Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
neben den Reisenden ebenso.
Es war sehr spät in der Nacht, als sie fast die Gipfelspitze des Berges erreicht und wieder einen Platz zum Nächtigen gesucht hatten. Ein kleiner, höhlenartiger Vorsprung verschaffte zumindest ihren Köpfen ein Dach, als sie sich niedergelegt hatten und sich an der Felswand in ihren Mänteln einigelten. Am nächsten Morgen stiegen sie zum Gipfel hoch und genossen ein wenig die Aussicht, bis der kalte Wind sie schließlich wieder nach unten trieb. Sie waren sehr erleichtert, als sie oben standen und vor sich keine weiteren Berge sahen, doch vermochten sie nicht zu sagen, wie weit sich die grauen, nebeligen Decken noch unter dem Horizont erstrecken würden und wie fern die Stadt noch lag.
Die Ausläufer des Berges, auf dem sie nun wanderten, zogen sich sehr lang in die Nacht hinein, bis sie in das Tal führten, wo sich nun dichte Wälder auftaten. Als sie unten angelangt waren, wanderten sie ohne Halt in das Grauen des Morgens hinein. Der aufziehende Tag schien noch grauer und kälter zu sein als der vorherige und er brachte einen starken Wind, der an den Bergwänden vorbei strömte und auf die Reisenden brandete. Sie durchwanderten den dichten Fichtenwald des Tals und senkten dabei ihre Häupter, die in Kapuzen verschwanden, so tief wie es ihnen möglich war, um dem kalten und starken Wind zu entgehen. Ihre zitternden Leiber waren nach vorne gerichtet, um gegen die unnachgiebigen Böen zu steigen und zu ihren Füßen lag Schnee, höchstens eine Faust hoch, der sie an einem schnellen Voranschreiten hinderte. Einzelne Vögel huschten zwischen dem Geäst der Fichten hervor und zogen dann über die Köpfe der Wandernden hinweg, während der Schnee der Wipfel auf den Boden fiel. Liams Stiefel waren bereits komplett durchnässt und seine Zehen waren eiskalt, er vermochte sie kaum noch zu spüren. Elona erging es nicht besser, denn sie war mittlerweile erkältet und spürte starke Schmerzen an ihren Schläfen. Alle hofften sie, bald am Horizont etwas zu sehen, doch nun war ihre Sichtweite durch den Wald noch mehr eingeschränkt und das Tal stieg zusätzlich ein wenig.
Der Tag wurde wieder zur Nacht und die Kälte wurde erbarmungsloser. Die Reisenden hatten den halben Nachmittag den Wald durchquert und den Rest waren sie einen meilenlangen Hang hinauf gestiegen, der immer wieder hinab sank, um dann das Doppelte emporzusteigen. Der Weg war finster, doch die Sterne waren klar am Himmel zu sehen, der Mond war fast voll und leuchtete auf die Häupter der Reisenden hinab. Sie wussten nicht, wie lange sie noch marschieren mussten, ehe sie einen Platz zum nächtigen finden würden, weshalb Liam sich vorgenommen hatte, bei der nächsten Gelegenheit nach einem Rastplatz zu suchen. Die anderen würden es ihm dann wahrscheinlich gleich machen, außerdem waren seine Schmerzen wieder stärker geworden. Sie stiegen den Hang weiter hinauf und merkten bald, dass er sich dem Ende neigte, als die letzten Dutzend Fuß immer ebener wurden.
Hinter dem Abhang sahen die Reisenden eine weite, steinige und verschneite Ebene, die sich lang und gerade bis zum Horizont erstreckte, ohne zu steigen oder zu fallen. Nach der weiten Ebene erstreckten sich, etwas rechts versetzt, hohe Gebirge, die kaum noch für die Reisenden sichtbar waren und sie zeigten sich grau und farblos, mächtig und hoch. Der Abhang, auf dem die Wanderer nun standen, war ein paar Fuß hoch und er wirkte wie ein vereister Balkon über der verschneiten Landschaft. Am Horizont sah Liam ein leichtes Schimmern, er kniff die Augen zusammen und vermochte durch die ersten Schneeflocken, die nun vom Himmel fielen, mehrere verschwommene Lichter zu erkennen. Sie waren äußerst klein und schienen in der Ferne wie kleine Kerzen. Ein plötzliches Gefühl der Freude überkam Liam, denn er dachte an Ghokarn.
„ Seht ihr die Lichter in der Ferne?“, rief er hustend, aber dennoch laut und zeigte dabei zum Horizont hin. Die Menschen starrten ihn verwundernd an, blickten dann aber allmählich genauer zum Horizont hin. Einer nach dem anderen gaben sie überraschte Laute von sich und ein Stimmengewirr tat sich auf.
„ Das muss die Zwergenstadt sein!“, rief ein kräftiger Mann, der sich nach vorne stellte und sich von Herzen freute. Die Menschen fingen an, sich zu umarmen, lachten und freuten sich lautstark, als sie den Hang hinabstiegen oder sprangen.
„ Wir haben es geschafft“, flüsterte Elona zu Liam, während sie ihm dabei tief in die Augen blickte und
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