Akte Atlantis
bin, dein hässliches altes Gesicht zu sehen.«
»Wie oft hab ich dir jetzt schon den Arsch gerettet?«, versetzte Wittenberg mit verschmitztem Blick.
»Zwei Mal, und ich gebe es jederzeit zu, ohne mich zu schämen.«
»Du hast nicht viel für mich übrig gelassen.«
»Stimmt, aber wenn du mit deinen Männern nicht zur rechten Zeit aufgetaucht wärst, hättest du hier ein Leichenfeld vorgefunden.«
Wittenberg musterte Clearys Männer, die müde und abgespannt wirkten, aber nach wie vor wachsam dastanden und auf jede Bewegung achteten, als das Wolfsche Personal seine Gewehre auf den Eisboden legte und sich in stummen kleinen Grüppchen in der Nähe der kaputten Flugzeuge versammelte.
»Sieht so aus, als hätten die euch ganz schön zugesetzt.«
»Ich habe viel zu viele gute Männer verloren«, versetzte Cleary grimmig.
Pitt deutete auf die Wolfs. »Colonel Wittenberg, darf ich Ihnen Karl Wolf und seine Schwestern Elsie und…« Er stockte, da er Blondis Namen nicht wusste.
»Meine Schwester Blondi«, warf Karl ein. Er sah aus, als erlebte er einen Albtraum. »Wie gedenken Sie mit uns zu verfahren, Colonel?«
»Wenn’s nach mir ginge«, knurrte Cleary, »würdet ihr alle erschossen werden.«
»Hat man Ihnen irgendwelche Befehle bezüglich der Wolfs gegeben und was nach der Festnahme mit ihnen geschehen soll?«, fragte Pitt an Wittenberg gewandt.
Der Colonel schüttelte den Kopf. »Wir hatten keine Zeit, über heikle Themen wie den Umgang mit Gefangenen zu sprechen.«
»Dürfte ich Sie in diesem Fall um einen Gefallen bitten?«
»Nach all dem, was Sie und Ihr Freund getan haben«, erwiderte Cleary, »brauchen Sie bloß zu sagen, was Sie wollen.«
»Könnten Sie mir die Wolfs eine Zeit lang überlassen?«
Wittenberg schaute Pitt in die Augen, als versuchte er seine Gedanken zu lesen. »Ich verstehe nicht recht.«
Aber Cleary durchaus. »Da man dir keinerlei Befehle bezüglich der Gefangenen mit auf den Weg gegeben hat«, sagte er zu dem Colonel, »halte ich es nur für gerecht, wenn der Mann, der uns aus diesem unbeschreiblichen Schlamassel rausgehauen hat, seinen Wunsch erfüllt bekommt.«
Wittenberg dachte einen Moment lang nach, dann nickte er.
»Einverstanden. Die Kriegsbeute. Ich übergebe die Wolfs in Ihren Gewahrsam, bis sie unter Bewachung nach Washington gebracht werden können.«
»Keine Regierung der Welt verfügt in der Antarktis über gesetzliche Vollmachten«, sagte Karl herrisch. »Sie halten uns widerrechtlich als Geiseln fest.«
»Ich bin nur ein einfacher Soldat«, sagte Wittenberg mit einem Achselzucken. »Von mir aus sollen die Juristen und Politiker über Ihr weiteres Schicksal bestimmen, wenn die Sie in die Finger bekommen.«
Während die neu formierten Special-Forces-Truppen das Werksgelände sicherten, die Gefangenen abführten und in den Arbeiterunterkünften einsperrten, trieben Pitt und Giordino Karl, Elsie und Blondi Wolf unauffällig zu den mächtigen Toren an der einen Wand des Hangars.
Scheinbar unbemerkt drängten sie die drei durch eine schmale Tür, durch die das Bodenpersonal hinaus auf die Landebahn gelangte.
Nach den fünfzehn Plusgraden im Innern des Hangars wirkte die Eisluft wie ein jäher Kälteschock.
Karl Wolf wandte sich um und lächelte Pitt und Giordino kalt an.
»Wollen Sie uns hier liquidieren?«
Blondi wirkte wie in Trance, aber Elsie starrte Pitt mit vernichtendem Blick an. »Erschießen Sie uns doch, wenn Sie sich trauen!«, zischte sie gehässig.
Pitt musterte sie mit angewiderter Miene. »Ihr habt weiß Gott alle den Tod verdient. Die ganze gruselige Familie hat ihn verdient. Aber weder ich noch mein bester Freund werden die Ehre haben. Das überlasse ich den Kräften der Natur.«
Mit einem Mal begriff Wolf. »Sie wollen uns entkommen lassen?«
Pitt nickte. »Ja.«
»Dann werden Sie aber nicht miterleben, wie meine Schwester und ich vor Gericht gestellt und ins Gefängnis gesteckt werden.«
»Eine Familie, die so reich und mächtig ist wie die Ihre, wird niemals vor Gericht zitiert werden. Sie werden alle Mittel aufbieten, um dem Galgen oder einer lebenslangen Haftstrafe zu entrinnen, und letztlich werden Sie davonkommen.«
»Stimmt genau«, sagte Karl verächtlich. »Keine Regierung dieser Welt würde es wagen, die Familie Wolf unter Anklage stellen zu lassen.«
»Oder sich unseren Zorn zuzuziehen«, ergänzte Elsie. »Es gibt nirgendwo einen hohen Amtsträger oder Staatsführer, der nicht in unserer Schuld steht. Wenn wir
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