Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Frühstück hatten sie hinter sich. Und was für ein Frühstück Evi aufgebaut hatte! Darin war sie ja Expertin. Das Leben mit einer Stewardeß mochte manchmal etwas anstrengend und immer aufregend sein, aber es hatte bei Gott, auch seine positiven Seiten.
    Hansen riskierte einen Blick zum Schirm.
    Da lag sie nun, göttergleich und schön und dazu noch tiefbraun gebrannt von der Sonne irgendwelcher exotischer Länder. Er aber? Melancholisch betrachtete Hansen seine weißen Beine.
    Vögel zwitscherten. Um sie herum war, was man in Frankfurt-Niederrad so Stille nennt: Vom fernen Flughafen das Fauchen der Düsen und das Dröhnen, wenn eine Maschine startete – und von der Autobahn das Rauschen des Verkehrs, gleichmäßig auf- und abebbend wie der Wellenschlag des Meeres.
    Korfu – dachte Hansen wieder einmal. Verflixt, warum wird das nur nichts? Weil du es, nachdem Gräfe ausfiel, noch immer nicht geschafft hast, eine Urlaubsvertretung zu finden.
    »Ich flieg mit dir nach Korfu«, hörte er sich sagen. »Und ganz, ganz bald. Soll doch der Laden zusammenkrachen. Und dann …«
    »Fliegen?« stöhnte sie.
    »Wie bitte?«
    Sie drehte ihm den Kopf zu und schob die Brille auf die Nasenspitze. »Korfu oder sonst irgendwas – wenn du mich fragst: Ich bin schon froh, daß ich in Niederrad bin. Hier ist's auch schön.«
    »Ein großes Wort für eine so weitgereiste Dame«, erklärte Fritz Hansen andächtig. »Wo findet Evi Borges das Wunder aller Wunder, die Erfüllung ihrer Wünsche, ihr großes persönliches Märchen? Auf einem beschissenen Balkon in Frankfurt. Bei mir.«
    »Angeber!« Sie ließ ihr Buch sinken und sah ihn strafend aus grünen Augen an: »Hoffnungsloser Aufschneider …«
    »Aufschneider? Das ist doch so ein armer, mißbrauchter Begriff.« Er stieß mit dem Zehen nach ihrem Fuß. »Es gibt diese Aufschneider und jene Aufschneider. Hast du das noch nicht bemerkt bei all deiner Erfahrung mit fliegenden Männern? Nein? – Gut, dann höre: Es gibt solche, die mit Grund aufschneiden, weil nämlich ihre Angabe die Wirklichkeit nie erreichen wird – und es gibt die anderen Aufschneider, die nichts als warme Luft produzieren.«
    »Und du bist einer der guten ersten Sorte?«
    »Und ob!« Er richtete sich auf. »Was glaubst du, wenn ich jetzt loslege und dir erzähle …«
    Er erzählte nichts. Es war ihm etwas eingefallen – und zum Teufel: Seine Armbanduhr zeigte bereits elf Uhr dreißig. Der Besuch bei Römer in der Odenwald-Schule! Hätte er doch glatt verschwitzt. Dabei hatte er jetzt richtig Lust, den Balkon zu verlassen und mit Evi über Land zu fahren.
    »Schluß! Klapp das Buch zu.«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Eine Landpartie! – Waldesrauschen. Rucksack. Erdbeer-Eis.«
    »Mag ich nicht.«
    »Dann Limonade mit Bockwurst«, entschied er. »Hauptsache, du nimmst deinen hübschen Hintern hoch und ziehst dir irgendwas an, womit du unter die Leute gehen kannst.«
    »Und zu was und wohin und warum?«
    Er erzählte es ihr mit drei Sätzen. Sie nickte verständnisinnig, schüttelte aber gleich darauf bedauernd den Kopf.
    »Ich würde ja gern. Geht leider nicht. Da mußt du schon allein …«
    »Und wieso das?«
    »Stand by«, sagte sie. »Den ganzen Tag.«
    Auch das noch! ›Stand by‹ war eine dieser Stewardessen-Foltern: Galt für eines der Mädchen ›stand by‹, hatte sie unablässig und rund um die Uhr an ihrem Telefon herumzulungern, bis es irgendeiner Instanz im Lufthansa-Olymp, die auch noch ›Plan-Verwaltung‹ hieß, gefiel, die Wartende in irgendeine Crew einzuordnen, weil dort das oder jenes geschehen und Not an der Frau war. Kam so ein Anruf, hatte sie gerade noch eine Stunde Zeit, um sich am Airport zu melden.
    »Verdammt nochmal«, knurrte Hansen. »Was nützt es mir, daß du so hübsch bist, wenn ich dich nirgends vorzeigen kann? Und was sollen all diese blöden Zehn-Prozent-Flüge, wenn ich nie zu einem komme? Was ist das überhaupt für ein Leben mit uns beiden?«
    »Armer Fritz!« Sie war nun doch aufgestanden und nahm die Sonnenbrille sogar endgültig ab, um ihn zu küssen.
    Aber danach war ihm nicht zumute.
    »Jetzt kann ich den Römer in der Odenwaldschule anrufen, Himmelarsch! An sich geht die Sache mit Karin ja in Ordnung. Hat er wenigstens gesagt. Er wollte nur nochmal mit mir sprechen …«
    »Dort ist das Telefon!«
    Aber das Telefon meldete sich auf eigene Faust.
    Beide saßen sie kerzengerade da und sahen sich an.
    »Für dich …«
    »Oder für dich?«
    Am Apparat

Weitere Kostenlose Bücher