Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
warteten darauf, dass die Sonne gänzlich vom Himmel verschwinden und die Nacht ein kehren würde. Sie aßen rohes Fleisch von Wild aus den Wäldern und verschlangen es in nur wenigen Momenten, denn sie hatten seit ihrer Abreise nichts mehr zu sich genommen. Ihre Bestien lagerten ein paar Fuß in Richtung der Höhle und hatten sich bereits selbst Nahrung besorgt. Ein paar der Reiter lagen noch in der Höhle und schliefen, als Perosos gerade aus dem Schatten des Baus stieg. Die hockenden Kuttenträger hielten augenblicklich inne und hörten auf, das Fleisch weiter zu verzehren, als er an ihnen vorbei trat. Perosos jedoch nahm sie nicht wahr und starrte nur in die Dickichte und Kronen des Waldes, während er langsam sich von ihnen entfernte und nach zwei Dutzend Fuß stehen blieb. Er blickte und lauschte, denn er hatte etwas vernommen, was ihm höchst seltsam vorkam. Es war ein Schimmer. Ein Gleißen tat sich in den Wipfeln hervor, als er noch in der Höhle saß und von der Dunkelheit aus auf die Nacht wartete. Es war wie ein Funkeln von Schmuck, doch war es kein Goldschmuck. Es war weiß wie Schnee und es zog durch die Blätterdächer und glänzte hell in der Mitte. Perosos starrte nun schon seit einer halben Minute unentwegt in die Ferne, als er ein Rascheln über sich in dem Blätterdach der Bäume vernahm. Ein weißes Gefieder zog an dem Grün vorbei und ehe Perosos den Schimmer ausmachen konnte, sah er einen weißen Vogel über sich auf einem Ast hockend. Als er genauer hinsah, traute er seinen Augen kaum, als er erkannt hatte, was es war. Eine weiße Krähe saß auf einem Ast über ihm und starrte auf ihn herab. Von ihrem Hals ging ein Funkeln und ein Glanz aus, wie Perosos es zuvor gesehen hatte, während sie ihren Kopf hin und her bewegte, die Gestalt unter sich musternd. Das Funkeln ging von einem Schmuck aus, der über dem Hals des Vogels an einer Lederkette hing. Bevor er jedoch weiter den Glanz begutachten konnte, fing die Krähe wild zu krächzen an. Sie starrte Perosos an und krähte so lauthals, als ob sie fluchen würde oder ihn verspotten wollte. Ein tiefes Knurren ging von Perosos aus und als die Krähe davon flog, verlor sie eine Feder ihres weißen Gefieders. Augenblicklich war sie nach einem Rascheln des Blätterdaches verschwunden, ehe die weiße Feder den Boden noch berühren konnte. Perosos blickte zu Boden und schien in Gedanken versunken zu sein, während die anderen Reiter ihr Wild weiter verzehrten und ihn nicht mehr weiter beachteten.
Perosos und seine Reiter ritten weiter in den Süden hinein und durchquerten ausnahmslos Wälder, um stets unentdeckt zu bleiben. Die Winterkälte verlor immer mehr an Macht, je tiefer sie in den Süden gelangten. Bald hatten sie den ersten Wald verlassen und in weiter Ferne hinter sich gebracht. Der Wald besaß zwar drei Namen, Grauhold in Keltor, Langenhain in Zel und Breittan in Kandor, doch wuchs er durchgehend, ohne größere lichte Stellen, durch die drei Länder hindurch. Nun war er bald zu Ende und man konnte in der Ferne zart und blass den Rand der Wälder im Süden Kandors und Norden Elerans ausmachen, die sich vor ihnen am Horizont und zu den Füßen der östlichen Ausläufer der Einaugfäuste auftaten. Sie nahmen Kurs auf das Tal der großen wandelnden Berge, wie die Reiterschar die Bewohner dieses Tal nannte.
Jetzt erblickten sie vereinzelte Höhenzüge und Hügel, die am Rand scharfe Klippen und manches Mal Höhlen bargen. Manche Höhleneingänge waren riesig, selbst hohe Tannen hätten ohne Probleme darin wachsen können. Andere wiederum waren winzig, im Vergleich zu den Großen, und nur einige Fuß hoch. Der Boden wurde immer karger, je näher sie zu ferneren Höhenzügen kamen und es schien schon fast so, als ob die Pfade dort tot getrampelt wurden. Die Gräser waren geknickt, zu Boden gestampft und zerdrückt, sie schimmerten nicht mehr so grün wie noch ein paar hundert Fuß zuvor, sondern wirkten jetzt eher blass und graubraun. Die Reiter nahmen jetzt Kurs auf die größte und prächtigste Höhle der Klippen, etwas langes konnten sie in der Ferne vor dem Höhleneingang ausmachen. Es war matt, glänzte kaum und besaß die Farbe von Eierschalen. Die Form war länglich und leicht gekrümmt. Je näher sie kamen, umso deutlicher wurde, dass es sich um Knochen handelte, doch waren sie riesig, und es waren gleich ein halbes Dutzend von ihnen. Sie wirkten wie Rippen, jedoch von größeren Tieren, größer als ihre Reittiere waren allemal.
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