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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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abends auf dem Tisch stand, und meine ungeteilte Aufmerksamkeit.”
    „Hat er das erwartet?”
    „Erwarten das nicht alle Männer?” schnaubte sie ärgerlich. „Nun ja, ich war nicht bereit, mich diesen Anforderungen zu unterwerfen. Schließlich erfordert mein Beruf, dass ich immer auf Abruf bereit bin. Das verstand er nicht.”
    Nach einer Weile fragte David: „Hat es sich gelohnt, die Liebe für die Karriere zu opfern?”
    Kate ließ den Kopf sinken und dachte nach. „Ich glaubte, dass es sich lohnt. Doch wenn ich jetzt daran denke, wie viele Abende und Wochenenden ich mir ruiniert habe, weil ich mich für unersetzlich hielt, war es wohl ein Irrtum. Wie sich zeigt, bin ich leicht zu ersetzen. So ein drohender Prozess öffnet einem die Augen.” Sie prostete ihm bitter zu. „Danke für die Offenbarung, Herr Anwalt.”
    „Warum gibst du mir die Schuld? Ich habe nur meinen Job getan.”
    „Für ein hübsches, fettes Honorar vermutlich.”
    „Honorar bekomme ich nur bei Erfolg. Ich sehe also keinen Penny.”
    „Du hast all das schöne Geld sausen lassen, nur weil du mir glaubst?” Sie schüttelte erstaunt den Kopf. „Es wundert mich, dass dir die Wahrheit so viel bedeutet.”
    „Du hast eine nette Art, mich wie einen Halunken hinzustellen. Ja, die Wahrheit bedeutet mir sogar sehr viel.”
    „Ein Anwalt mit Prinzipien. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.”
    „Wir sind eine anerkannte Abart.” Sein Blick glitt unabsichtlich über ihr Dekollete, und plötzlich erinnerte er sich so deutlich, wie zart sich ihre Haut angefühlt hatte, dass er verwirrt zum Whisky griff. Da er kein Glas hatte, trank er gleich aus der Flasche. Richtig so! dachte er. Betrink dich nur! Mal sehen, wie viel dummes Zeug du bis zum Morgen reden kannst!
    Er fand, sie waren beide schon ein bisschen angesäuselt, aber Kate half der Alkohol offenbar, sich zu entkrampfen. Es war ihr sogar gerade gelungen, ihn zu beleidigen. Das musste ein gutes Zeichen sein.
    Sie starrte in ihr Glas und sagte: „Ich hasse Whisky.” Dann kippte sie den Rest hinunter.
    „Scheint so. Aber ich habe noch welchen.”
    Sie betrachtete ihn argwöhnisch. „Du willst mich wohl betrunken machen, was?”
    „Wie kommst du denn darauf?” Lachend schob er ihr die Flasche hin.
    Kate füllte sich angewidert das Glas auf. „Guter alter Jack Daniels. Er war Dads Lieblingsmarke.” Seufzend verschloss sie die Flasche mit zittriger Hand. „Dad schwor, das Zeug sei reine Medizin. Er hasste meine Ermahnungen übers Trinken. Meine Güte, er würde sich kranklachen, wenn er mich jetzt sehen könnte.” Sie trank einen Schluck und schauderte. „Vielleicht hatte Dad recht, alles, was so scheußlich schmeckt, muss Medizin sein.”
    „Ich entnehme daraus, dass dein Vater kein Arzt war.”
    „Er wäre es gern geworden.” Sie schaute trübsinnig in ihr Glas.
    „Sein Traum war, Landarzt zu sein. Einer, der Geburtshilfe leistet und als Lohn zwei Dutzend Eier bekommt. Aber es entwickelte sich nicht so. Ich kam auf die Welt, und sie brauchten Geld. Er hatte einen Reparaturladen in Sacramento. Er war sehr geschickt. Er konnte alles reparieren, vom Fernseher bis zur Waschmaschine. Siebzehn Patente hat er angemeldet, die ihm keinen Penny einbrachten. Mit Ausnahme vielleicht des Handy Dandy-Apfelschneiders.” Sie blickte hoffnungsvoll auf. „Hast du je davon gehört?”
    „Tut mir Leid, nein.”
    Kate zuckte die Schultern. „Sonst auch niemand.”
    „Und was macht man damit?”
    „Zack, und im Handumdrehen hast du sechs gleiche Apfelstücke.” Da er schwieg, fuhr sie wehmütig lächelnd fort: „Ich sehe, du bist schrecklich beeindruckt.”
    „Das bin ich wirklich. Ich bin beeindruckt, dass dein Vater dich erfunden hat. Er muss sehr glücklich gewesen sein, als du Ärztin wurdest.”
    „Ja, nach meinem Examen sagte er mir, es sei der glücklichste Tag seines Lebens.” Sie räusperte sich und fügte hinzu: „Nach Dads Tod verkaufte Mom den Laden. Sie heiratete einen angesehenen Bankier in San Francisco, einen hochnäsigen Kerl. Wir können uns nicht ausstehen.” Sie blickte wieder in ihr Glas. „Ich denke oft an den Laden. Mir fehlt der kleine verkramte Keller mit all den nutzlosen Sachen und mir fehlt …”
    David merkte, dass sie den Tränen nahe war, und er flehte, sie möge nicht zu weinen anfangen, denn er wusste nicht, was er dann tun sollte. Dies war nicht seine Kanzlei, dies war sein Wohnzimmer. Und Kate war nicht irgendeine Klientin, sondern eine Frau,

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