Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
für die Führer der Kolonne war es immer wieder eine neue Faszination, wie Hunderte vermummte Gestalten, kleine und große, bewaffnete und ungerüstete, stattliche und bucklige, aus einem Gang strömten und an der Steintreppe an ihnen vorbei zogen, um in einen anderen dunklen Eingang zu verschwinden. Tausende von schwarzen, winzigen Figuren eilten unter ihnen herum auf der Spirale aus Gestein, die augenscheinlich ins schwarze Nichts führte, welches in der Mitte einen feurigen Kreis besaß. Und selbst in dem feurigen und leuchtenden Kreis, der von den vielen Schmelzöfen gebildet wurde, konnte man nur vage dunkle Figuren und Schemen ausmachen, die Stahl gossen und schmolzen. Ein Zischen war zu hören und in dem feurigen Kreis kam nun ein Grau auf, welches sich bald als Rauch entpuppte, der über ihre Köpfe hinweg stieg. Dann verschwand die Rauchschwade wieder und sie wanderten weiter hinab in die Tiefe, ohne die Hunderten Tunnelgänge noch weiter zu beachten, die alle ungefähr dieselben Maße besaßen, acht Fuß breit und zehn hoch.
Nun vermochte der Rebell die Schmelzöfen deutlicher zu erkennen und die Figuren, die um sie herum standen. Dunkelheit umgab den Grund des Bodens, doch die Schlacke der Öfen warf einen feurigen Schein auf die stählernen Leiber der Schmiede, die sich offenbar allesamt ihre Waffen und Rüstungen selber schmiedeten, denn sie legten sie an und wenn sie nicht passten, wurden sie wieder in den Ofen geworfen und geschmolzen. Es waren Dutzende Öfen und dreimal so viele Figuren die schmiedeten, während harte Schläge erklangen, Stahl auf Stahl, und Hitze in die Augen fuhr.
Der Rebell stieg nun mitsamt der Kolonne die letzten Stufen hinab, ehe sie den schwarzen, von Feuer beschienen Boden berührten. Ein Blick hinauf zeigte, wie tief der Bau wirklich war, denn das Loch schien winzig zu sein im Vergleich zu dem Anblick über der Erdoberfläche, und die Luft war stickig und heiß. Ein riesiger Tunneleingang, pechschwarz und Dutzende Fuß hoch, lag nun zu ihrer Rechten, doch nur die Gormors, ein paar der Wachen und Tierführer verschwanden darin, ehe die anderen von Wachen in die schmäleren Gängen geschickt wurden. Am Ende eines der schmalen Gänge war ein Schlafplatz für Dutzende der Arbeiter. Der Boden der größeren Steinhalle wurde mit einzelnen Gormorfellen bedeckt, doch außer zwei kleinen Fackeln links und rechts neben dem Ausgang befand sich nichts mehr in diesem Raum. Die Dutzenden Arbeiter legten sich samt Kleidung rasch auf den Boden und es schien, als ob sie in einen komaartigen Schlaf fielen, denn die Erschöpfung ließ sie in wenigen Sekunden wie Steine wirken.
In den Tiefen des Reiches Rektar, noch tiefer als die Schmiedeöfen und die Kerker gelegen waren, wo die fürchterlichen Schreie der ausgepeitschten Sklaven schon seit dem frühen Abend zu hören waren, saß der Herrscher Perosos auf seinem dunklen Thron. Der Thron war komplett aus Stein und mittig mit einem dunklen Fell überzogen, dessen dranhängender Kopf über die Lehne hinweg nach hinten blickte; Zähne bleckten am Oberkiefer hinunter, so lang und scharf wie Dolche. Der Steinthron besaß eingravierte Runen auf den Armlehnen, genau wie die fünf Stufen, die zu dem Thron führten. Die Armlehnen hatten die Form von Köpfen, wie körperlose Statuen starrten sie zähnefletschend und mit finsteren Augen jeden an, der den Saal des Herrschers betrat. Der Thron stand in der Mitte des Raumes und blickte zu einem Torbogen, der im Süden des Saals geschlagen war. Der Saal war rund und besaß vier äußere Säulen, die die Decken trugen und ebenso mit Gravuren verziert waren. Perosos hatte seine Arme auf die Steinköpfe gelegt und schien zu warten, denn seine schwarzen Fingernägel tippten auf das Gestein, immer und immer wieder. Der Herrscher trug, wie sein Volk auch, eine Kutte, doch sie war größer und länger geschnitten, sodass es so aussah als wäre hinter dieser Kutte nichts außer völliger Schwärze, gerade einmal die Fingerspitzen blickten aus den Ärmeln hervor. Der Raum war in einem düsteren Licht gehalten, denn an der Decke hing ein schwarzer Kronleuchter, der mit Knochensplittern bestückt war. Der Leuchter bestand aus dunklem Stahl und hatte neun Vorrichtungen, in denen neun große, rote Kerzen angebracht waren. Die Kerzen waren bereits abgebrannt, die Flammen loderten jetzt schwach und erhellten den Raum nur noch spärlich. Ein dumpfes Klopfen war zu hören und hallte in der Halle des Herrschers
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