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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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die er zufälligerweise sehr mochte.
    Doch sie fing sich wieder, und er nahm ihr das Glas ab und stellte es auf den Tisch. „Ich denke, du hast genug für heute. Komm, Frau Doktor, Zeit, ins Bett zu gehen. Ich zeige dir den Weg.” Er wollte ihre Hand ergreifen, doch sie zog sie zurück. „Stimmt etwas nicht? Bist du besorgt um deinen Ruf, wenn du hier übernachtest?”
    „Ein bisschen. Nein, eigentlich nicht. Angst lähmt den Sinn für gesellschaftliche Konventionen.”
    „Ganz zu schweigen vom Sinn für Berufsethos.” Auf ihren erstaunten Blick hin fuhr er fort: „Ich habe mich noch nie privat mit einer Klientin abgegeben und schon gar nicht mit der Gegenseite. Ich umarme nicht jede Frau, die in mein Büro kommt.”
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Und welche umarmst du dann?”
    Er beugte sich zu ihr vor. „Die Grünäugigen.” Er berührte sacht ihre Wange. „Die hier und dort einen blauen Fleck haben”, raunte er.
    „Das klingt ein bisschen schrullig”, flüsterte Kate, während seine Hand sanft über ihre Wange glitt. Die Situation war wirklich absurd. Hier saß sie mit dem Mann, der sie ruinieren wollte, den sie verachtet hatte, auf der Couch und sehnte sich danach, von ihm umarmt und geküsst zu werden.
    David küsste sie, aber nur sehr zart. Doch es genügte, dass es sie heiß durchströmte. „Und was wird der Anwaltsverein dazu sagen?” flüsterte sie.
    „Er wird es empörend finden.”
    „Und unehrenhaft.”
    „Und absolut verrückt. Was es auch ist.” Er zog sich zurück und betrachtete sie einen Moment. Es war ihm anzusehen, wie sehr er um Selbstbeherrschung rang. Und zu ihrer Enttäuschung gewann die Vernunft. David stand auf und zog sie ebenfalls hoch. „Wenn du dich bei Gericht über mich beschwerst, vergiss bitte nicht zu erwähnen, wie reuig ich war.”
    „Wird dir das helfen?”
    „Nicht bei denen, aber ich hoffe bei dir.”
    Sie standen vor dem Fenster und sahen einander unsicher an. David räusperte sich. „Ich denke, es ist besser zu Bett zu gehen … du in deines, ich in meines.”
    „Ja, vermutlich.”
    Er wandte sich ab und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
    „David?”
    Er blickte über die Schulter zurück. „Ja?”
    „Verstößt es wirklich gegen dein Berufsethos, wenn ich hier übernachte?”
    Er zuckte mit den Schultern. „Unter diesen Umständen kaum. Solange nichts zwischen uns geschieht.” Er nahm die Whiskyflasche und verstaute sie im Schrank. „Und das wird es nicht.”
    „Natürlich nicht”, versicherte sie rasch. „Ich meine, ich kann diese Art von Komplikation nicht gebrauchen. Schon gar nicht jetzt.”
    „Ich auch nicht. Aber gegenwärtig scheinen wir einander zu brauchen. Ich biete dir eine sichere Zuflucht, und du hilfst mir aufzuklären, was sich im OP abgespielt hat. Das ist ein akzeptables Arrangement. Ich bitte dich nur darum, dass wir dies hier für uns behalten, auch später. Wir könnten uns sonst sehr schaden.”
    „Das verstehe ich.”
    Sie atmeten beide tief durch.
    „Dann sage ich jetzt wohl besser gute Nacht.” Kate wandte sich ab und durchquerte den Raum. Ihre Knie fühlten sich so weich an, dass sie fürchtete, hinzufallen.
    „Kate?”
    „Ja?” Ihr Herz begann heftiger zu schlagen, und sie drehte sich zu David um.
    „Die zweite Tür auf der rechten Seite ist dein Zimmer.”
    „Oh, danke.” Sie war geradezu enttäuscht, als sie hinausging. Ihr einziger Trost war, dass David genauso elend aussah, wie sie sich fühlte.
    Kate war längst in ihrem Zimmer, als David immer noch versonnen im Wohnraum saß. Er musste ständig an die Umarmung denken und fragte sich, wie er in diese Lage hatte geraten können. Es war schon schlimm genug, Kate unter seinem Dach schlafen zu lassen, aber dass er sie am liebsten auf seiner Couch verführt hätte, das grenzte an Idiotie.
    Und wie bereitwillig sie auf seine Zärtlichkeiten einging, das konnte nur bedeuten, dass sie sie seit langem entbehrt hatte. Na fabelhaft! Zwei normale, gesunde, liebesentwöhnte Erwachsene schliefen nur wenige Schritte voneinander entfernt im selben Haus. Eine explosivere Situation ließ sich kaum vorstellen.
    Er mochte gar nicht daran denken, was sein alter Professor dazu sagen würde. Denn genau genommen war er vom Fall der O’Briens noch nicht entbunden. Solange er die Akten nicht einer anderen Kanzlei übergeben hatte, musste er sich als ihr Anwalt betrachten und war gesetzlich gehalten, ihre Interessen zu wahren. Bis heute hatte er stets penibel

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