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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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heraushalten. Das gelingt nur durch einen stillschweigenden außergerichtlichen Vergleich. Wir brauchen lediglich Ihre Zustimmung. Ich werde die Verhandlungen bei einer halben Million beginnen, aber vermutlich wollen die mehr.”
    Es erschien Kate obszön, ein Menschenleben in Geld aufzuwiegen. „Nein”, sagte sie.
    „Wie bitte?” fragte der Anwalt verdutzt.
    „Bis zum Prozess habe ich alle notwendigen Beweise für meine Unschuld.”
    „Es gibt keinen Prozess, Doktor. Dieser Fall wird vorher beigelegt, mit oder ohne Ihre Erlaubnis.”
    „Dann nehme ich mir eben einen eigenen Anwalt, der meine Interessen vertritt und nicht die des Krankenhauses”, gab sie zurück.
    Die beiden Männer sahen sich an, und der Anwalt erwiderte unfreundlich: „Ihnen ist wohl nicht klar, was ein Gerichtsverfahren bedeutet. Sie werden als Beklagte allein dastehen, und David Ransom wird Sie mit Wonne demontieren. Ich habe das schon erlebt.”
    „Mr. Ransom hat den Fall abgegeben.”
    Er schnaubte: „Woher haben Sie das denn?”
    „Er hat es mir selbst gesagt, als ich letzte Woche in seinem Büro war und ihm von dem EKG erzählte.”
    „Allmächtiger!” Der Anwalt warf seinen Kuli in die Aktentasche. „Also, Leute, das war’s. Jetzt haben wir echte Probleme. Er wird Ihre verrückte Geschichte benutzen, um eine höhere Entschädigung herauszuschlagen.”
    „Aber wieso denn? Er hat mir geglaubt, deshalb hat er den Fall ja an einen Kollegen abgegeben …”
    „Er hat Ihnen bestimmt nicht geglaubt! Ich kenne den Mann besser!”
    Ich auch! hätte sie am liebsten geschrien. Doch das hatte keinen Sinn, die zwei würden ihr sowieso nicht glauben. Kate schüttelte nur den Kopf. „Ich stimme einem Vergleich nicht zu.”
    Der Anwalt klappte seine Aktentasche zu und wandte sich frustriert an Bettencourt. „George?”
    Kate blickte den Verwaltungschef an, der sie mit unbewegtem Pokergesicht betrachtete. „Ich bin besorgt um Ihre Zukunft, Dr. Chesne. Möglicherweise wird der Disziplinarausschuss in Ihrem Fall harsch urteilen. Das würde sofortigen Hinauswurf bedeuten. Ein Schandfleck in Ihrer Personalakte. Deshalb biete ich Ihnen diesen Ausweg an.” Er schob ihr eine vorbereitete Kündigung hin.
    „Wenn Sie hier unterzeichnen, erscheint nichts weiter in Ihrer Akte. Und selbst wenn es noch zu einem Prozess kommen sollte, bekämen Sie trotzdem wieder eine Anstellung als Arzt, wenn auch nicht in dieser Stadt.” Er reichte ihr einen Füllhalter. „Unterzeichnen Sie. Es ist zu Ihrem Besten.”
    Kate starrte nur auf das Papier.
    „Wir warten, Dr. Chesne”, drängte George Bettencourt.
    Kate stand auf, sah ihm in die Augen und zerriss das Blatt. „Da haben Sie Ihre Kündigung”, sagte sie und ging hinaus.
    Als Kate am Verwaltungstrakt vorbeikam, wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. Sie hatte eine ausgestreckte Hand ausgeschlagen. Jetzt musste sie diese Sache bis zum Ende durchstehen.
    Es war Viertel nach fünf. Auf dem Flur war nur noch das Reinigungspersonal. Die letzten Sekretärinnen gingen zum Fahrstuhl. Am Ende des Korridors schimmerte unter Dr. Averys Bürotür ein schwacher Lichtschein hindurch. Kate fragte sich, warum er nicht bei der Anhörung gewesen war. Sie ging in sein Büro und war enttäuscht, nur seine Sekretärin anzutreffen. „Ist Dr. Avery noch im Hospital?” fragte sie.
    „Haben Sie es denn nicht gehört?” Die Sekretärin blickte traurig das Foto auf dem Schreibtisch an. „Seine Frau ist letzte Nacht in einem Pflegeheim gestorben. Es kam ziemlich unerwartet. Man vermutet eine Herzattacke … Geht es Ihnen gut, Dr. Chesne? Sie sehen krank aus.”
    „Danke, es … es ist schon okay.” Benommen ging Kate zum Lift. Während sie in die Eingangshalle hinunterfuhr, erinnerte sie sich deutlich an die zerbrochene Ampulle und Dr. Averys Worte: Ich muss sie einschläfern, es ist besser, wenn ich es mache.
    Als sie in die grelle Halle hinaustrat, wollte sie nur noch wegrennen und irgendwo Schutz suchen … am liebsten bei David. Sie musste unbedingt zu ihm. Kate eilte zum Auto und fuhr los. Doch in der Rushhour kam sie nicht so schnell voran, wie sie wollte. Mit jeder Minute steigerte sich ihre Angst, David nicht mehr anzutreffen und vor der geschlossenen Bürotür zu stehen. Bitte, sei da! betete sie im Stillen. Bitte!
    „Mr. Ransom, ich möchte nur eine Erklärung haben. Vor einer Woche sagten Sie, unsere Chancen zu gewinnen seien gut, und jetzt ziehen Sie sich aus dem Fall zurück. Warum?”
    David blickte

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