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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschüchtert: »Papi, ich hab so Durst. Könnt ich nicht 'ne Cola haben? Da drüben, in dem Restaurant …«
    »Das ist kein Restaurant, Greti, das ist eine Bar. Und eine Cola gibt's nicht. Was glaubst du, was die hier für Preise haben. Wir müssen schließlich unser Urlaubsgeld zusammenhalten.«
    Das war der Punkt: Wenn er nicht von vornherein jeden Pfennig einteilte, dann wurde dieser Urlaub sowieso zur Katastrophe.
    »Lieschen, hast du ein Taschentuch.«
    »Hier, Paul.«
    Paul Pollack tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Und es war ziemlich viel Schweiß, fand er. Und sein Hemd war auch schon ganz naß. Wie würde das erst in Tunesien werden, verdammt nochmal? Und überhaupt, persönlich zu den Kanaken, und das zudem im Flugzeug? Er würde ja nie geplant haben, irgendwohin zu irgendwelchen Eingeborenen zu fahren, wäre das Angebot nicht so extrem günstig gewesen. Für dieses Geld in ein Luxus-Hotel mit Swimming-pool – das war ja nun doch ein wahres Schnäppchen. Soviel brauchten sie ja beinahe zu Hause.
    Paul Pollack öffnete den Kragenknopf. Er beugte den Kopf zurück, schloß die Augen: Also im Flugzeug … zu den Kanaken … und Palmen gibt's … und Kamele … was interessierten ihn die Kamele? Hoffentlich haben sie ein gutes Bier … eine Insel ist dieses Djerba? Somit gibt's auch jede Menge Meer. Und sicher viel Sonne? Die kann er sowieso nicht ab … Langsamer wurden seine Gedanken, mühsam. Ein Flugzeug? … Wie wird denn das sein? Die sperren dich in eine Blechkiste, und dann schießen sie dich hoch. Über zehntausend Meter, hatte er gelesen, halb zum Mond ist das doch … Oh, meine Brust! Was ist denn das? Es kribbelt …
    »Lieschen?« flüsterte er. »Sag mal, wollen wir denn wirklich fliegen?«
    »Aber wir haben doch das Ticket? Ist doch schon alles bezahlt.«
    Das war es ja: Alles bezahlt … Dann haben sie in so 'nem Flugzeug noch nicht mal 'nen Fallschirm, wenn was passierte. Ja, es wird was passieren. Paul Pollack hatte jäh das Gefühl, als presse eine eiserne Faust gegen seinen Brustkorb, unerbittlich, gnadenlos, härter und härter, dann schwerer und schwerer und schließlich, als er aufstehen wollte, um sich gegen die Faust zu wehren, als er stammelnd »Lieschen!« rief und die Kinder herbeirannten, explodierte in ihm ein schrecklicher Schmerz, und er verlor das Bewußtsein …
    Die Schwester Lukrezia Bonelli bekam winzige kleine Fältchen an ihrer hübschen Nasenwurzel. Sie entstanden immer dann, wenn etwas sie ärgerte. Wie kam denn die Frau hier rein, um Himmelswillen? Und was sollten die Kinder?
    »Mach du das mal fertig, Agnes! Ich kümmere mich um diese Leute!«
    Bisher hatte sich Lukrezia gemeinsam mit Agnes eines alten, lederhäutigen Süd-Amerikaners angenommen, der sich im Passagier-Bus eine stark blutende Kopfplatzwunde geholt hatte. Aus Dankbarkeit oder weiß der Teufel, aus welchen Gründen, wollte er sie nun beide einladen. Nach Frankfurt, in sein Hotel. Und nicht nur das, sondern sogar auch auf seine Ranch in Argentinien – in Südamerika hieß das ja Hazienda.
    Lukrezia war froh, ihn endlich loszuwerden.
    »Hören Sie! Hier können Sie nicht bleiben«, sagte sie zu der Frau und lächelte die Kinder an, die wirklich hübsch waren und völlig entgeistert auf die blutigen Verbände des Patienten und auf die weißen Instrumenten-Schränke blickten. »Was wollen Sie denn? Kommen Sie raus auf den Flur.«
    »Mein Mann …«, flüsterte die Frau. Sie war rund, pummelig und stammte wohl vom Lande; zumindest, wenn man sie nach ihrer Kleidung beurteilen wollte. »Mein Mann ist hier. Er ist … ja, wir wollten unser Gepäck aufgeben. Wir müssen doch nach Djerba. Unser Flieger geht doch schon in einer Stunde. Und jetzt diese Verspätung. Er hat sich so aufgeregt, und dann … dann …«
    »Wie ist denn der Name?«
    »Pollack.« Sie sprach es so leise, daß Lukrezia zweimal fragen mußte, bis sie begriff.
    »Moment …« Sie ging zur Aufnahme und kam sofort wieder zurück. »Ja, Ihr Mann ist hier auf der Station.«
    »Aber was hat er denn?«
    »Er hat einen Infarkt erlitten, Frau Pollack.« Lukrezia streichelte die Haare des kleinen Mädchens. Blaß und wie versteinert blickte es hoch, und nun faßte es ganz plötzlich nach ihrer Hand.
    »Komm, wie heißt du denn?«
    »Greti.«
    »Komm, Greti, wir gehen ins Wartezimmer. Da bekommst du ein paar schöne Bücher und Zeitungen, ja?«
    Die Frau zitterte jetzt; sie war so blaß, daß Lukrezia überlegte, ob sie nicht auch ein

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