Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
durchschleppen! Ja, wie stellt ihr euch das eigentlich alles vor?!«
    Ein wildes Schluchzen war das letzte, was Hansen hörte. Dann hatte sie aufgelegt.
    Er griff sich eine Zigarette. Das war inzwischen einfach geworden. Er brauchte dazu nur den Deckel des kleinen Holzkästchens auf der rechten Seite des Schreibtisches zu öffnen. Das Kästchen war wunderschön geschnitzt. Kleine Frauenfiguren in weiten Schleiern tanzten darauf. Dazu sah man Lotusblumen und Palmen und sogar Elefanten. Evi hatte es ihm aus Indien mitgebracht.
    ER IST EIN LIEBER KERL, ABER ICH STEH DAS NICHT DURCH …
    In dieser Situation? Wieso versuchte diese Frau nicht wenigstens zu helfen? Verdammter Egoismus! – Nein, auch sie hat ihre eigene Geschichte, und die kennst du nicht. Vergiß die Sache. Sei endlich vernünftig, und das heißt nur eines: Denk an die Dinge, die du selber zu tun hast! Oder denk wenigstens an was Angenehmes. Es gibt schließlich sogar noch was Angenehmes, das du zu tun hast …
    DAS VERDAMMTE FLUGZEUG, HAT ES IHN DENN NICHT MITGENOMMEN?
    Hansen stand auf und drückte die angerauchte Zigarette im Aschenbecher zu Tode. Rosen wolltest du kaufen! Und eine Dose Kaviar. Auch wenn das Zeug sauteuer ist und Evi nicht viel davon hält, weil sie die kleinen schwarzen oder roten Kügelchen ständig in der Ersten Klasse servieren muß. – Du magst sie. Na also …
    Und um achtzehn Uhr fünf wird sie landen. LH-449. Aus Houston.
    ICH KANN DEN KERL DOCH NICHT AUCH NOCH DURCHSCHLEPPEN …
    Evi ist das Thema – konzentrier dich! Da gab's doch eine Schwierigkeit? Richtig, bei der Einsatzplanung. Ein Austausch in der Service-Crew. Und deshalb, hatte sie gesagt, könnte es möglich sein, daß es vielleicht gar nicht der ›vier-vier-neun‹ wird, sondern womöglich der Flug 437 am nächsten Tag … »Aber das abzuchecken, Fritz, ist ganz kinderleicht.« Da brauche er nur eine dieser superklugen LH-Nummern anzurufen, die sie ihm hinterlassen hatte.
    Und wo ist der verdammte Scheißzettel wieder?
    Hansen zerrte die Schublade auf und wühlte. Briefe. Jede Menge Aufschriebe. Eine Packung Plastik-Rasierapparate. Was tun die eigentlich hier? – Und da, ja, auch noch auf die Rückseite einer Visitenkarte gekritzelt, da hast du sie …
    WAS WOLLT IHR DENN EIGENTLICH NOCH ALLES VON MIR?! Die Frau hatte es richtiggehend ins Telefon geschrien. Nichts, Frau Schmidt. Aber vielleicht gibt es da jemand, der es erwartet hätte …
    Hansen tippte die neue Nummer der Lufthansa.
    »Dienststelle vierzehn«, meldete sich eine kühle Frauenstimme. »Wie bitte? Wer? – Ach so … Einen Augenblick, Herr Doktor.«
    Fritz Hansen vernahm sanftes Computer-Klappern, dann wieder den einzigartig unverwechselbaren, sicher noch patentierten LH-Singsang: »Ja, die Evi Borges wurde ausgetauscht. Sie kommt morgen mit dem LH-434-Flug. Ankunftszeit …«
    »Ich weiß schon«, sagte Hansen. »Zehn Uhr fünfundfünfzig.« Und legte auf.
    Sein Kreuz schmerzte.
    Er blieb sitzen und betrachtete seine kurzgeschnittenen Chirurgen-Fingernägel und die vom vielen Waschen mit den antiseptischen Lösungen rosa aufgequollene Haut, stand dann doch auf, verließ sein Zimmer – und traf drei Meter vor seiner Tür auf einen großen, leicht humpelnden Mann.
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht zu mir«, grinste Brunner vom Flughafen-Schutzdienst, »ich hätte Ihnen ›gerade noch gefehlt‹!«
    »Doch«, erwiderte Hansen erbittert, »das sage ich.«
    »Hab ich's mir doch gedacht.«
    Hansen stieß erneut die Türe auf und wies auf den Besucherstuhl. »Bitte, Sie können sich setzen, aber ich bleibe stehen. Ich weiß ja, was jetzt kommt: Wir müssen diesen Namdi Sokoto aus Afrika in Gewahrsam nehmen. Stimmt's? – Aber nicht hier, Herr Brunner. Ich hab unseren Freund schon weiterspeditiert. Fahren Sie mal ins Rotkreuz-Krankenhaus, wenn Sie schon nicht anders können.«
    »Ach, Doktor …« Brunner schloß die Augen. »Mir tut das arme Schwein genauso leid wie Ihnen.«
    Nun setzte Hansen sich doch: »Ich habe gerade mit seiner Freundin telefoniert. Eine Frau namens Anna Schmidt. Hier – hier haben Sie sie.« Er schob Brunner das Foto über die Tischplatte. »Sehen Sie sie sich an. Die hat mich gleich erst mal angebrüllt. Und wissen Sie, wieso? Weil der Flieger ihn nicht mitgenommen hat, nach Lagos oder wo immer er herkam.«
    »Ja nun, so ist das wohl, Doktor …«
    »So ist was? So sind wir, Brunner. Wir!! Soll ich Ihnen was sagen? Bei uns Ärzten gibt's einen Spruch, den beten wir uns ständig

Weitere Kostenlose Bücher