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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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zum Kockelsberg?« fragt Jo, als sie die B 51 hochfahren. »Ich habe gehört, da wird Aushub von der Baustelle an der Schwesterklinik abgekippt.«
    »Und was ist mit dem Kerscher Acker?«
    »Der kann warten, den kennt sowieso keiner, aber hier haben wir Konkurrenz. Die Schwestern bauen eine Tiefgarage. Der größte Teil des Abraums ist auf das Gelände der Tabakfabrik gefahren worden. Das ist eingezäunt, und da kommt keiner ran. Und heute sollen ein paar Lkw’s zum Kockelsberg.«
    »Und das Museum?« fragt Walde.
    »Die sind verwöhnt und haben kein großes Interesse. Dort im Moselvorland standen Wohnhäuser, wahrscheinlich auch ein paar Handwerksbetriebe. Außer altem Gemäuer sind bisher nur einfache Tontöpfe und ein paar Fibeln und Münzen gefunden worden.«
    Walde spürt Jos gespannte Vorfreude, als sie am Kockelsberg ankommen. Sie parken unweit des Hotels, dessen Parkplatz mit dem Aushub in Richtung Berghang aufgeschüttet und erweitert werden soll.
    Walde schaut ins Moseltal und auf die Stadt mit ihren vielen Kirchtürmen.
    Um die zahlreichen Erdhügel lassen bereits vier Sucher ihre Metalldetektoren dicht über den Boden kreisen. Von den dicken, mit Batterien gefüllten Stielen, an deren Ende sich Scheiben mit Elektromagneten befinden, führen Drähte zu den Kopfhörern der Männer. Ab und zu sind Pfeifgerausche in verschiedenen Tonhöhen zu vernehmen. Hat ein Gerät auf Metall im Boden angeschlagen, folgt das Eingrenzen der Stelle. Mit ein paar vorsichtigen Schlägen mit einer kleinen Hacke wird das begehrte Objekt freigelegt, wobei immer wieder die Piepstöne den genauen Aufenthaltsort signalisieren. Häufig sind es letzten Endes nur verrostete Nägel oder Kronkorken, die dem Suchgerät verheißungsvolle Töne entlocken.
    Die Baustelle liegt in der prallen Nachmittagssonne. Gleich oberhalb sitzen auf der nur wenige Meter entfernten Terrasse des Hotels zahlreiche Gäste unter weißen Sonnenschirmen bei Kaffee und Kuchen. Von hier haben sie einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und das Moseltal. Heute liegt das Interesse jedoch eindeutig auf den Gräbern, die den Boden durchwühlen, der von den in unregelmäßigen Abständen ankommenden Lkw’s abgekippt wird.
    Jo entwickelt eine erstaunliche Behendigkeit. Im Nu hat er sein Suchgerät zusammengeschraubt und die Empfindlichkeit mittels eines Groschens, den er auf die Erde geworfen hat und nun mit dem Gerät umkreist, eingestellt. Danach eilt er zu einem Erdhügel, der anscheinend frisch abgekippt worden ist. Zwei Männer mit schweißglänzenden, nackten Oberkörpern schuften bereits dort.
    »Tag, schon was gefunden?« Jo tritt zu den Männern, die durch Kopfnicken den Gruß erwidern. Jo erwartet keine Antwort. Alle, die heute hier graben, sind alte Hasen in der Gräberszene. Wer bisher nichts gefunden hat, hat noch Hoffnung. Wer was gefunden hat, wird es zu vertuschen suchen. Dafür gibt es genügend Tricks.
    Ein hoher Piepston, einer der schwitzenden Gräber lokalisiert den Fund. Er nimmt ein Messer aus der Tasche und steckt es nach kurzer Untersuchung wieder zurück.
    Was er da, begleitet von einer Unmutsäußerung, wegwirft kann eine Anhaftung gewesen sein. Den Fund hat er wahrscheinlich zusammen mit dem Messer heimlich in der Tasche verschwinden lassen.
    Jo ist in seinem Element. In der Rechten hält er eine kleine Hacke, mit der er Stück für Stück Erde aus dem Hügel heraushackt und dünnflächig verteilt. Dann tastet er die Fläche mit dem Detektor ab und hackt, wenn das Gerät nicht anschlägt, ein weiteres Stück heraus.
    Walde steht neben ihm und schaut zu. Er fühlt sich nicht wohl unter den Blicken der Hotelgäste. Wenn ein Gerät piepst, beobachtet er interessiert, wie der Gegenstand geortet und untersucht wird.
    Die Szene erinnert ihn an die Angler an der Mosel. Beim Grundangeln, wenn der Köder mit einem Bleigewicht weit hinaus auf den Grund des Flusses geworfen wird, befestigen die Fischer an den Spitzen der Ruten kleine Signalglöckchen. Wenn helles Läuten zu hören ist, kommt der spannende Augenblick. Was hat angebissen, eine Forelle oder ein Aal? Wie groß ist der Fisch? Kann er gelandet werden, oder hat er nur den Köder angeknabbert und hängt nicht mehr am Haken? Manchmal streift auch ein unter der Wasseroberfläche schwimmendes unsichtbares Treibgut die Schnur und löst falschen Alarm aus.
    Als Walde Bruchstücke von römischen Ziegeln entdeckt, zieht er sie aus dem Abraum und legt sie neben Jos Tasche mit der Aufschrift

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