Akte Mosel
und Hand. Mit den Schuhen verteilt er die Brocken, die vom Erdhügel rollen. Jo legt zwei weitere Aurei frei, die nur wenig Verkrustung aufweisen.
Als er einen größeren Lehmbrocken beiseiteschiebt, liegen sie vor ihm, wie Eier in einem Nest, goldene Eier. Goldglänzend und groß, an die 10 Münzen, so rein wie frisch aus der Prägeanstalt.
Jetzt weiß er, woher ihm die Situation bekannt vorkommt. Es war die Szene in einem Film, wo ein Schatzsucher eine mit Goldstücken gefüllte Piratentruhe öffnet. Mit größter Überwindung unterdrückt Jo einen Schrei. Der Schweiß tropft ihm auf die Brillengläser. Es drängt ihn, sich augenblicklich über den Fund zu werfen. Ohne Überlegung schaufelt er mit zwei Händen Erde darüber.
Nur keinen Verdacht erregen! Er arbeitet an der dem Hotel abgewandten Seite des Hügels, so daß sein Fund keinen neugierigen Blicken von dort ausgesetzt ist. Wie gerne würde er diesen Schatz in der Originallage fotografieren! Das ist aber keinesfalls möglich, auch wenn er eine Kamera dabei hätte, dann könnte er ebenso gut eine Leuchtrakete abschießen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Er will die Aurei nicht einfach in die Tasche stecken. Die Gefahr ist zu groß, daß sie dort aneinander reiben und sich gegenseitig beschädigen. Was er von der Prägung gesehen hat, sagt ihm, daß es sich um seltene, vielleicht sogar bis dato unbekannte Münzen handelt. Ein Wert pro Stück von mehreren tausend Mark steht fest. Weiter kann sein überhitzter Kopf nicht denken. Er legt seine Hacke über die zugedeckte Fundstelle und plaziert das Suchgerät daneben, damit keiner der anderen auf die Idee kommt, genau an dieser Stelle zu graben, dann holt er seine Tasche und kehrt zurück. Nach einem Schluck aus der Feldflasche findet er in der Tasche ein weiteres Stofftaschentuch, eine halbe Packung Tempos, eine Lupe und ein kleines Notizbuch.
Natürlich ist das alles auffällig, aber was soll er machen? Er setzt sich hinter den Hügel und reißt die Papiertaschentücher durch. Nun legt er das Goldnest vorsichtig wieder frei und fischt, angestrengt bemüht, ein Gegeneinanderklirren der Münzen zu vermeiden, eine nach der anderen heraus, rollt sie ein und verstaut sie in der Tasche. Manche kleben leicht aneinander, lösen sich aber schon nach leichtem Druck. Für die elfte Münze muß seine Kopfbedeckung herhalten.
Von der anderen Seite des Hügels sind Laute des Erstaunens und Getuschel zu vernehmen. Aha, die zwei sind auch fündig geworden.
Jo hat sich vom ersten Schreck erholt. Er spürt, daß er wieder halbwegs klar denken kann. Dennoch übt die Tasche solch einen Sog auf ihn aus, daß er sie am liebsten fest an sich gedrückt halten möchte. Jetzt spürt er auch die drei Münzen, die er anfangs in die Gesäßtasche seiner Shorts gesteckt hat. Zwei nimmt er heraus und steckt sie – nachdem er sie mit den letzten Tropfen des Wassers abgespült hat, zwischen die Seiten des Notizbuches. Als er weitergräbt, überfällt ihn wieder das Fieber. Er stellt sich vor, wie er in Windeseile den ganzen Hügel abträgt und ihn hundert Meter breit auseinanderzieht und dann die obenauf liegenden Goldstücke wie bei der Kartoffelernte, wenn die Früchte mit dem Pflug ausgehoben worden sind und auf dem Feld liegen, einsammelt.
Da blitzt es wieder vor ihm auf. Als Jo die Münze herausziehen will, hängt sie fest. Er legt ringsherum ein Stück frei. Es ist kein einzelnes Goldstück, sondern irgendetwas Größeres. Er vernimmt ganz in der Nähe Stimmen. Er hat überhaupt nicht bemerkt, daß die anderen zurückgekommen sind. Sie gehen zu den Plätzen zurück, wo sie ihre Suchgeräte und Hacken abgelegt haben, ohne daß seine Grabungsstelle von ihnen eingesehen wird. Jetzt wird es höchste Zeit, den Fund zu bergen.
»Oh, hat Ihr wat gefunn?« hinter Jo steht der Lkw-Fahrer. »Dat sieht aus wie Gold!«
Jo ist so überrascht, daß er den Fund, den er gerade in den dreckverschmierten Händen hält, fallen läßt. Der Klumpen bricht beim Aufprall entzwei und rollt vor die Füße des Fahrers. Als Jo danach greift, kann er nur einen Teil erhaschen, den anderen hält der Fahrer in den Händen und beäugt ihn interessiert. Im Gegensatz zu den ersten gefundenen Münzen, die gut erkennbar waren, handelt es sich bei diesen Klumpen um ein paar Dutzend Münzen, die fest zusammengebacken und teilweise verkrustet sind.
Im Nu sind die zwei von den anderen umringt. Einer reicht Jo eine angebrochene Mineralwasserflasche. Jo
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