Akte Mosel
davon.«
»Ich brauche Sie ja wohl nicht über Beamtenbeleidigung aufzuklären«, sagt Faber in scharfem Ton.
»Nein«, Jo hebt beschwichtigend die Arme. »Sie oder Ihre Kollegen waren nicht gemeint. Ich ziehe mir was an, und dann komme ich wieder runter.« Er wendet sich zur Treppe.
»Ich muß Sie begleiten.« Faber folgt ihm.
»Ich werde bestimmt keine Beweismittel vernichten.«
»Tut mir leid, es geht nicht anders. Wer ist noch im Haus?«
»Meine Frau, unser Sohn und eine Freundin, sie ist zur Zeit zu Besuch.«
Die Badezimmertür ist abgeschlossen. Aus der Küche klingt Porzellangeklapper. Jo geht ins Schlafzimmer und zieht den viel zu kleinen Bademantel aus. Faber bleibt im Türrahmen stehen und schaut dezent im Raum umher.
Von unten ruft jemand: »Herr Faber, kommen Sie bitte mal.«
Jo folgt Faber die Treppe hinunter. Ein Polizist hält ein durchsichtiges Plastiktütchen in die Höhe. Faber nimmt es in Empfang und stochert mit dem Finger darin.
»Das sind Schrotteln, kaputte Münzen, das ganze Tütchen werde ich bei der nächsten Petermännchenversteigerung für ein paar Mark anbieten«, klärt Jo auf. »Es ist wohl am besten, ich bleibe hier. Die meisten Münzen unserer Sammlung befinden sich in diesem Raum.«
Faber nickt: »Wir brauchen sowieso Zeugen. Wie viel Münzen haben Sie überhaupt?« Er blickt sich in dem Raum um. Die Schränke haben viele niedrige Schubladen, in denen sich durchsichtige Kästen mit Münzen befinden. In einem Regal stehen Kartons, Kästchen und Tüten mit losen Münzen. Auf dem Tisch liegen zwischen Flaschen mit Reinigungsflüssigkeiten etliche Bürsten, Pinsel, Pinzetten, Vergrößerungsgläser, Notizzettel, Schachteln und Boxen mit Münzen.
»Ich sammle seit über dreißig Jahren, da kommt schon einiges zusammen, wenn man fleißig ist.«
»Das ist doch bestimmt ein Vermögen wert. Haben Sie das alles selbst gefunden?« fragt Faber.
»Nein, vieles ist gekauft oder getauscht. Ich kriege das meiste direkt vom Finder und mache es dann selbst sauber. Es sind ein paar wertvolle Stücke darunter, aber das meiste ist für Trierer Verhältnisse nichts Besonderes.«
»Und was ist das?« Faber zeigt auf ein Gefäß, das aussieht wie ein leeres Aquarium, in das zwei Elektrokabel führen.
»Das verwende ich ab und an zur Reinigung von Münzen per Elektrolyse.«
»Wie sollen wir denn hier was finden, da sieht man ja vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr«, stöhnt der Uniformierte.
»Machen Sie weiter. Wenn Sie auf das stoßen, worum es geht, werden Sie es schon merken«, muntert ihn Faber auf. Die beiden anderen Beamten schickt er in die oberen Räume. Doris und Marie sitzen am Küchentisch vor ihren Kaffeetassen. Nach Essen ist keiner von beiden zumute. Als die Polizisten kommen, begleitet Marie sie in die anderen Räume. Philipp schläft noch und weiß nicht, was ihm entgeht. Doris fühlt sich, als wäre sie in einem schlechten Traum ganz nah an der Oberfläche, wo sie einerseits weiß, daß sie träumt, andererseits es aber nicht schafft, vollends wach zu werden.
Faber und Jo sind im Wohnzimmer angekommen. Dort nimmt ein großer Traubenkelter die Mitte des Raumes ein.
»Der ist alt«, stellt Faber fest.
»Fünfzehntes Jahrhundert«, erklärt Jo.
»Wie haben Sie den überhaupt hierhin gekriegt?«
»Den haben wir, also meine Frau und ich, Stück für Stück mit dem Döschewo herangekarrt und originalgetreu wieder zusammengebaut.«
»Und der Sandstein, der ist doch sicherlich ziemlich schwer?«
»Ungefähr sieben Zentner«, Jo grinst. »Das war schon ein ziemliches Stück Arbeit. Da kamen mir meine Kenntnisse historischer Hebetechniken zugute.«
Nach eineinhalb Stunden sind Faber und sein Kollege in den unteren Räumen fertig. Zwischendurch schickt der Einsatzleiter die beiden anderen Polizisten in den Garten. Philipp mampft in der Küche sein Frühstück, liest dabei in einem Comic-Heft und kriegt sonst nichts mit.
Die Durchsuchung der Schränke erfolgt recht zurückhaltend. Die Beamten heben die Wäschestapel nur an und bemühen sich, keine Unordnung zu machen. Im Garten inspizieren sie den Teich und stochern ein wenig im Komposthaufen herum.
»So, jetzt fehlt nur noch der Keller«, stellt Faber fest, »wenn ich gewußt hätte, daß wir es mit einem Museum zu tun haben würden, hätte ich ein paar Leute mehr mitgebracht.«
Jo trottet hinter den Polizisten die Kellerstufen hinunter und weiß nicht, wo er hinschauen soll. Guckt er zum Brunnen, schaut er nicht
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