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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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kehrte zum Kameramann zurück. »Wie ist es?«
    »Besser ohne das Sakko. Aber die Krawatte ist ein Alptraum.«
    Sie drehte sich zu Rogers um und lächelte. »Läuft alles hervorragend«, sagte sie. »Aber wie wäre es, wenn Sie Ihre Krawatte abnehmen und die Ärmel hochkrempeln würden?«
    »Oh, das mache ich nie«, sagte Rogers. »Ich kremple nie die Ärmel hoch.«
    »Es würde sie zupackend und gleichzeitig lässig aussehen lassen. Sie wissen schon, die Ärmel hochgekrempelt, bereit zum Kampf. Aggressiver Journalist. Diese Richtung.«
    »Ich kremple nie die Ärmel hoch.«
    Sie runzelte die Stirn. »Nie?«
    »Nein. Das mache ich nie.«
    »Also, wir reden hier nur von einer bestimmten Optik. Es würde sie für die Kamera einfach besser rüberkommen lassen. Sie würden nachdrücklicher, energischer wirken.«
    »Tut mir leid.«
    Was soll denn das, dachte sie. Die meisten Leute würden alles tun, um in Newsline zu kommen. Sie würden das Interview in unterwäsche machen, wenn sie sie darum bäte. Einige hatten es auch getan. und dann dieser verdammte Zeitungsreporter, was verdiente der denn überhaupt? Dreißigtausend pro Jahr? Weniger als Jennifers monatliches Spesenbudget.
    »Ich, äh, kann es nicht«, sagte Rogers, »weil ich, äh, Schuppen—
    flechte habe.«
    »Kein Problem. Make-up!«
    Mit dem Sakko über der Schulter, ohne Krawatte und mit hochgekrempelten Ärmeln stand Jack Rogers wenig später vor der Kamera und beantwortete ihre Fragen. Er schwadronierte, redete dreißig, vierzig Sekunden am Stück. Wenn sie, in der Hoffnung auf eine kürzere Antwort, die Frage wiederholte, fing er nur an zu schwitzen und redete noch länger.
    Immer wieder mußten sie unterbrechen, um ihn abtupfen zu lassen. Sie mußte ihm immer und immer wieder versichern, daß er sich großartig mache, einfach großartig. Daß er ihr wirklich gutes Material liefere.
    Das tat er wirklich, er konnte es nur nicht rüberbringen. Er schien nicht zu begreifen, daß eine solche Reportage wie ein Mosaik zusammengesetzt wurde, daß die Durchschnittseinstellung weniger als drei Sekunden dauern würde, daß sie ihn immer nur für einen Satz oder den Teil eines Satzes einblenden würden. Rogers war ernsthaft, er versuchte, hilfreich zu sein, aber er überschüttete sie mit Details, die sie nicht verwenden konnte, und mit Hintergrundinformationen, die ihr gleichgültig waren.
    Schließlich begann sie sich Sorgen zu machen, daß sie überhaupt nichts von diesem Interview verwenden konnte, daß sie hier nur ihre Zeit verschwendete. Deshalb griff sie auf den Trick zurück, den sie in solchen Situationen immer anwandte.
    »Das ist alles perfekt«, sagte sie. »Aber jetzt kommen wir zur Schlußfolgerung. Wir brauchen etwas Markiges« - sie machte eine Faust - »für den Abschluß. Ich werde Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen, die Sie bitte jeweils mit einem markigen Satz beantworten.«
    »Okay.«
    »Mr. Rogers, könnte die N-22 Norton das ChinaGeschäft kosten?«
    »Angesichts der Häufung der Vorfälle in letzter Zeit…«
    »Tut mir leid«, sagte sie, »aber ich brauche einen einfachen Satz. Könnte die N-22 Norton das ChinaGeschäft kosten?«
    »Ja, das könnte er mit Sicherheit.«
    »Tut mir leid«, sagte sie noch einmal. »Jack, ich brauche einen Satz wie: >Die N-22 könnte Norton durchaus das ChinaGeschäft kosten.<«
    »Ach so. Okay.« Er schluckte.
    »Kann die N-22 Norton das ChinaGeschäft kosten?«
    »Ja, ich fürchte, ich muß sagen, er könnte sie das ChinaGeschäft kosten.«
    O Gott, dachte sie.
    »Jack, Sie müssen in diesem Satz >Norton< nennen. Sonst wissen wir nicht, worauf Sie sich beziehen.«
    »Ach so.«
    »Schießen Sie los.«
    »Die N-22 könnte Norton durchaus das ChinaGeschäft kosten, meiner Meinung nach.«
    Sie seufzte. Es klang trocken. Ohne emotionale Wucht. Er könnte ebensogut über seine Telefonrechnung reden. Aber die Zeit wurde ihr knapp. »Ausgezeichnet«, sagte Jennifer. »Sehr gut. Und jetzt weiter. Sagen Sie mir: Ist Norton in Schwierigkeiten?«
    »Absolut«, sagte er, nickte und schluckte.
    Sie seufzte. »Jack.«
    »Oh. Tut mir leid.« Er atmete durch. Dann stand er steif da und sagte: »Ich glaube, daß … «
    »Moment mal«, sagte sie. »Verlagern Sie Ihr Gewicht auf den vorderen Fuß. Neigen Sie sich ein Stückchen zur Kamera hin.«
    »So etwa?« Er verlagerte das Gewicht, drehte sich ein wenig.
    »Ja, das ist es. Perfekt. Und jetzt schießen Sie los.«
    In dieser Haltung, mit dem Maschendrahtzaun vor Norton Aircraft

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