Akte Atlantis
Killer kreuzen auf, bringen ihre Opfer um und verschwinden wieder wie in Telluride.«
»Weiß man wenigstens, was hinter der ganzen Sache steckt?«
»Auch das ist anscheinend ein Rätsel.«
Pitt kniff die Augen zusammen. »Ist ja mal was ganz Neues – ein Verbrechersyndikat ohne Motiv.«
Gunn zuckte die Achseln. »Ich weiß ja, dass es aberwitzig klingt, aber bislang gibt es noch nicht den geringsten Anhaltspunkt.«
»In Telluride sitzen doch zwei von den Typen. Denen muss man nur tüchtig zusetzen.«
Gunn zog die Augenbrauen hoch. »Hast du es etwa noch nicht gehört?«
»Was?«
»Ein Sheriff Eagan rief vor etwa einer Stunde aus Telluride bei Admiral Sandecker an. Beide Häftlinge wurden tot aufgefunden.«
»Verdammt!«, versetzte Pitt wütend. »Ich habe dem Sheriff ausdrücklich gesagt, dass er sie genau durchsuchen soll, vor allem nach Zyankalikapseln.«
»Sie haben sich nicht mit Gift um die Ecke gebracht. Sheriff Eagan sagte, man hätte eine Bombe in ihrer Zelle deponiert. Sie wurden buchstäblich in Stücke gerissen, mitsamt einem Deputy, der vor der Zellentür Wache stand.«
»Auf ein Menschenleben mehr oder weniger kommt’s denen offenbar nicht an«, erwiderte Pitt mit ätzendem Unterton.
»Anscheinend.«
»Und wie soll’s weitergehen?«
»Der Admiral will dich zu einem Forschungsprojekt abstellen einer geologischen Untersuchung des Meeresbodens mitten im Pazifik. Dort wärst du halbwegs sicher vor weiteren Mordanschlägen.«
Pitt grinste verschmitzt. »Ich will aber nicht weg.«
»Das weiß er doch.« Gunn grinste seinerseits. »Außerdem kann er dich nicht einfach in die weite Welt schicken, weil du hier für die laufenden Ermittlungen gebraucht wirst. Du bist dieser Truppe dichter auf den Pelz gerückt als irgendjemand sonst, und du hast es überlebt. Ein paar hohe Tiere wollen dich sprechen. Morgen früh um acht…« Er hielt inne und schob Pitt einen Zettel zu. »Das ist die Adresse. Melde dich dort. Fahr mit deinem Auto in die offene Garage und warte dort auf weitere Anweisungen.«
»Sind James Bond und Jack Ryan auch da?«
Gunn zog eine säuerliche Miene. »Sehr komisch.« Er trank den letzten Schluck Eistee aus, ging hinaus auf den Balkon und blickte auf die herrlichen Sammlerstücke hinab. »Sehr interessant.«
»Was?«
»Du hast im Zusammenhang mit diesen Mördern den Begriff ›Viertes Reich‹ erwähnt.«
»Das haben die gesagt, nicht ich.«
»Die Nazis haben ihr wahnwitziges Schreckensregime als Drittes Reich bezeichnet.«
»Die alten Nazis sind aber fast alle tot«, sagte Pitt. »Und das Dritte Reich ist mit ihnen untergegangen.«
»Trotzdem beziehen die sich meiner Ansicht nach darauf.«
Pitt runzelte die Stirn. »Du willst doch nicht etwa andeuten, dass es sich um eine Bande von Neonazis handelt?«
Gunn wollte gerade etwas erwidern, als ein donnerndes Fauchen ertönte, als zündete ein Düsenjäger den Nachbrenner, unmittelbar gefolgt von einem ohrenbetäubenden metallischen Kreischen, und im nächsten Moment zischte ein orangeroter Feuerstrahl quer durch den Hangar und verschwand durch die gegenüberliegende Wand. Zwei Sekunden später wurde die Halle von einer Explosion erschüttert.
Staub rieselte vom Blechdach und legte sich wie ein trüber Schleier über die glänzenden Karossen. Eine unheimliche Stille kehrte ein, nachdem der Explosionsknall verhallt war.
Dann ratterten draußen Schnellfeuergewehre los, und kurz darauf gab es eine weitere, weniger heftige Explosion. Beide Männer standen wie erstarrt da und hielten sich am Balkongeländer fest.
Pitt fand zuerst die Sprache wieder. »Die Dreckskerle«, zischte er.
»Was, in Gottes Namen, war das?«, fragte Gunn erschrocken.
»Verdammt sollen sie sein. Die haben eine Rakete auf meinen Hangar abgefeuert. Wir sind nur deshalb noch am Leben, weil sie nicht explodiert ist. Sie hat die beiden Wellblechwände glatt durchschlagen, ohne dass der Sprengkopf ein tragendes Teil getroffen hat.«
Die Tür flog auf, und die beiden Wachmänner kamen in den Hangar gestürmt und blieben am Fuß der Wendeltreppe stehen.
»Sind Sie verletzt?«, fragte der eine.
»Mitgenommen trifft’s eher«, erwiderte Pitt. »Woher kam die denn?«
»Aus einem Hubschrauber. Abgefeuert von einem leichten Raketenwerfer«, antwortete der Wachmann. »Wir haben ihn leider zu nahe rankommen lassen. Die Kennzeichen haben uns getäuscht – angeblich stammte er von einem lokalen Fernsehsender. Allerdings haben wir ihn unter Beschuss genommen
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