Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Saal betreten konnte. Die beiden Wachen öffneten die Torflügel und der Gast trat in das mächtige und prunkvolle Schloss.
Der Eingangssaal war der vordere Teil des zweiten Saals, welcher der Thronsaal war, und somit der Gästeempfangsraum des Königs. Der zweite Raum, der durch dickes, weißes Gemäuer samt Torbogen getrennt war, beinhaltete neben dem Thron auch noch den königlichen Speisesaal. Ein schmaler, burgunderfarbener Teppich führte entlang des ersten Saals hinüber zum prunkvoll verzierten goldenen Thron, der bis zu Liam hin wie eine wolkenverhangene Abendsonne schimmerte. An der linken und rechten Seite des Teppichs standen zahlreiche Adelige, die Wein und andere Getränke aus feinen Kelchen tranken, sie dabei graziös in den Händen haltend. An der linken und rechten Seitenwand des Saals waren weißgedeckte Buffettische, mit zahlreichen Speisen und Tränken bestückt, neben denen die meisten Gäste stehend verharrten. König Argor saß auf seinem Thron. Um den Neuankömmling zu begutachten blickte er über Tarions Schultern hinweg, der gerade zu seinem Herrscher sprach. Als Liam bemerkt hatte, dass ihn nicht nur der König anstarrte, sondern auch Tarion, der sich nun umgedreht hatte, und viele der Adeligen, schritt er langsam und angespannt den langen Teppich entlang, um dem Kommandanten und König Argor das zu berichten, was er gesehen hatte. Der burgunderfarbene Teppich wurde nicht von einem einzigen Adeligen betreten, außer einer von ihnen wollte auf die andere Seite des Saals, dann huschten sie im Schnellgang über diesen. Nach der ersten Hälfte des langen Teppichs standen alle vier Fuß zwei Wachen, einer jeweils pro Seite, die in Richtung des Eingangs starrten, was sie wie menschliche Hecken oder Statuen wirken ließ. An den Enden des Teppichs standen mit großem Abstand zueinander zwei Wachen mit goldenen Hellebarden, die ihre Waffen jeweils schräg in die Richtung des Anderen hielten.
„ Lasst ihn durch“, befahl der König mit lauter Stimme. Nach diesem Befehl hoben die Wachen ihre edlen Waffen und hielten sie mit beiden Händen zur Brust gedrückt. Liam hätte zwar auch ohne diesen Befehl hindurch können, da der Abstand zwischen den Wachen einfach zu groß war, doch würden sie nach ihm schlagen, wenn er unaufgefordert hindurch schreiten würde.
Der König saß auf einem dunkelroten Polster auf seinem mächtigen, goldschimmernden Thron, der verschiedene Muster, Verzierungen und Runen trug. Die Lehne war zweimal so hoch, wie der König sitzend maß und sie war ebenso mit einem roten Polster ausgestattet, das in dem goldenen Rahmen der Lehne eingefasst war. Der Monarch und Herrscher über Kandor besaß schulterlanges, weißes Haar, so weiß und fein wie Schneewehen in den kältesten Wintermonaten, und einen kurzen Vollbart, so hellsilbern und gleichmäßig gekürzt wie die schönsten, weißen Rosen aus den Süden Elerans. Der König wirkte auf Liam sehr belesen, weise und ehrfurchtgebietend, wenngleich nicht nur seine Macht Liam zu Respekt verhalf, sondern auch seine Ausstrahlung und sein Anmut. Seine durchdringenden Augen verliehen ihm zusätzlich Stärke, denn sie waren eisblau wie die kalte See des Nordens, und die vielen Falten seines Gesichtes zeigten, dass er viel durchlebt hatte. Die Krone des Monarchen funkelte in rotgoldenen Farben wie glühendes Gold, und die Edelsteine, die darin eingefasst waren, wirkten wie Funken, die aus ihr entsprangen, denn es waren Rubine verschiedenster Art.
Nachdem Liam zwei Schritte nach vorne getreten war und anschließend neben Tarion stand, ließen die Wachen augenblicklich die Hellebarden wieder hinab.
„ Seid gegrüßt, Liam“, erklang es tief und hallend aus dem Mund des Monarchen.
„ Es ist mir eine Ehre, eure Hoheit“, sprach Liam mit ehrfürchtiger Stimme und verneigte sich anschließend tief vor dem König.
„ Tarion berichtete bereits von euren Taten. Tatsächlich berichten mir alle von euren Taten. Der Volksmund genauso wie der Adel.“
„ Ich habe nur meine Pflicht getan.“
„ Und dieser seid ihr wahrlich mehr als nur nachgekommen. Dafür sollt ihr groß belohnt werden.“
Liam verneigte sich ein zweites Mal, doch diesmal mit einer leichteren Verbeugung.
„ Wie erging es euch mit den Erkundungen der südöstlichen Gebirgsketten unseres Landes?“, fuhr der Monarch neugierig fragend fort.
„ Als ich den südlichen Kamm durchflog, traf ich nach einiger Zeit auf Reiter, die gänzlich in Kutten gehüllt waren. Ich hatte
Weitere Kostenlose Bücher