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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte nur eine annähernde Abdrosselung der Blutversorgung bewirken können. Die kleinen diffusen Blutungen hier konnte er leicht mit dem Druck des Stieltupfers stillen.
    »Die Overhold-Klemme.« Er lächelte Britte zu, die bereits das Instrument in der Hand hatte. Machte sich, das Mädchen, schlug sich tapfer – trotzdem, irgendwas gefiel ihm nicht. Er mußte mal mit ihr reden … Was einem alles durch den Kopf ging in solchen Sekunden!
    Er faßte die zwei, drei mittleren Gefäße an ihrer Basis und unterband sie mit Catgut-Fäden. Schneller! Der Mann brauchte einen Gefäß-Chirurgen. Verdammt! Er mußte sogar noch umstechen! – Jetzt rausschälen. Endlich, da haben wir die Femoralis frei. Klemm sie an der Seite an. Vorsicht …
    »Hier brauch ich die Pott-Klemme … Danke.«
    »Jetzt! Catgut. Nadel. Wir machen eine fortlaufende Naht.«
    Was noch? Die Zeit – Herrgott, dauerte doch länger, als er gedacht hatte. Diathermie? Nein, mit den Metall-Clips geht's einfacher und schneller …
    »Clips!« sagte er und schloß noch zwei kleinere Gefäße, die bluten konnten. So, dachte er, raus mit ihm! Ist wie beim Stafettenlauf. Und den hier werden wir gewinnen – kein Problem. Und außerdem kommt der Mann den Kollegen im Klinikum einigermaßen gut vorbereitet auf den Tisch …
    Er richtete sich auf und sah Wullemann an, der gerade den OP betrat. »Ab mit ihm, Fritze!«
    Vor Hansen auf dem Schreibtisch lag ein Foto.
    Er nahm es hoch und betrachtete es: Das Bild zeigte eine jüngere Frau, er schätzte sie auf etwa fünfunddreißig. Sie trug ein breites, blaues Band um den Kopf, das die vielen rotbraunen Locken zusammenband. Und sie blickte genau in die Kamera und lächelte …
    Das zweite Gesicht, das über die Schulter der Frau blickte, war dunkel, fast schwarz. Es war das Gesicht, das er kannte – das Gesicht eben aus dem OP. Und im Hintergrund sah man die Silhouette des Heidelberger Schlosses.
    Hansen dachte an die Szene von vorhin, an die grauen Flecken auf Sokotos Wangen, den flehenden Blick der dunklen Augen des Nigerianers, an die Worte: »Herr Doktor, in meinem Hemd … ein Foto. Bitte! Sie nehmen … Steht Telefonnummer darauf. Frau Anna Schmidt. Mannheim. Bitte anrufen …«
    Hansen hatte es versprochen.
    Er drehte die Fotografie um. Hier – tatsächlich, da stand es in feinen, wie gestochenen Großbuchstaben: ANNA SCHMIDT, MANNHEIM-KÄFERTAL. Dazu die Straße und die Nummer.
    Er nahm den Apparat und wählte. Es dauerte lange, das Freizeichen quäkte. Schließlich, er wollte schon auflegen, vernahm er doch eine schüchterne Stimme, die Stimme eines sehr jungen Mädchens: »Bitte … Wer ist denn da?«
    »Oh? Ein Freund von Namdi Sokoto.«
    »Namdi? … von Namdi?«
    »Ja. – Und wie heißt du?«
    »Bärbel.«
    »Hör mal, Bärbel: Ist die Mami da? Kann ich sie mal sprechen?«
    Er vernahm unterdrückte Geräusche, verwaschene Stimmen, und da war sie, die ›Mami‹: »Schmidt.«
    »Frau Schmidt! Hier spricht die Airport-Klinik. Hansen.«
    Ein tiefer Atemzug, und nun ein leises, gepreßtes: »Ja?«
    »Frau Schmidt, es ist leider Gottes mit Herrn Sokoto etwas passiert.«
    »Ja?!«
    »Herr Sokoto … er … erlitt eine Schußverletzung. Er hat sie sich selbst beigebracht. Ich bin der behandelnde Arzt. Er hat mich gebeten, Sie anzurufen und es Ihnen mitzuteilen.«
    Eine lange Pause entstand, unterbrochen von kurzen, nervösen Atemzügen. Schließlich sagte sie: »Und das Flugzeug?«
    »Wie bitte?«
    »Das verdammte Flugzeug?!« Sie schrie es beinahe. »Hat es ihn denn nicht mitgenommen?«
    »Aber wie denn, Frau Schmidt? Ich versuche Ihnen doch gerade zu erklären …«
    »Dann ist er also noch immer hier?«
    »Natürlich. Er liegt in der Rotkreuz-Klinik. Ich kann Ihnen die Adresse geben …«
    »Das brauchen Sie nicht. Die will ich nicht. Hören Sie mal: Rufen Sie ihn doch an! Sie wissen ja, wo Sie ihn hingeschafft haben. Sagen Sie ihm … sagen Sie, ich kann nicht mehr … Und sagen Sie dazu noch, ich will auch nicht mehr. Sonst versteht er das nicht … Der versteht ja gar nichts, überhaupt nichts …«
    »Aber Frau Schmidt, Sie können doch zumindest …«
    »Gar nichts kann ich, gar nichts werd ich … Sie verstehen mich auch nicht. Niemand versteht es, was das heißt – diese ganzen Schikanen, der ganze Ärger. Er ist ein lieber Kerl, ja, aber ich steh das nicht durch! Und überhaupt, woher soll ich denn das Geld nehmen? Ich hab zwei Kinder. Ich kann den Kerl doch nicht auch noch die ganze Zeit

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