Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Kerkerwächter, der seelenruhig seinen Kopf hob, als hätte er ihn schon längst kommen hören. Er stand auf und trug sich schweigend die Stufen hinauf und von dannen.
Nachdem der Wächter aus den Gängen verschwunden war, schulterte Mardok die Streitaxt und schritt anschließend einmal den Gang auf und ab. Er blickte dabei in die Kerkerzellen und sah, wie sich in der Dunkelheit hinter den Stangen etwas regte, als plötzlich eine raue und kränklich krächzende Stimme ertönte: „Wasser. Ich flehe euch an. Löscht das Feuer auf meiner Zunge.“
„ Schweig oder ich werde dir die Zunge abschneiden. Wenn sie meine Schneide berührt, wirst du so viel Blut kosten können, dass du nie wieder Feuer schmecken wirst, ehe du elendig verblutest“, gab Mardok harsch als Antwort zurück, ehe er mit der Schneide der Axt gegen das Stahl der Stangen schlug und anschließend zwischen den Stäben hindurch spuckte.
„ Wagt es nochmal, mich zu bespucken“, fuhr die Stimme nun mit einer neuen Kraft zwischen den Stäben hervor, als der Kerkerwächter rasend herumfuhr und mit der Schneide seiner Streitaxt erneut zum Schlag ausholte, doch bevor er noch gegen die Zelle hämmern konnte, schoss ein Arm zwischen den Stangen hervor und packte den Wächter am Hals. Es war ein nackter Arm, breit, von Muskeln definiert und von Narben gezeichnet. Die Haut war schwarzgrau und schimmerte durch den Fackelschein in feurigen Farben. Die Finger verschwanden in dem Schatten der Kapuze, als der Kerkerinsasse den Wächter zu den Stangen hinzog und regelrecht gegen den kalten Stahl presste. Ein mächtiges Gebrüll erschallte zwischen den Stangen hervor und in das Gesicht des Wächters, der seine Axt nun fallen gelassen hatte und nun mit beiden Händen versuchte, die kräftigere und größere Hand von seiner Kehle zu lösen. Während Mardok nach Luft röchelte, fuhr der Gefangene mit dem rechten Arm aus der Zelle und zog damit den Wächter am Genick zu sich, während er mit der anderen Hand die Fingernägel in den Kehlkopf bohrte und diesen zusammen drückte, bis nur noch ein Krächzen von Mardok zu vernehmen war. Dunkles Blut floss die Hand und anschließend den Arm hinunter, bis das Rot am Ellbogen hinunter tröpfelte. Mardok war tot. Der Gefangene ließ ihn fallen wie einen alten Mantel und als er mit den Fingern zu seinem schattenverhüllten Gesicht fuhr, hielt er die Fingerspitzen seiner linken Hand über den Kopf, der nun nach hinten geneigt war, um das Blut in seinen Mund träufeln zu lassen. „Nun bin ich es, der euer Blut kostet“, sprach der Gefangene mit einer tiefen, hämischen Stimme, gänzlich verändert im Vergleich zu dem kränklichen Klang zuvor.
Die Zelle war mit einem großen, verrosteten Schloss verschlossen und ließ sich nur mit den Schlüssel des Kerkermeisters öffnen, der sich nicht mehr in diesem Gang aufhielt. Der Gefangene zog die Axt, die neben dem Wächter lag, in seine Zelle hinein und hob sie auf. Er holte zum Schlag aus und versuchte, das Schloss zu zerschlagen, was ihm nach wenigen Schlägen gelang. Mit einem Klirren zersprang das verrostete Schloss in zwei Teile und fiel zu Boden. Der Gefangene öffnete die Zellentür und zog den Leichnam in den Kerker. Im Dunklen entkleidete er den Wächter, denn er wurde ohne Gewand in den Kerker gesperrt. Als er die Kapuze tief nach unten gezogen und die Stiefel des Wächters angezogen hatte, verließ er die Zelle und schloss ihre Tür. Nun stand er da, groß, schwarz und ohne Gesicht in der Kutte des Wächters und ein feuriges Lodern der Fackel umgab ihn.
Nachdem er die steinerne Treppe hochgestiegen war, sah er eine leere Halle vor sich. Nur zwei schwer gerüstete Wachen waren zu sehen und sie standen mit Hellbarden vor dem größten der acht Tunnelgänge, die von der Halle weg führten. Erst als sie den Flüchtling sahen, regten sie sich und ihre dunklen Zähne bleckten nun unter den gehörnten Helmen hervor, die Gesichter jedoch hinter Stahl vermummt.
„ Was habt ihr hier jetzt noch verloren?! Geht in euer Gemach oder zu eurer Kolonne, sonst findet ihr im Verlies euren Platz“, rief eine der Wachen mit einer rauen Stimme von der anderen Seite der Halle aus dem Flüchtling zu. Ohne eine Antwort verschwand der nun als Arbeiter angesehene Kuttenträger über die riesige und breite Steinwendeltreppe hinauf und über die Erde.
Oben angekommen standen im Mondschein der sternenklaren Nacht ein paar Dutzend Fuß vor ihm fünf riesige Schatten, groß und breit. Es waren fellige
Weitere Kostenlose Bücher