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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kreislaufmittel benötigte. Aber dann ließ sie sich doch ins Wartezimmer führen.
    »Er muß sterben, nicht wahr? Mein Vater ist auch an einem Infarkt gestorben. Oh Gott … Warum haben wir das nur gemacht? Er hatte Angst vor dem Flugzeug. Das war es wahrscheinlich. Er gibt ja nie was zu, aber ich spür sowas, Schwester, ich spür das genau. Und jetzt wird er sterben.«
    »Nun hören Sie mal mit dem ewigen Sterben auf.« Lukrezia Bonelli wurde resolut. »Was glauben Sie, wieviel Infarkte wir hier reinkriegen? Jede Woche ein paar. Das war sicher ein ganz leichter. Er kann bereits wieder sprechen, hat man mir drüben gesagt.«
    Nicht nur sprechen konnte Paul Pollack, er versuchte sogar zu brüllen. Aber das ging nun mal schlecht. Sobald er seine Stimme zu heben versuchte, kam der Schmerz zurück. Und mit dem Schmerz diese verdammte, elende Angst. Und dann bekam er auch keine Luft mehr.
    »Ich habe Ihnen das nun schon zum fünften Mal gesagt«, keuchte er, »und jetzt tun Sie endlich was ich verlange. Holen Sie sofort meine Frau hierher!«
    »Hören Sie mal, Sie sollen ruhen – ruhen mit langem U! Und vor allem sollen Sie endlich den Mund halten. Sie müssen sich entspannen. Det iss nu mal das erste Jesetz von dem Tanzen.«
    »Von Ihnen nehm ich keine Gesetze an!«
    Fritz Wullemann nickte in tiefem Staunen. Er kannte schließlich seine Kunden. Er war an Kranke, Leidende und Aufgeregte aller Art und aller Schattierungen gewöhnt. Getreu seiner Devise: ›So ist nun mal der Mensch‹ nahm er die Dinge gelassen. Dieser Typ aber, dieser Pollack? Versorgt war er, eine Infusion war gemacht, jede Menge Spritzen hatte er bekommen, doch nicht einmal die Sedativa griffen. Der Mann wollte sich immer weiter aufregen, versuchte noch immer herumzukommandieren.
    »Mann, jetzt schlafen Sie endlich. Dann wird det schon wieder.«
    »Schlafen?« schnaufte Pollack. »Sie gefallen mir. Meine Frau will ich!«
    »Sie brauchen ja keen Testament zu machen, Herr Pollack. Für letzte Worte iss es bei Ihnen wirklich zu früh … War nur 'n janz leichter Myocard-Schaden. Wahrscheinlich ham Sie sich zuvor auch so aufjeregt wie jetzt – aber da hatten Sie kein Nitroglyzerin dabei. Wollen Sie's denn wieder haben?«
    »Ja, verstehen Sie's denn noch immer nicht? Ich will … will kein Testament … ich will … daß sie abfliegt … Und in vierzig Minuten geht die Maschine nach Djerba.«
    »Abfliegt?« Wullemann vermochte nur noch benommen zu flüstern. »Sie wollen, daß Ihre Familie wegfliegt, jetzt, da Sie 'nen Infarkt erlitten haben?«
    »Der heilt ja wieder aus. Aber das Geld? Dreitausendzweihundert Mark sind das! Ich kann ja nicht mit. Also sind meine siebenhundert schon mal weg, einfach so. Runter den Bach …«
    »Jetzt reden Sie nich so viel, Mann!«
    »Runter den Bach«, keuchte Paul Pollack und griff sich wieder an die Brust. »Dann sollen … sollen doch wenigstens … die was davon haben … Ich seh doch nicht zu, wie dieser Kanaken-Hotelier sich die Hände reibt, ich verschenk doch mein Geld nicht diesen Gangstern von Reisegesellschaften … Verstehen Sie jetzt? … Also bitte, gehen Sie und sagen Sie meiner Frau, sie soll bloß fliegen … Sagen Sie … sagen Sie ihr einen Gruß und ein Küßchen von Paul … Aber sie soll sich mal amüsieren.«
    Amüsieren? Fritz Wullemann schüttelte halb ungläubig, halb beeindruckt den Kopf und wandte sich an die Schwester, die noch im Raum war: »Paß auf, Agnes! Ich bin gleich zurück.«
    Und das war Fritz Wullemann auch. Und etwas zögernd trat er ans Bett, aus dem ihm Paul Pollack erwartungsvoll entgegen starrte.
    »Sie bleibt hier, soll ick Ihnen sajen. Und die Kinder ooch. Schließlich seien sie 'ne Familie, da könnte man doch den Papa nich alleene lassen. – Sie ham 'ne gute Frau, Herr Pollack. Aber det kann ich Ihnen sajen: Wenn ick mir Sie so ansehe – ick wäre jeflogen. Und schon lange …«
    Paul Pollack hörte das gar nicht. Die Nase war nun noch spitzer geworden, die Augen sanken noch tiefer ein.
    »Geht's? – Oder Schmerzen?«
    Er nickte. Und dann plötzlich lächelte er doch: »Sie haben recht. Ich hab 'ne gute Frau. Und wenn ich's mir so überlege: Ich bin doch ein Riesen-Idiot.«
    »Da ham Sie ein jutes Wort jesprochen.« Wullemann sagte es fast feierlich und setzte hinzu: »Einsicht kommt ja bekanntlich nie zu spät …«
    Evi Bordes und Dr. Fritz Hansen lagen auf dem Balkon in der Sonne. Evi unter dem Schirm, ein Buch in der Hand. Hansen froh lächelnd und entspannt.
    Das

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