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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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entsprechend präparierte hineinlegen.”
    „So leicht ist das also.”
    „Ja, so leicht.” Ihr Blick wanderte zögernd zum OP-Tisch. „Unsere Patienten sind wirklich völlig hilflos. Wir haben hier die absolute Kontrolle über ihr Leben. Beängstigend. So habe ich das noch nie gesehen.”
    „Dann ist ein Mord im OP gar nicht so schwierig.”
    „Nein, offenbar nicht.”
    „Bliebe noch das EKG, wie hat er das manipuliert?”
    „Dazu müsste er an die Patientenkartei herankommen, und die wird im Schwesternzimmer in den Abteilungen aufbewahrt.”
    „Klingt schwierig. Dort wimmelt es doch von Schwestern.”
    „Richtig. Aber selbst heutzutage lassen sie sich noch von einem Arztkittel einschüchtern. Ich wette, wenn wir dich richtig ausstaffieren, kannst du dir Zutritt verschaffen, ohne gefragt zu werden.”
    Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wollen wir es versuchen?”
    „Du meinst jetzt?”
    „Sicher. Gib mir einen Arztkittel. Ich wollte schon immer gerne einmal Doktor spielen.”
    Kate brauchte keine Minute, um im Umkleideraum für die Chirurgen einen einsam hängenden Arztkittel aufzutreiben. Die Kaffeeflecke auf der Vorderseite wiesen ihn als den von Guy Santini aus, und die Größe bestätigte es.
    „Ich wusste gar nicht, dass King Kong auch in eurem Team ist”, murmelte David, als er den großen Kittel anzog. Er knöpfte ihn zu und stand stramm. „Nun, was meinst du? Werden sich die Schwestern bei meinem Anblick totlachen?”
    Kate trat zurück und betrachtete ihn kritisch. Die Schultern hingen auf den Armen, eine Seite des Kragens stand hoch, und trotzdem wirkte er unwiderstehlich und auf eine seltsame Art unangreifbar. Sie glättete ihm den Kragen, wobei ihr der kurze Kontakt mit seiner Haut sehr angenehm war. „So geht es”, meinte sie.
    „Sehe ich denn so schlimm aus?” Er schaute auf die Kaffeeflecke. „Ich komme mir ziemlich schlampig vor.”
    „Der Besitzer dieses Kittels ist schlampig. Also mach dir keine Gedanken, du passt gut hinein.” Auf dem Weg zum Fahrstuhl fügte sie hinzu: „Du musst jetzt anfangen, wie ein Doktor zu denken. Versetz dich in die richtige Stimmung. Du weißt, du bist brillant, hingebungsvoll und mitfühlend.”
    „Nicht zu vergessen, bescheiden.”
    Sie klopfte ihm auf den Rücken. „Dann ab mit dir, Doktor.”
    Er betrat den Fahrstuhl. „Aber geh nicht weg. Falls ich entlarvt werde, brauche ich deine Hilfe.”
    „Ich warte im OP. Ach, David, noch etwas. Begeh keinen Kunstfehler, sonst musst du dich selbst verklagen.”
    Er verdrehte die Augen, als sich die Türen schlossen. Leise surrend setzte sich der Lift in Bewegung zur dritten Etage. Es war ein simpler Test. Selbst wenn David enttarnt wurde, genügte ein Wort von ihr, die Sache aufzuklären. Es konnte nichts schief gehen, trotzdem war Kate leicht beunruhigt, als sie den Flur entlangging.
    Im OP 5 nahm sie ihren gewohnten Platz am Kopfende des Tisches ein und dachte an die vielen Stunden, die sie in dieser kleinen sicheren Welt verbracht hatte.
    Der Klang einer zuschlagenden Tür ließ sie aufmerken. War David schon zurück? War etwas passiert? Sie hopste vom Hocker, drückte die Tür zum Korridor auf und blieb stehen.
    Aus OP 7, ein Stück den Flur hinunter, drang ein schwacher Lichtschein. Kate lauschte und hörte, dass jemand Schubladen aufzog und wieder schloss. Irgendwer durchwühlte die Vorräte, eine Krankenschwester … oder jemand, der nicht hierher gehörte?
    Sie blickte zum Ende des Korridors, der ihre einzige Fluchtroute war. Der Empfangstresen lag um die Ecke. Wenn sie unerkannt am OP 7 vorbeikam, konnte sie hinauslaufen und den Wachdienst alarmieren. Sie musste sich sofort entscheiden. Wer in OP 7 war, ging vielleicht auch in die anderen OPs. Wenn sie sich nicht augenblicklich bewegte, saß sie in der Falle.
    Auf leisen Sohlen schlich sie voran. Das Zuschlagen einer Schranktür verriet ihr jedoch, dass sie es nicht schaffen würde. Die Tür zum OP 7 schwang plötzlich auf. Von Panik ergriffen wich Kate zurück und sah Dr. Clarence Avery wie erstarrt im Türrahmen stehen. Etwas entglitt seiner Hand, und das Zersplittern von Glas klang unnatürlich laut in dem leeren Flur. Kate blickte in sein blasses, geradezu blutleeres Gesicht und fürchtete, er würde einen Herzanfall bekommen.
    „Doktor … Doktor Chesne”, stammelte er. „Ich habe nicht erwartet … ich meine, ich …” Sein Blick glitt langsam zu den Scherben am Boden. Er schüttelte hilflos den Kopf. „Was habe ich nur

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