Akte Mosel
hinzuzufügen.«
»Aber Sie könnten uns noch behilflich sein. Es gibt noch einige Ungereimtheiten.«
»Ich helfe Ihnen gerne, aber nicht auf diese Art und Weise. Entweder wir sprechen unter vier Augen, oder wir vereinbaren einen neuen Termin, zu dem ich einen Anwalt mitbringen werde.«
»Dürften wir uns kurz beraten?«
»Gut, ich warte auf dem Gang.« Jo geht zur Tür hinaus und stellt sich an das geöffnete Fenster am Ende des Flurs. Von hier aus ist die große Wiese des Palastgartens zu sehen, auf der gesonnt, musiziert, geknutscht, getrunken und gekifft wird. Er schaut in seine Blätter mit dem Protokoll, das er auf Waldes Rat gefertigt hat. Soll er den Anwalt anrufen?
Die Kultusreferentin und der Polizist kommen aus dem Büro des Direktors und gehen den Gang hinunter. Der Schnauzer ruft ein schwaches Tschöh in Jos Richtung. Die Kulturdame blickt sich nicht um.
Kurz darauf erscheint Zelig im Türrahmen »Kommen Sie bitte wieder herein!«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich bei dem Gespräch anwesend bin?« fragt der Direktor.
»Nein, das ist in Ordnung, kann ich jetzt einen Kaffee haben?« Jo setzt sich auf den Stuhl von vorhin.
Der Direktor schenkt aus einer großen Warmhaltekanne in die Tassen ein und nickt Zelig zu.
»Sie sehen, wie ernst wir die Angelegenheit nehmen. Herr Laros hat extra seinen Urlaub unterbrochen und ist zurückgeflogen. Die Kultusministerin hat sich persönlich eingeschaltet. Es gilt jetzt, keine Zeit zu versäumen und die Angelegenheit so schnell wie möglich zu klären.«
Jo setzt die Kaffeetasse ab: »Gut, dann legen Sie los.«
»Wie Sie ja aus der gestrigen Versammlung des Münzvereins wissen, hat sich ein Teil der anderen Finder mit uns in Verbindung gesetzt. Die meisten Münzen sind wohl abgeliefert, wir müssen aber auch noch den Rest …«
»Also doch ein Verhör?« Jo verschränkt die Arme.
»Es geht nicht um Ihre Person, Herr Ganz«, sagt der Direktor. »Herr Zelig hat mich bereits umfassend informiert, und ich bin Ihnen für Ihren Einsatz dankbar. Es geht uns darum, die Geschichte restlos zu klären. Nach unseren Erkenntnissen waren Sie der einzige, der an der Fundstelle selbst tätig war, stimmt das?«
»Ich nehme es einmal an, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Wie viele Münzen haben Sie dem Fahrer der Tiefbaufirma gegeben?«
»Schätzungsweise ein Dutzend.«
»Ich muß Ihnen noch eine Frage stellen, die ich allen anderen auch gestellt habe, also bitte regen Sie sich nicht auf: Haben Sie noch Münzen im Besitz oder an andere weitergegeben?«
»Kennen Sie die Geschichte von dem Bauern, der den goldenen Stößel beim König abliefert und dann ge …«
Der Direktor winkt ab: »Ist mir bekannt, ich bedanke mich für Ihre Hilfe. Ich bitte Sie, vorerst Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren.«
Als Jo Zelig und dem Direktor die Hand zum Abschied schüttelt, fragt er: »Wie weit sind Sie mit der Reinigung des Fundes?«
»Das wird voraussichtlich einige Monate in Anspruch nehmen«, antwortet Zelig.
»Kann ich dann Fotos von den Münzen haben?« fragt Jo.
»Das läßt sich bestimmt einrichten.«
*
»Wach auf, Doris, die Polizei ist da!« Doris schaut auf und nimmt Marie wahr, die in einem weiten T-Shirt mit fuchtelnden Armen vor ihrem Bett steht. Ist es ein Albtraum? Nein, sie liegt im Gästezimmer, das Marie und Jo gestern Abend ein wenig aufgeräumt haben.
»Wo?« murmelt sie schlaftrunken.
»Hier, sie sind schon im Haus.«
»Scheiße!« Doris schießen hundert Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Flucht? Das Fenster ist im zweiten Stock. Durchs Treppenhaus stürmen und versuchen, sie über den Haufen zu rennen? Und dann im kurzen Nachthemd durch die Straßen laufen? Einen Anwalt anrufen?
»Meine Herren, darf ich bitte den Durchsuchungsbefehl sehen?« Jos dröhnender Baß ist durch die Tür zu vernehmen. »Wer leitet die Aktion?«
»Hier ist der Durchsuchungsbefehl, Herr Dr. Ganz, ausgestellt auf das Haus und die von Ihnen genutzten Fahrzeuge«, ein Mann in Zivil überreicht Jo ein Papier. »Mein Name ist Faber, wir haben uns gestern im Museum kennengelernt.« Zu seinen drei Kollegen in Uniform gewandt, sagt er: »Ihr fangt hier unten an!«
Jo überfliegt das rote Schreiben und reicht es Faber zurück: »Seien Sie um Himmels Willen vorsichtig, wir bewahren hier einige zerbrechliche Stücke auf. Was suchen Sie eigentlich?«
»Das können Sie sich ja wohl denken.«
»Diese Schweine,« rutscht es Jo heraus. »Das habe ich jetzt
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