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Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unruhe
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dort sah, versetzte den Techniker in Erstaunen.
    „Ja, es ist der Schatten von ... äh, irgend jemandem“, bestätigte er.
    Es sah aus wie der lange, gekrümmte Schatten eines Mannes mit grotesk langen Beinen, der sich über die schreiende Frau legte. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit einem natürlichen Schatten. Für den Techniker war das ein deutlicher Hinweis auf eine Fälschung, doch Mulder schien nicht an der Frage nach der Echtheit des Bildes interessiert zu sein. Er wollte wissen, was das Foto zu bedeuten hatte.

    Als Mulder wieder das Wort ergriff, sprach er sehr leise und mehr zu sich selbst.
    „Das ist der Schatten des Kidnappers. Er beugt sich über sie.“ Mit dem Finger folgte er den Konturen auf dem Bildschirm. „Ich denke, er steht über ihr, als wolle er ein Urteil über sie fällen.
    Fast wie ein Gott.“
    Der Fototechniker starrte Mulder unverwandt an. Nun wußte er, warum seine Kollegen ihn
    „Spooky“ nannten.
    Scully parkte den Explorer neben dem Gerüst vor einem Appartementgebäude in einer der teureren Wohngegenden der Stadt. An dem Gerüst prangte ein Schild, das darauf hinwies, daß dieses Haus vom Bauunternehmen Iskendarian renoviert wurde.
    Weit und breit war niemand zu sehen. Scully blickte auf die Uhr. Zwölf Uhr und dreißig Minuten, Mittagszeit - nicht gerade der beste Zeitpunkt, um mit den Arbeitern zu sprechen.
    Trotzdem stieg sie aus dem Wagen und bahnte sich einen Weg durch das aufgestapelte Baumaterial in das Gebäude hinein.
    Scully durchquerte die leeren Räume mit den hohen Decken, den frischverputzten Wänden und Verlattungen und fragte sich, ob das ganze Gebäude verlassen war. Nur hier und da erhellte das grelle Licht der Halogenarbeitslampen das Innere des unfertigen Hauses.

    „Entschuldigung“, rief Scully. „Ist hier jemand?
    Hallo?“
    Nur das Echo ihrer eigenen Stimme antwortete ihr. Sie ging um eine Mauerecke und stand vor einem rohen Treppenaufgang. Vorsichtig stieg sie hinauf, wobei ihr nur allzu bewußt war, daß auf jeder Seite der Stufen ein ungesicherter Abgrund gähnte. Sie ging bis zum zweiten Treppenabsatz und blickte sich um. Nun erst bemerkte sie, wie tief der Sturz in die scheinbar bodenlose Dunkelheit des Untergeschosses sein würde.
    Während sie ihre Suche fortsetzte, hörte sie ein schwaches, metallisches Geräusch, das irgendwo aus diesem Gebäude kommen mußte.
    „Hallo?“ rief sie wieder.
    Das Geräusch wurde lauter. Es kam auf sie zu.
    Scully drehte sich zu der Türöffnung um, durch die sie soeben gegangen war. Dort entdeckte sie einen Mann auf Stelzen.
    Zunächst konnte sie weder Kopf noch Schultern erkennen, da diese hinter der Oberkante der Türöffnung verborgen waren. Dann duckte sich der Mann und betrat mit klickenden Schritten den Raum. Scully schätzte seine Größe inklusive der Stukkateursstelzen auf zweieinhalb Meter.
    Gipsflecken zierten seine Kleidung.
    „Hi. Kann ich Ihnen helfen?“ fragte er freundlich.
    „Das hoffe ich“, entgegnete Scully. Sein angenehmes Auftreten in Verbindung mit dem jungenhaften Gesicht hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. „Sind Sie hier der Vorarbeiter?“
    „Ja, Ma'am“, antwortete er. „Mein Name ist Gerry Schnauz.“
    Scully hätte auf das Ma'am gut verzichten können. Immerhin schätzte sie, daß Gerry kaum ein paar Jahre älter als sie selber war. Den Kopf in den Nacken gelegt, zeigte sie ihm ihren Dienstausweis. Sie wünschte, er würde diese Stelzen abnehmen. Irgendwie fühlte sie sich unbehaglich, solange er so hoch vor ihr aufragte.
    „Ich bin Special Agent Dana Scully vom FBI.
    Ich muß Ihnen ein paar Fragen über die Tagelöhner stellen, die Sie angeheuert haben.“ Schnauz machte einen besorgten Eindruck.
    „Ist das. . . äh... so was wie eine Steuerprüfung?“
    „Nein, Sir“, schmunzelte Scully. „Ganz und gar nicht.“
    Der Mann atmete auf und lächelte sie an.
    „Tja, meine Leute sind in der Mittagspause -
    falls Sie mit einem von ihnen sprechen wollen“, sagte er. „Aber soweit ich weiß, sind heute keine Tagelöhner dabei.“
    Noch ehe sie eine weitere Frage stellen konnte, klingelte Scullys Handy. Sie zog es aus der Tasche und hob zugleich den Zeigefinger. „Entschuldigen Sie mich einen Moment.“

    „Ja, sicher“, nickte ihr Schnauz unbekümmert zu.
    Einige Meter von Schnauz entfernt drückte Scully die Sprechtaste.
    „Scully“, meldete sie sich, und am anderen Ende erklang Mulders Stimme.
    „Scully, ich bin's. Ich habe vielleicht etwas über unseren

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