Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Arbeit sei?”
„Ich wollte sie aus dem Büro haben.”
„Und wie fand sie die Tatsache, dass du dich in diesem Prozess auf beiden Seiten tummelst?”
„Für eine intelligente Frau hast du erstaunliche Probleme zu begreifen, dass ich den Fall freiwillig und endgültig abgegeben habe. Mary O’Brien verlangte eine Erklärung dafür.”
„Hast du ihr von uns erzählt?”
„Bin ich verrückt? Ich gestehe doch nicht freiwillig, dass ich mich mit der Gegenseite im Heu gerollt habe.”
Seine Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht, da sie ihre Liebesbeziehung zu etwas Billigem machten. Für David war es offenbar eine flüchtige Affäre gewesen, die ihm nur Komplikationen einbrachte: eine verärgerte Klientin, den Rückzug aus dem Fall und die Demütigung, eine verbotene Romanze gestehen zu müssen, die er unbedingt geheim halten wollte. Aber man hielt wohl nur Dinge geheim, deren man sich schämte.
„Dann war ich nichts weiter als eine flüchtige Affäre, nicht wahr? Keine Sorge, David, ich bereite dir keine Ungelegenheiten mehr.”
Kate wollte aufstehen, doch er sagte scharf: „Setz dich!” und fügte freundlicher hinzu: „Bitte!” Die Kellnerin stellte zwei Bier hin. Nachdem sie fort war, erklärte David: „Du warst nicht nur eine flüchtige Affäre, und was ich in meiner Freizeit mache, geht die O’Briens nichts an. Aber es war mir unangenehm, mich vor Mrs. O’Brien so herauswinden zu müssen.” Kate starrte in ihr Glas. Sie hasste Bier, sie hasste Streitereien, und am meisten hasste sie diesen Abgrund zwischen ihnen. „Tut mir Leid, wenn ich voreilige Schlüsse gezogen habe. Aber ich habe Anwälten eben nie getraut.”
„Und ich traue Ärzten nicht. Dann sind wir quitt.”
Nach längerem Schweigen fragte Kate: „Kannst du wirklich Schwierigkeiten bekommen? Und wenn sich die O’Briens nun an ein Aufsichtsgremium wenden?”
„Ich habe keine Angst. Schlimmstenfalls verliere ich meine Zulassung oder lande im Gefängnis”, erwiderte er mit Galgenhumor. „Da fällt mir ein, wie war deine Anhörung?”
„Schlecht. Sie ging gegen mich aus. Meine Fürsorge für die Patientin war ihrer Ansicht nach nicht ausreichend, was wohl eine freundliche Umschreibung dafür ist, dass ich eine lausige Ärztin bin.” David nahm wortlos ihre Hand und drückte sie mitfühlend. „Es ist seltsam. Ich wollte immer nur Ärztin sein. Und jetzt, da ich meinen Job verliere, merke ich, dass ich nichts anderes kann. Ich kann nicht tippen, keine Diktate aufnehmen, ich kann nicht einmal kochen.”
„Das ist allerdings ein schwer wiegender Mangel. Vielleicht musst du an Straßenecken betteln.”
Schwach lächelnd fragte Kate: „Wirfst du mir eine Münze in den Hut?”
„Ich tue sogar noch mehr, ich spendiere dir ein Essen.”
„Danke, aber ich habe keinen Hunger.”
„Du solltest das Angebot annehmen, wer weiß, wo dein nächstes Essen herkommt.”
Kate sah ihn an. „Ich möchte nur nach Hause mit dir und in den Arm genommen werden. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.”
David kam um den Tisch herum, setzte sich neben sie und zog sie an sich. Genau das brauchte sie jetzt, die beschützende Umarmung eines Freundes.
Die Kellnerin räusperte sich neben ihnen und fragte: „Möchten Sie sonst noch etwas?”
„Ja”, antwortete David freundlich lächelnd, „unter uns sein.”
Als sich Kate nach dem Dinner wieder auf dem Beifahrersitz des BMW anschnallte, hatte sie wie stets das Gefühl, sich hier in einem sicheren Kokon zu befinden, wo ihr niemand etwas anhaben konnte. Dieses Gefühl hielt an, als sie den Pali Highway entlangfuhren, den Tunnel durch den Koolau Berg passierten und auf der anderen Seite die gewundene Straße den Hang hinabrollten. Doch dann schaute David stirnrunzelnd in den Rückspiegel und fluchte leise.
„Verdammt. Ich glaube, wir werden verfolgt.”
Kate sah sich ruckartig um und entdeckte in einiger Entfernung zwei Scheinwerfer. „Bist du sicher?”
„Ich habe ihn schon eine Weile im Auge, weil seine linke Parkleuchte defekt ist. Mal sehen, was er macht.” David ging mit dem Tempo bis unter die Geschwindigkeitsbegrenzung herunter, doch der Wagen überholte sie nicht. „Schlauer Bursche”, sagte David. „Er bleibt immer so weit zurück, dass ich sein Nummernschild nicht erkennen kann.”
„Dort ist eine Abzweigung. Bitte fahr ab! Ich will sehen, ob es uns weiter verfolgt.”
David bog in die schmale, fast von Buschwerk überwucherte Straße ein und gab Gas, dass
Weitere Kostenlose Bücher