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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Polizei stand noch draußen …
    Sollen sie dich doch umbringen! Er hatte es gedacht, als der Regen losbrach und er den Polizisten ansprang, ihm die Pistole aus der Hand riß, in die verblüfften, nassen Gesichter der Beamten sah und losrannte.
    Jetzt nahm er die Pistole, drehte sie in der Hand und blickte in das bösartige, schwarze Loch im Stahl. Nein, du nicht! Die anderen sollen es. Es tut nicht weh. Es sind so viele gestorben. Warum nicht ich? Aber diese Polizisten sollen es tun …
    Namdi lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er lauschte. Alle suchen sie dich. Wenn Anna nur hier wäre … Aber sie hatte ja keine Zeit gehabt. Und warum auch? Sollte sie mit ansehen, wie er, einem Stück Schlachtvieh gleich, ins Flugzeug geführt würde? Sie hätte geweint. Oder die Männer in den Uniformen beschimpft, so, wie es seine Mutter getan hatte, als sie den Vater holten. Sicher hätte sie das. Und dann wäre Anna womöglich auch noch in einen Polizeiwagen gekommen, wie er zuvor … Anna! Liebe, liebe Anna …
    Er spürte, wie das Zittern zurückkam, ein Zittern tief in ihm. Es erfaßte seinen Körper, die Hände und kroch den Rücken hoch bis in den Kiefer. Namdi biß die Zähne zusammen. Das nicht!
    Seine Hände, diese bebenden, zitternden Hände strichen über das Hemd. Klatschnaß war es. Er fröstelte. Die Brieftasche? – Hier! Er klappte sie auf, aber es war viel zu dunkel, um Annas Gesicht auf der Fotografie zu erkennen. Es war eine schöne Fotografie. Ein Straßen-Fotograf hatte sie von ihnen geschossen, als sie das Heidelberger Schloß besuchten. Und Anna lachte so hinreißend.
    Er hätte dieses wunderschöne Lachen jetzt gern gesehen. Es hätte ihm neue Kraft gegeben.
    Durch den Regen drang jetzt das hohe Singen eines anlaufenden Düsentriebwerks. Nun fiel das zweite ein, das dritte, das vierte …
    Vielleicht war es die Maschine nach Lagos? Wegen eines Namdi Sokoto würde sie nicht warten. Deutsche Maschinen starteten pünktlich, wie deutsche Züge. Vielleicht …
    Namdi fuhr hoch. Da war jemand am Wagen, unter dessen Plane er saß. Ja, ganz deutlich. Und nun hörte er auch eine Stimme, vernahm Schritte.
    Namdi Sokoto setzte sich steil auf. Und als habe ihn eine Geisterhand berührt, waren auch das Zittern und seine Angst verschwunden. Ja, ganz ruhig war er nun.
    Kommt, dachte er, kommt nur – und hob die Pistole.
    Und sie kamen.
    Die Plane wurde zurückgeschlagen. Was Namdi als erstes sah, war ein junges, nasses und entgeistertes Gesicht unter einer Schirmmütze.
    Das Gesicht verschwand wieder, doch nun traf ihn der harte, gleißende Strahl eines Handscheinwerfers. Traf ihn so schmerzend, daß er die Lider schließen mußte.
    »Kommen Sie da heraus!« Dies war keine junge Stimme, sondern die Stimme eines älteren Mannes, der genau wußte, was er sagte. »Verstehen Sie deutsch, Herr Sokoto?«
    Die Pistole in Namdis Hand zuckte. Doch der Lauf behielt seine Richtung. »Ja«, sagte er, »ich schon. Ein bißchen. Genug.«
    »Na schön«, sagte die Stimme. »Das heißt, schön ist eigentlich gar nichts. Und was hier läuft, Herr Sokoto – Sie können es mir glauben! – finde ich genauso beschissen wie Sie. Aber wir beide werden nichts daran ändern. Deshalb, bitte, seien Sie vernünftig …«
    Namdi fühlte, wie der Zorn in ihm hochkroch. Sie redeten ja immer so. Sagten immer das gleiche. Daß sie nichts ›dafür‹ könnten. Sie hatten den Mund voll mit dem Gras der Lügen, damit man nicht erkannte, was für Raubtiere sie waren.
    »Also?« sagte die Stimme.
    Das Licht, das fast seine Lider durchdrang und seine Augen in einen roten Nebel hüllte, wurde schwächer. Namdi sah auf. Die Plane war zurückgeschlagen, und er sah einen breitschultrigen, grauhaarigen Mann. Beide Arme hatte er auf die Wagenplatte gestemmt und war unbewaffnet – zumindest hielt er seine Waffe nicht in der Hand, sondern nur den Scheinwerfer, dessen Lichtfocus er in die Mitte des Wagens leitete.
    »Also?«
    »Also was?«
    »Das fragen Sie? Sehen Sie, Herr Sokoto, das Ding da in Ihrer Hand, diese Kanone, gehört schließlich nicht Ihnen. Sie haben sie einem meiner Kollegen abgenommen. Deshalb, seien Sie so freundlich und legen Sie sie genau dorthin, wo ich gerade hinleuchte. Sie können sie auch werfen. Bitte.«
    Namdi rührte sich nicht. Er versuchte ruhig zu atmen, seine Gedanken zu sammeln. »Und Sie?« sagte er dann. »Sie keine Angst haben?«
    »Ach, Herr Sokoto, was nützt Ihnen da schon eine Antwort? Was ändert es, wenn ich

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