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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tiffany noch in der Van Cleef-Niederlassung. Individuell wollte er beraten werden, und keiner machte das besser als der alte Liebstock. Diesmal wurden es ein paar Ohrringe, wirklich wunderhübsch, Smaragd mit einer Rosette von Brillanten … Und falls sie Eva Maria nicht gefielen, war's ihr Problem. Er jedenfalls hatte sich amüsiert. Die kleine Rothaarige, die ihm Heller in die Hotel-Suite geschickt hatte, war einsame Spitzenklasse gewesen.
    Das Kinn hoch, mit kurzen, harten Schritten wie immer, folgte Heinz Kanitz dem Chauffeur, den ihm die Deutsche Bank in den Airport geschickt hatte: Jetzt noch das Gespräch mit Wilms über das Bilbao-Projekt, dann reichte es vielleicht noch für den Sechzehn Uhr fünfzig-Flieger. Er würde um halb sechs in Düsseldorf und, wenn er Glück hatte, sogar schon um sechs zu Hause sein.
    Eva Maria würde staunen …
    Doch nun blieb Heinz Kanitz wie vom Blitz getroffen stehen.
    Und staunte selbst.
    Gleich am ersten Tisch des Cafés dort, es waren nicht mehr als zwanzig Meter: Eine rosenholzfarbene, weitgeschnittene Seidenjacke. Ein Arm, der sich hob, gleichfalls rosenholzfarben umweht. Eine Hand, die das Gesicht eines Mannes streichelte …
    Eva Maria …?!
    Ja, das ist sie doch! Die Jacke haben wir gemeinsam gekauft … Auch wenn du nur den Hinterkopf erkennen kannst, den schmalen Nacken mit dem hochgetürmten dunkelbraunen Haar – sie ist es! Und flirtet, was heißt flirtet, fummelt an diesem Kerl dort rum.
    »Verzeihung, Herr Doktor …« Der Fahrer der Deutschen Bank sah Kanitz verwundert an: »Ist etwas?«
    Ist etwas, sagt der? – Oh ja, da ist etwas: Meine Frau!
    Sie war es tatsächlich, er hatte sie jetzt im Profil: Eva Maria in flagranti – und welches flagranti! Wie sie diesen Typ anhimmelt! Und dazu noch in aller Öffentlichkeit. Mitten im Airport, auf dieser gigantischen Schaubühne, auf der ständig Zehntausende von Menschen herumstanden: Banker, Journalisten, leitende Angestellte, Leute aus der Branche womöglich, dankbar für jeden Klatsch, geil auf jeden Skandal!
    »Falls Sie es jetzt wünschen, Herr Doktor …«
    »Moment, Moment … Bleiben Sie hier stehen und warten Sie auf mich. Ich habe etwas zu erledigen.«
    Heinz Kanitz marschierte los. Im Gehen lockerte er die Schulter. Vor zwei Jahren noch hatte er Box-Training genommen, immer Dienstag früh, ehe er sich ins Büro fahren ließ – jetzt war er froh darum.
    Sekt trinken sie, prosten sich zu! Der hält dabei auch noch ihre Hand. Vor aller Augen. Ihn zum Gespött machen? Rufschädigung ist das. – Ja nun, wenn sie den Skandal haben wollten, konnten sie ihn kriegen.
    Kanitz ging jetzt etwas langsamer. Noch zehn, noch fünf Schritte … Das Gesicht des Liebhabers kannte er. Richtig, es war dieser aufgeblasene Schauspieler-Schnösel, der Hübschling, der in der Düsseldorfer Kunsthalle die Lesung gehalten hatte. Auch noch Schauspieler, so professionell wie eine Hure.
    Derart jäh und unerwartet war Heinz Kanitz hinter Eva Marias Stuhl aufgetaucht, daß sie zu keiner Reaktion fähig war.
    »Du?« flüsterte sie nur.
    »Ja. – Ich …«
    Der Kerl hielt noch immer ihre Hand, was heißt hielt – er umklammerte sie. Und jetzt stand er auf.
    »Straub.« Ein arrogantes Grinsen. »Und wer sind Sie? Könnten Sie sich nicht eine angenehmere Art zulegen, einen anzugucken?«
    »Könnte schon«, hörte Kanitz sich sagen. »Nur: Ich hab keinen Grund.«
    »Ach wirklich? Versuchen Sie's doch mal.«
    Was dann passierte, geschah ohne einen einzigen weiteren Gedanken. Kanitz hatte es sich vorgenommen, gut – aber daß es so einfach sein würde bei einem derartigen Scheißkerl, bei einer so langen Latte von Mann, hätte er nicht gedacht.
    Es wurde ein Schwinger. Kanitz warf sein ganzes Körpergewicht hinein und traf auch tadellos. Höchst präzise, an die rechte Kinnseite … Der Mann wurde richtiggehend hochgehoben, segelte durch die Luft und krachte mit ausgebreiteten Armen auf den nächsten Tisch. An dem hatte Gott sei Dank niemand Platz genommen.
    Eine Frau schrie. Es war nicht Eva Maria.
    »Jetzt mal halblang!« kam der Kellner angerannt. Kanitz griff in seine Westentasche und zog eine Visitenkarte heraus: »Hier, meine Adresse. Wenden Sie sich an mein Büro wegen der Schadensregelung – falls es überhaupt einen Schaden gegeben hat.«
    An der Bar, hinter der Bar, an den anderen Tischen, in der Halle: Überall waren die Menschen stehengeblieben. Irgendwie wirkte es komisch. Es sah aus wie bei einer Blitzlichtaufnahme: Alle

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