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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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fort. »Die Slats werden nur beim Start und bei der Landung ausgefahren. Während des Flugs befinden sie sich im Flügel. Aber bei der Norton N-22 sind mehrere Fälle bekannt, in denen es zu einem selbsttätigen Ausfahren der Slats während des Flugs kam. Es ist ein Konstruktionsfehler.« Wieder eine Pause. »Ich werde jetzt demonstrieren, was passiert ist. Sie sollten also genug Totale haben, um das ganze Flugzeug draufzubekommen.«
    »In die Totale«, sagte der Kameramann.
    Barker wartete geduldig und sagte dann: »Die Folge dieses Konstruktionsfehlers ist, daß die Maschine, wenn die Slats ausgefahren werden, mit der Nase steil nach oben geht, etwa so, und daß sie abzusacken droht.« Er kippte das Modell leicht nach oben. »An diesem Punkt ist es fast nicht mehr zu kontrollieren. Wenn der Pilot versucht, die Maschine wieder in die Horizontale zu bringen, überkompensiert sie und geht in den Sturzflug über. Wieder korrigiert der Pilot, um aus dem Sturzflug herauszukommen. Die Maschine steigt. Taucht dann wieder ab. Und steigt wieder. Genau das ist bei Flug 545 passiert. Das ist der Grund, warum Menschen gestorben sind.«
    Barker hielt inne.
    »Mit dem Modell sind wir jetzt fertig«, sagte er. »Ich werde es jetzt abstellen.«
    »Okay«, sagte Jennifer. Sie hatte Barker auf dem Kontrollmonitor beobachtet, und jetzt dachte sie, daß es vielleicht schwierig werden würde, von der Totalen zu einer Nahaufnahme zu überblenden, die zeigt, wie Barker das Modell absetzt. Was sie jetzt eigentlich brauchte, wäre eine Wiederholung des…
    Barker sagte: »Die Maschine steigt. Taucht dann wieder ab.
    Und steigt wieder. Genau das ist bei Flug 545 passiert. Das ist der Grund, warum Menschen gestorben sind.« Mit einer Miene des Bedauerns stellte er das Modell ab. Obwohl er es sanft tat, schien diese kleine Geste einen Absturz anzudeuten.
    Jennifer machte sich keine Illusionen über das, was sie da sah. Das war kein Interview, das war ein bühnenreifer Auftritt. Aber diese Art der Professionalität war heutzutage nichts Seltenes mehr. Immer mehr Interviewte schienen sich mit Kamerablickwinkeln und Schnittsequenzen auszukennen. Sie hatte schon erlebt, daß Manager perfekt geschminkt zu einem Interview erschienen. Anfangs waren die Fernsehleute erschrocken über diese neue Raffinesse. Aber in letzter Zeit hatten sie sich daran gewöhnt. Es war nie genug Zeit, sie hasteten immer von einem Drehort zum nächsten. Ein gut vorbereiteter Interviewpartner erleichterte ihnen die Arbeit.
    Aber nur weil Barker gewandt und kameratauglich war, wollte sie ihn nicht davonkommen lassen, ohne ein wenig nachzubohren. Der letzte Teil ihrer Arbeit an diesem Tag war die Abklärung der grundlegenden Fragen, für den Fall, daß Marty die Zeit ausging oder er vergaß, diese Fragen zu stellen.
    »Mr. Barker?« sagte sie.
    »Ja?« Er wandte sich ihr zu.
    »Kontrollieren Sie seine Blickrichtung«, sagte sie zum Kameramann.
    »Er schaut zu sehr zur Seite. Rutschen Sie ein bißchen näher zur Kamera.«
    Jennifer verschob ihren Stuhl, bis sie direkt neben dem objektiv saß. Barker drehte sich leicht, so daß er sie in ihrer neuen Position direkt ansehen konnte.
    »Blickrichtung ist jetzt okay.«
    »Mr. Barker«, sagte Jennifer. »Sie sind ehemaliger FAA-Beamter…«
    »Ich habe für die FAA gearbeitet«, sagte Barker, »die Behörde aber verlassen, weil ich mit ihrer Politik der Nichteinmischung den Herstellern gegenüber nicht einverstanden war. Das Norton-Flugzeug ist ein Resultat dieser laxen Haltung.«
    Wieder demonstrierte Barker sein Können: Seine Antwort war ein komplettes Statement. Er wußte, daß seine Kommentare viel eher gesendet wurden, wenn sie mehr als nur eine Erwiderung auf eine Frage darstellten.
    Jennifer sagte: »Es gibt da gewisse Kontroversen in bezug auf Ihr Ausscheiden.«
    »Ich kenne die Gerüchte, die über meinen Weggang von der FAA im Umlauf sind«, sagte Barker, und auch das wurde wieder ein Statement. »Aber Tatsache ist doch, daß mein Ausscheiden eine Blamage für die FAA war. Ich habe ihre Arbeitsweise kritisiert, und als die Behörde nicht auf diese Kritik reagierte, habe ich sie verlassen. Es überrascht mich deshalb nicht, daß man noch immer versucht, mich zu diskreditieren.«
    Jennifer sagte: »Die FAA behauptet, Sie hätten Material an die Presse weitergegeben. Und daß Sie deshalb entlassen wurden.«
    »Bis jetzt wurde keine der Behauptungen, die die FAA über mich aufgestellt hat, je bewiesen. Ich habe noch nicht

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