinaus, in dem man mit dem Minimum an Make-up auskam, das sie trug. Und ihre Gesichtszüge wirkten überarbeitet und angespannt. Unter Druck.
Jennifer war enttäuscht. Den ganzen Tag lang hatte sie sich auf dieses Treffen vorbereitet und an ihren Argumenten gefeilt. Aber sie hatte einen viel eindrucksvolleren Gegner erwartet. Jetzt fühlte sie sich in die High-School zurückversetzt - mit dem Konrektor und einer furchtsamen Bibliothekarin. Kleine Leute ohne Stil.
Und dieses Büro! Klein, mit grauen Wänden und billigen, funktionellen Möbeln. Es hatte keinen Charakter. Nur gut, daß sie hier nicht filmten, dieser Raum würde einfach nichts hermachen. Sah das Büro des Präsidenten auch so aus? Falls ja, würden sie das Interview irgendwo anders aufnehmen müssen. Draußen, oder in der Produktionshalle. Weil diese schäbigen, kleinen Büros nicht das vermittelten, was sie für ihre Show brauchte. Flugzeuge waren groß und mächtig. Das Publikum würde ihr nie abnehmen, daß sie von miefigen kleinen Leuten in drögen Büros gemacht wurden.
Marder führte sie zu einer Sitzgruppe in der Ecke. Mit großer Geste, als würde er sie zu einem Festessen einladen. Da er ihr die Wahl des Sitzplatzes überließ, setzte sie sich mit dem Rücken zum Fenster, so daß ihm die Sonne in die Augen schien.
Sie zog ihre Notizen heraus, blätterte in ihnen. Marder sagte: »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee?«
»Kaffee wäre großartig.«
»Wie nehmen Sie ihn?«
»Schwarz«, sagte Jennifer.
Casey sah zu, wie Jennifer Malone ihre Notizen hervorzog. »Ich will ganz offen sein«, sagte Malone. »Wir haben von Kritikern ziemlich belastendes Material über die N-22 bekommen. Und über die Art, wie diese Firma vorgeht. Aber jede Geschichte hat zwei Seiten. Und wir wollen Ihnen Gelegenheit geben, auf diese Kritik zu reagieren.«
Marder sagte nichts, sondern nickte nur. Er saß
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