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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann dann zu Komplikationen führen. Soll ich Sie dienstfrei schreiben?«
    »Na, Sie sind gut«, knurrte Brunner. »Wer macht dann meinen Job?«
    »Sie scheinen genau so ein Idiot zu sein wie ich.«
    »Mit Sicherheit der größere, Herr Doktor.«
    »Und wo haben Sie sich das alles eingesammelt?«
    »Wo?!« Der giftige Blick, den Brunner zur Tür warf, galt dem ganzen Airport. »Sind Sie Fußball-Fan, Doktor?«
    Hansen schüttelte den Kopf.
    »Ich aber. Und das werde ich mir in Zukunft wohl abschminken. Wissen Sie, was mir heute wieder mal aufgegangen ist? Daß die Menschheit aus drei Gruppen besteht: erstens den Total-Idioten, zweitens denen, die sie zu Idioten machen und davon profitieren, und drittens den paar Volltrotteln, die dann den ganzen Scheiß der anderen aufwischen dürfen.«
    »Schön gesagt, Herr Brunner …« Hansen grinste. »Ich bin auch ständig am Wischen. Aber lassen wir die Philosophie … was ist passiert?«
    »HSV gegen Frankfurt – das ist passiert! Ein Freundschafts-Spiel. ›Freundschaft‹ groß geschrieben. Die haben sich schon im Stadion gekloppt. Dann brach so ein Haufen heulender Derwische in die Abflughalle Inland ein. Und was machten sie? Schmissen mit Bierdosen um sich und schnappten sich gleich mal ein Mädchen, wollten der an den Rock, zogen ihr die Bluse aus. War dazu noch eine Stewardeß, eine kleine Siamesin von der Thai-Airways … Wir haben sie wieder rausgeholt. Und die schlimmsten Brüder sitzen im Knast. Aber bis es soweit war – na!« Er grinste schief. »Sie sehen es ja.«
    »Ich sehe und wiederhole: Ich kann Sie dienstfrei schreiben, Herr Brunner. Und das mit bestem Gewissen.«
    Statt zu antworten, griff Brunner nach seiner Jacke. Gerade, als er sie vom Stuhl ziehen wollte, meldete sich das Funkgerät, das noch unter seinem Hemd verborgen lag. Es war ein kräftiges Summen.
    »Da sehen Sie's ja!« Er zog den Mund schief und nahm den Apparat: »Brunner! – Ja. Wo? – Okay. Verstanden. Ich komme …«
    Er hob leicht die Hand und lächelte bekümmert: »Tschüs, Doktor. Ich muß … Und auch noch aufs Vorfeld. Da draußen, das sage ich ihnen, braut sich vielleicht ein Wetter zusammen! Haben Sie's noch nicht gesehen?«
    »Ich? – Ich hab doch noch nicht mal Zeit, durchs Fenster zu gucken, Herr Brunner.«
    »Na, dann wischen Sie mal weiter!« sagte Brunner. »Und vielen Dank auch …«
    Die Türe schloß sich. Zu spät fiel Hansen ein, daß er noch etwas mit Brunner besprechen wollte. Was war das gleich gewesen? Ach ja, diese üble Geschichte mit den Moniereisen. Unfall in Halle fünf. Der Junge, das Opfer, lag noch immer in der Krise. Hansen hatte sich schon dreimal erkundigt. Aber immerhin, es ging aufwärts mit ihm … Blieb die Drohung, die sein Vater ausgestoßen hatte: »Ich werde den ganzen Laden hier hochgehen lassen …«
    Nun, trotz des Kinnhakens, den er bei dieser Geschichte auch noch einfangen mußte: Die Ankündigung war ja wohl nicht ernstzunehmen. Was brauchte er Brunner damit zu belästigen? Der hatte genug um die Ohren.
    Hansen ging nun doch zum Fenster und blickte hinaus in das Unwetter.
    Die Männer, die arbeiteten, hielten ihre Mützen fest. Ihre Hosenbeine flatterten. Staubfahnen trieben über den Beton und wirbelten Papierfetzen vor sich her.
    Der Orkan kam von Nordosten. Im Lagezentrum des Meteorologischen Dienstes hatte man das Vorrücken des Tiefdruck-Gebiets schon lange beobachtet: fast konzentrische Ringe, die sich von der Ostsee über Berlin und Leipzig in Richtung Frankreich bewegten, und zwar in einem beachtlichen Tempo. Vom Wetteramt Halle waren Sturmgeschwindigkeiten von 120 bis 130 Kilometer gemeldet worden, und das bedeutete erheblichen Trouble.
    Für 16 Uhr rechnete man mit dem Eintreffen der Wetterfront, also ausgerechnet dann, wenn die Flugbewegungen ihre Spitzenwerte erreichten und die Leute im Tower sich mit dem Abflug und der Landung von einigen Dutzend Maschinen abzuplagen hatten. Die Hälfte davon waren Langstrecken-Flüge, die traditionell Vorrangbehandlung genossen.
    Falls der Orkan seine Wucht nicht verminderte und Gebirgshindernisse wie Harz, Thüringer Wald oder die Rhön ihn nicht abbremsten, stand Ärger ins Haus: Umleitungen, Verspätungen, Probleme bei Landungen und Starts. Das könnte den gleichmäßigen Puls der technologischen Monster-Organisation Airport, die sich mit ihren armähnlichen, langen Flugsteigen wie eine Beton-Krake ins Land schob, durcheinanderbringen.
    »Jetzt geht's los!« sagte Brunner draußen zu

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