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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kommen sollen, doch es ist uns bei der ersten Untersuchung irgendwie entgangen. Wir fragten Mrs. Tanaka, ob ihr Mann Feinde gehabt habe. Sie nannte uns einige Namen, und wir überprüften sie, allerdings ergebnislos. Dann erwähnte sie noch, dass vor fünf Jahren ein Irrer versucht habe, ihren Mann umzubringen. Sie konnte sich an den Namen nicht mehr erinnern, und soweit sie wisse, sei der Mann noch in der Nervenklinik. Wir besorgten uns die Akte, es war Charlie Decker. Und heute Morgen erhielten wir den Bericht vom Labor. Die Fingerabdrücke auf dem Türknauf der Wohnung von Ann Richter sind von Charlie Decker.” Pokie blickte Kate an. „Und jetzt hat unsere Zeugin ihn auch noch identifiziert. Ich würde sagen, wir haben unseren Mann.”
    „Was für ein Motiv hat er?”
    „Ich sagte schon, er ist verrückt.”
    „Das sind Tausende anderer auch, ohne dass sie töten. Warum wurde er zum Killer?”
    „Ich bin nicht sein Psychiater.”
    „Aber Sie haben eine Antwort, oder?”
    Pokie zuckte die Schultern und sah David nachdenklich an.
    „Ich habe lediglich eine Theorie.”
    „Dieser Mann hat mein Leben bedroht, Leutnant”, wandte Kate ein. „Ich denke, ich habe das Recht, mehr zu erfahren als seinen Namen.”
    „Das stimmt”, pflichtete David ihr bei. „Auch wenn es nicht im Polizeihandbuch steht, hat sie das Recht zu erfahren, wer Charles Decker ist.”
    Seufzend zog Pokie ein Notizbuch aus dem Schreibtisch und blätterte es durch. „Okay, das habe ich bisher herausgefunden: Decker, Charles Louis, weiß, männlich, geboren in Cleveland, neununddreißig Jahre alt. Eltern geschieden. Bruder im Alter von fünfzehn Jahren bei Gang-Auseinandersetzungen ums Leben gekommen. Toller Start, was? Eine Schwester, verheiratet, lebt in Florida.”
    „Haben Sie mit ihr gesprochen?”
    „Von ihr haben wir die meisten Informationen. Also weiter: trat mit einundzwanzig der Navy bei. An verschiedenen Standorten stationiert. San Diego, Bremerton. Diente als Assistent des Schiffsarztes auf der USS Cimarron. Nach Auskunft seiner Vorgesetzten war Decker ein Einzelgänger. Emotionale Probleme waren nicht bekannt.” Pokie schnaubte: „So viel zur Genauigkeit von Militärakten.” Er blätterte weiter. „Decker hatte eine saubere Personalakte, einige Belobigungen. Offenbar war er auf dem Weg nach oben. Und dann vor fünf Jahren passierte es.”
    „Nervenzusammenbruch?” fragte David.
    „Schlimmer. Er lief praktisch Amok, und alles wegen einer Frau.”
    „Sie meinen, er hatte eine Freundin?”
    „Ja, ein Mädchen, das er hier auf den Inseln kennen gelernt hatte. Er bat um Heiratserlaubnis und erhielt sie. Doch dann lief sein Schiff unverhofft für sechs Monate zu einem Geheimauftrag aus. Ein anderer Seemann sagte, dass Decker jede freie Minute in seiner Kabine verbrachte und Gedichte für sie geschrieben hat. Er war verrückt nach ihr. Jedenfalls, als die Cimarron zurückkehrte, wartete sein Mädchen nicht am Pier. Und ab jetzt wird es ungenau. Wir wissen nur, dass Decker sich unerlaubt vom Schiff entfernte. Er brauchte nicht lange, um herauszufinden, was passiert war.”
    „Sie hatte einen anderen”, vermutete David.
    „Nein, sie war tot.”
    Es entstand ein längeres Schweigen. Im Nachbarbüro läutete ein Telefon, und Schreibmaschinen klapperten unaufhörlich.
    „Was ist ihr zugestoßen?” fragte Kate leise.
    „Komplikationen bei der Geburt ihres Kindes”, erklärte Pokie. „Sie hatte eine Art Schlaganfall im Kreißsaal. Das Baby, ein Mädchen, starb ebenfalls. Decker wusste gar nicht, dass seine Freundin schwanger von ihm war. Jedenfalls verlor er da wohl den Boden unter den Füßen. Er erfuhr, dass Dr. Tanaka der behandelnde Arzt gewesen war. Laut Polizeibericht drang er in die Privatklinik ein und versuchte den Arzt zu erwürgen. Die Polizei kam und nahm Decker fest. Am nächsten Tag wurde er auf Kaution freigelassen. Er kaufte sich eine Waffe, aber nicht, um den Arzt zu erschießen. Er steckte sich den Lauf in den Mund und drückte ab.”
    Die endgültige Tat, dachte Kate. Er musste diese Frau wirklich geliebt haben. Aber der Mann war nicht tot, er lief herum und brachte Menschen um.
    Pokie bemerkte ihren fragenden Blick, nachdem er sein Notizbuch zugeklappt hatte. „Es war eine billige Waffe. Sie hatte eine Fehlzündung und zerstörte ihm Mund und Rachen. Decker überlebte. Nach einigen Monaten in einer Rehabilitationsklinik kam er in die Nervenklinik. In den Berichten steht, dass alle Lebensfunktionen

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