Airport-Klinik
war die Airport-Klinik. Und ausgerechnet auch noch Lukrezia Bonelli …
»Herr Doktor«, kam es spitz, »es ist sehr dringend.«
»Ja, was denn? Wer will mich denn jetzt schon wieder?!«
»Ich nicht, Herr Doktor. Ich spreche im Auftrag von Dr. Honolka. Wir haben da eine heftige Ulkus-Blutung, und Olaf Honolka sagt, sie sei lebensbedrohend und er komme damit nicht zurecht und deshalb …«
»Okay, okay.« Hansen atmete tief. »Lukrezia! Tut mir leid, wenn ich gerade ein bißchen harsch gewesen bin. Aber du weißt doch wie das ist, wenn man mal frei …«
»Es interessiert mich nicht«, kam es aus der Leitung, »wie das ist.«
Hansen legte auf.
»Wer war denn das?« wollte Evi wissen.
»Na, wer schon!« stöhnte Hansen und ging seine Hose suchen …
Eva Maria Kanitz erschauerte, als sie im Spiegel die beiden tiefbraunen, mit dunklen Härchen bewachsenen Männerhände auf ihrem nackten Busen ruhen sah. Und als die Finger auch noch mit ihren Brustwarzen spielten, erschauerte sie erneut. Welch aufregender Anblick! Aufregender eigentlich als alles, was sie heute nacht erlebt hatte. Aufregend schon deshalb, weil seine Hände und ihr Busen so gut zueinander paßten. Vielleicht war ihr Busen nicht mehr der allerjüngste, doch perfekt war er. »Wie aus Stein gehauen«, hatte der Schönheits-Chirurg gesagt, nachdem die Korrektur vorüber war.
Ja: Wie aus Stein gehauen. Und er, Peter Straub, streichelte ihn, spielte mit ihren Knospen. »Oh Himmel …«, stöhnte sie. »Peter … ich halt das doch nicht länger aus …«
Es stimmte: Der sehnsüchtige Mund dort im Spiegel, das war ihr Mund. Die verwirrten Augen waren ihre Augen. Und auf ihrer Schulter lag sein Gesicht! – Das ganze Bild war dazu noch zart und raffiniert in das rosafarbene Licht gebettet, mit dem die Innenarchitekten des Sheraton-Konzerns die Badezimmer der Luxus-Appartements ausstatteten.
»Nimm deine elenden Hände weg … Hör endlich auf, an mir herumzuspielen, sonst …«
»Sonst was?«
Strahlend weiße Zähne hatte er, und eindrucksvolle schwarze Augen. Und sein Blick war so berühmt wie das Grübchen an seinem Kinn, wenn er lächelte. Jawohl! Berühmt und beliebt beim Millionenheer der Fernsehzuschauer.
Vielleicht war es das, was für Eva Maria alles so verrückt, so aufregend machte: daß Millionen von Frauen sich genau nach dieser Situation sehnten. Daß sie davon träumten, so – ganz genau so! – von Peter Straub gestreichelt zu werden.
»Die Finger weg, du Bestie«, keuchte sie. »Sonst bist du nochmals dran! Jetzt …«
Seine Lippen strichen über ihre Halsmuskeln. Dabei sah er unverwandt in den Spiegel.
»Komm«, flüsterte sie, »komm, bitte … Tun wir's nochmal.«
Er lächelte, mit seinen weißen Zähnen. »Wir müssen jetzt vernünftig sein, mein Schätzchen.«
»Vernünftig? – Ja, wie denn? Und warum?«
»Vernünftig bleibt vernünftig, da gibt's kein ›warum‹«, lächelte er, ließ los und trat einen Schritt zurück. »In zwei Stunden geht mein Flieger nach Salzburg. Und da bin ich an Bord. So ist's nun mal im Leben.«
Er trat an das andere Becken und massierte sein Gesicht. Zuerst die Augen, dann die Schläfen. »Vernünftig heißt zum Beispiel, daß man sich vor der Premieren-Probe von einer Frau nicht total demontieren läßt.«
Er warf sich Wasser ins Gesicht und prustete. Das Handtuch. Und wieder eine Massage. Dann irgendein After-Shave-Lotion – und sie, sie stand da, stumm und enttäuscht.
»Nun komm schon, Eva Maria! Die Götter neidisch machen, welch menschlich Herz …«
»Hör auf mit deinen Klassiker-Sprüchen.«
»Das ist Schiller.«
»Für mich ist das Quatsch.«
Sie sah an sich herab: Die langen Beine, die lackierten Zehen, der Tanga-Slip. Sie hatte doch so gehofft … Nun ja, ein schönes zweites Frühstück zumindest, vielleicht noch einen Spaziergang unternehmen, alles abklingen lassen – und nun?
»Scheiß-Premiere!« sagte sie erbittert.
Er nickte. »Da hast du bei Gott recht.« Und dann ließ er sie einfach stehen, ging hinüber, öffnete die Schranktür im Ankleidezimmer, holte den Anzug heraus, zögerte bei seinen Hemden herum – genau wie Heinz, wenn er zu einer seiner Vorstandssitzungen oder einer wichtigen Geschäftsreise aufbrach. Und sie, sie stand da, nackt, und konnte zusehen …
»Weißt du, Eva Maria, ich finde, du bleibst nachher besser im Hotel.«
»Ich bring dich zum Flugsteig, Peter.«
»Aber hör mal! Eine Frau wie du; eine … wie sagt man so schön … eine
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