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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Seine Stimme hat sich völlig verändert, klingt irgendwie krank … Dieses ›Werner, mein Junge‹: wie aus dem Grab; wie in einem der Horror-Filme, wo eine Türe quietscht und es dir aus einem dunklen Gewölbe entgegendröhnt: WERNER, MEIN JUNGE …
    »Gesund? Du hast gerade gesagt, du bist gesund? So gesund, daß sie dich entlassen?«
    »In 'ner Stunde bin ich zu Hause. Oder 'n bißchen später. Ich will noch bei Lotti vorbei.«
    Diesmal sprach Vater Karl Roser nicht. Er atmete nur, aber immer lauter, und dieses laute Atmen wurde zu einem Geräusch, das wie ein Stöhnen klang. Ein erschreckendes, aufwühlendes, weinerliches Stöhnen … Ja, was war denn jetzt? Fing er auch noch am Telefon an zu flennen? Wieso? Weil es gut ausgegangen war? Aus Dankbarkeit oder sowas?
    »Ist doch okay«, versuchte Werner zu trösten und zu beruhigen.
    Aber es war nicht Dankbarkeit. Und es hatte auch nichts mit ihm zu tun. Gar nichts.
    »Hör zu, Werner!« Jetzt konnte der Vater plötzlich reden. Kurz und abgehackt. Seine dämliche Kommando-Stimme. Der Herr Feldwebel. Und was er sagte, kam genau in dem Ton, mit dem er früher seine Rekruten gescheucht und später seinen Sohn während der Lehrlingsausbildung angeschissen hatte: »Du hörst jetzt auf jedes Wort, ist das klar? Und du merkst dir auch jedes Wort!«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Aber er wußte es. Es stieg in ihm hoch, und so furchtbar es sein mochte, die Wahrheit konnte er nicht abwehren: Es war so, wie dieser Reporter gesagt hatte, Himmelarsch, der Göttner hat recht … Verflucht nochmal, mein Vater hat's getan!
    »Werner! Du rufst jetzt sofort den Flughafen an! Die haben dort eine Polizei-Nummer. Die findest du schon raus. Du tust es sofort. Verstanden?«
    Er hat's getan! Ich spinne … Das kann doch einfach nicht wahr sein.
    »Und jetzt zweitens: Du sagst, was du durchgibst, ist eine Attentats … nein, das ist eine Detonations-Warnung. Du sagst, es handelt sich um einen Zeitzünder. Und um ein halbes Kilo verformbare Sprengmasse vom Typ ZD-4. Pionier-Material. Verstanden?«
    »Ja, ja. – Ja, bist du übergeschnappt?«
    »Das ist jetzt nicht das Thema, Werner. Du hältst die Schnauze. Tu das, was ich dir sage. – Jetzt weiter: Sag ihnen, der Zünder ist leicht und gefahrlos zu entschärfen. Sie brauchen nur das Minus-Pol-Kabel zu kappen. Und nun das Wichtigste. Hast du 'nen Bleistift?«
    »Brauch ich doch nicht, Mann.«
    »Doch! Den brauchst du. Nimm 'nen Bleistift.«
    Gut. Er hatte zuvor 'ne Postkarte an Ulf geschrieben, seinen Baseball-Trainer, und der Kugelschreiber lag noch auf dem Nachttisch. Er nahm ihn und langte sich auch noch den Taschenbuch-Krimi, den Lotti ihm gebracht hatte, und riß das erste Blatt heraus.
    »Hast du?«
    »Ja.«
    »Paß auf: Die Ladung befindet sich zwischen C-64 und C-65.«
    »Was ist 'n das?«
    »Flug-Gates natürlich. Was denn sonst? Es ist nicht schwer zu finden. Da ist eine Steigenberger-Reklame. Hörst du, Steigenberger? Hast du das aufgeschrieben?«
    »Ja.«
    »Und da in etwa zehn oder fünfzehn Meter entfernt in Richtung C-65, da steckt die Ladung. Hinter der Verkleidung. Hast du das?«
    »Hinter der Verkleidung … Ja.«
    »Wiederhol das.«
    »Einen Scheiß werd ich! Ich hab alles. Und jetzt hör du mal zu! Bist du eigentlich …«
    Der Vater hörte nicht zu, sondern redete weiter: »Sag ihnen, das Ding ist auf siebzehn Uhr programmiert. Sie haben also von jetzt an noch vierzig Minuten Zeit. – Und das ist reichlich …«
    Dann hängte er auf.
    Werner Roser starrte auf den Hörer in seiner Hand. Dann ließ er ihn fallen, als habe er sich in diesem Augenblick die Finger daran verbrannt.
    Nun aber sprang er auf und lief los, schob sich im Laufen das herausgerissene Buchblatt mit den Notizen in die Tasche, ließ die Tür offen, stieß draußen im Korridor gleich auf den Dicken mit dem Kehlkopf-Krebs, der ihn aus weit ausgerissenen Augen ansah – protestieren konnte der nicht, hatte ja keine Stimme –, rannte weiter, merkte nicht einmal, daß er keine Schuhe an den Füßen hatte – und als er es merkte, war's ihm auch egal.
    Polizei-Nummer? Flughafen …
    Im Türrahmen der Teeküche stand eine der Jungschwestern.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich brauch 'n Telefonbuch, Bärbel. Na, los schon, ihr habt doch eines?«
    »Weiß ich doch nicht. Die schließen das immer weg. Und Schwester Telma ist gerade nicht hier.«
    Telma, die Stationsschwester … Bruchbude!
    »Scheiß-Bruchbude!«
    »Sag mal, spinnst du

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